Mobbing-Opfer finden Rat und Hilfe in der Klinik Berus

Kreis Neunkirchen/Berus. Depressionen, Burnout, Bauchschmerzen, Schlafstörungen, Unruhezustände, Tinnitus - alles Krankheiten, die häufig bei Mobbing-Opfern auftreten. Diplompsychologe Dr. Josef Schwickerath, der in der Klinik Berus im Europäischen Zentrum für Psychosomatik und Verhaltensmedizin arbeitet, hat seit 1998 mehr als 2000 Betroffene behandelt

Kreis Neunkirchen/Berus. Depressionen, Burnout, Bauchschmerzen, Schlafstörungen, Unruhezustände, Tinnitus - alles Krankheiten, die häufig bei Mobbing-Opfern auftreten. Diplompsychologe Dr. Josef Schwickerath, der in der Klinik Berus im Europäischen Zentrum für Psychosomatik und Verhaltensmedizin arbeitet, hat seit 1998 mehr als 2000 Betroffene behandelt. Schwickerath erinnert sich an einen ehemaligen Patienten: "Der 50-Jährige musste sich jedes Mal übergeben, wenn er an seiner Arbeitsstelle nur vorbei fuhr." Und das sei kein Einzelfall. Allerdings fällt es Schwickerath schwer, von härteren oder leichteren Fällen zu sprechen: "Subjektiv gesehen leiden alle Patienten gleich stark."Viele Patienten kommen sogar aus Frankreich, um sich in Berus behandeln zu lassen. Schwickerath hat mehrere Bücher und Fachartikel zu dem Thema veröffentlicht. Vielen Mobbing-Opfern sei ihre Arbeit sehr wichtig, betont Schwickerath. Sie verausgaben sich eher, resignieren aber auch schneller. Meist fehle ihnen die Fähigkeit, sich zu distanzieren. Zudem falle es diesen Menschen meist schwer, Nein zu sagen. "Sie können ihre Arbeit nicht abschließen."

"Die meisten Patienten, die zu uns kommen, wurden auf Depression diagnostiziert", erklärt Schwickerath. Mit dieser Diagnose können sie behandelt werden. Es müsse nämlich eine Krankheit da sein, damit die Krankenkasse die Behandlungskosten übernimmt. Doch soweit muss es nicht kommen: Der Experte empfiehlt, erste Anzeichen rechtzeitig wahrzunehmen und nicht zu warten, bis Beschwerden bereits chronisch sind. Entscheiden sich Betroffene für eine Therapie, kann die mehrere Wochen dauern. "Wir haben die Therapie hier in Berus in vier Phasen eingeteilt", erklärt Schwickerath. Am Anfang solle der Patient zunächst einmal Distanz gewinnen zu dem, was passiert ist. Dann stehe im Vordergrund zu verstehen, was passiert ist. In der dritten Phase ginge es darum, eine Entscheidung zu treffen: Kann und will ich wieder zurück an meinen Arbeitsplatz? Ist das geklärt, arbeiten die Patienten an ihrem Selbstbewusstsein und ihrem Handeln. In der Therapie muss geklärt werden, wo es hingeht. "20 Prozent gehen zurück an die alte Arbeitsstelle, die Übrigen werden versetzt oder bekommen neue Aufgaben", sagt Schwickerath. Doch der Psychologe weiß: Hat der Betroffene eine Strategie gefunden, mit dem Problem umzugehen, müssen die körperlichen Beschwerden noch nicht verschwunden sein.

In jedem Fall ist es empfehlenswert, Probleme auf der Arbeit frühstmöglich anzusprechen. nkl

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