Mopsfledermaus bringt geplanten Windpark ins Wanken

Waldweiler/Weiskirchen · Lösen sich wegen eines flatterhaften Tieres die Windkraftträume der Ortsgemeinde Waldweiler (Verbandsgemeinde Kell) und ihres saarländischen Nachbarn aus Weiskirchen auf? Die streng geschützte Mopsfledermaus soll im Bereich des geplanten Windparks am Teufelskopf/Schimmelkopf aufgetaucht sein und hat einen politischen Streit ausgelöst. Denn der Weiskircher Rathauschef Werner Hero fühlt sich von den Kellern schlecht informiert.

Der Bürgermeister von Weiskirchen ist merklich irritiert. "Gerüchteweise hört man davon, dass irgendein Gutachter die Wochenstube einer Mopsfledermaus irgendwo in der VG Kell gefunden hat. Genaueres wissen wir aber nicht", sagt der Weiskircher Rathaus-Chef Werner Hero (CDU). Das Auftauchen des streng geschützten Tiers könnte auch für die saarländische Gemeinde zum Problem werden. Denn gemeinsam mit ihren Nachbarn aus Waldweiler wollen die Weiskircher auf dem Grenzkamm am Teufelskopf/Schimmelkopf einen Windpark errichten (siehe Hintergrund). Sollte sich in diesem Bereich tatsächlich eine Wochenstube der Mopsfledermaus befinden, könnte das aber zum K.o.-Kriterium für den Bau der Anlagen werden. Bisher sieht eine in beiden Bundesländern gültige Richtlinie vor, dass um ein solches Quartier, in der die Weibchen ihre Jungtiere zur Welt bringen, ein Schutzradius von fünf Kilometern gilt.

Die Vorgeschichte: Weiskirchen und Waldweiler arbeiten bei ihrem Windkraftprojekt mit der Firma Juwi zusammen. In deren Auftrag hatten Gutachter während des Jahres 2012 Ausschau nach geschützten Tieren gehalten und dabei keine Wochenstube einer Mopsfledermaus ausgemacht. Deshalb wundert sich Hero über die "Gerüchte, die aus der VG Kell kommen".

"Unzureichend informiert"

Die Kritik: Der Weiskircher Gemeindechef ist vor allem deshalb sauer, weil er sich von seinem Keller Kollegen Werner Angsten (CDU) nur unzureichend informiert fühlt. "Ich habe den Eindruck, dass man bei der VG Kell etwas weiß, es uns aber nicht sagen will", so Hero. Er habe in Kell keine Auskünfte erhalten, wo sich das vermeintliche Fledermaus-Quartier genau befinden soll und sei damit vertröstet worden, dass im Herbst die Ergebnisse eines Gutachtens vorliegen sollen. Dieses hat die VG Kell wegen ihren eigenen Windkraftpläne beim Trierer Büro FÖA in Auftrag gegeben. Hero betont, "dass wir uns schon ein bisschen veräppelt fühlen". Auch der Waldweiler Gemeindechef Manfred Rauber (SPD) kritisiert die Informationspolitik der VG Kell: "Ich würde mir schon mehr Offenheit wünschen. Wenn das mit der Wochenstube stimmt, müssten wir damit leben. Bisher kennen wir aber auch nur die Gerüchte. Wir wissen nur, dass angeblich etwas festgestellt wurde".

Reaktion aus Kell: Angsten betont auf Anfrage. "Die genauen Koordinaten kennen wir selbst nicht. Deshalb können wir auch nicht mehr sagen." Allerdings habe sich bei den laufenden Untersuchungen des Büros FÖA die Vermutung manifestiert, dass es auch in Richtung Teufelskopf eine Fledermaus-Wochenstube befinde - und zwar wahrscheinlich "in einigen Hundert Metern Entfernung zur saarländischen Grenze", so Angsten. Die Gutachter hätten dies herausgefunden, als sie am geplanten Windkraftstandort Manderner Rodung ebenfalls die geschützten Tiere gefunden und mit Sendern ausgestattet hätten. Eins von ihnen sei in Richtung Teufelskopf davongeflogen. Auch im Bereich des möglichen Windkraftstandorts Kell/Reinsfeld gebe es wahrscheinlich eine Wochenstube, so Angsten.

Er weist den Vorwurf ungenügender Informationspolitik zurück und fordert stattdessen vom Land, "endlich Klarheit zu schaffen". Die Mopsfledermaus sei ja an mehreren Stellen der Region nachgewiesen worden. Man müsse schnell Gewissheit haben, ob es tatsächlich bei der Richtlinie des Fünf-Kilometer-Schutzradius bleibt oder diese strengen Vorgaben eventuell gelockert werden.

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HintergrundDie Gemeinden Weiskirchen und Waldweiler wollen im Bereich Teufelskopf/Schimmelkopf insgesamt sieben Räder aufstellen. Davon würden sich vier auf saarländischer, drei auf rheinland-pfälzischer Seite drehen. Der Windpark ist in der VG Kell politisch umstritten - zum Beispiel sind die Nachbarn von Waldweiler aus Schillingen dagegen. Eine Entscheidung über die künftigen Windkraftstandorte in der VG steht aus. Derzeit läuft das Verfahren zur Änderung des Flächennutzungsplans, zu dem unter anderem auch Gutachten im Hinblick auf den Artenschutz gehören. Auf saarländischer Seite ist man weiter. Die Gemeinde Weiskirchen befindet sich für ihre vier Räder schon im Genehmigungsverfahren. Laut Bürgermeister Hero soll dies nach ursprünglicher Planung bis Ende des Jahres abgeschlossen sein. Für Anfang 2014 waren Rodungsarbeiten und dann der Bau der Räder vorgesehen. Jetzt sei zu befürchten, "dass wir im Verfahren eine Ehrenrunde drehen müssen", so Hero. Schlimmstenfalls stehe das ganze Projekt auf der Kippe. "Dabei geht es allein für uns um 400 000 Euro Einnahmen pro Jahr". Auch Waldweiler hat mit ihrem Vertragspartner Einnahmen von 100 000 Euro pro Rad und Jahr ausgehandelt. ax

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