Mittwochs unterwegs bei Wind und Wetter

Dorf. Das Thermometer zeigt knapp unter null Grad. Auf den Straßen liegt Schnee, Nebel verdeckt die Sicht. Aber echten Wanderern macht so ein Wetter nichts aus. Für sie zählt alleine die Strecke, die Stunden an der frischen Luft und das gute Gefühl, etwas für sich und ihre Gesundheit tun zu können

 35 Frauen und Männer nahmen an der Jubiläumswanderung teil. Foto: Michael Stephan

35 Frauen und Männer nahmen an der Jubiläumswanderung teil. Foto: Michael Stephan

Dorf. Das Thermometer zeigt knapp unter null Grad. Auf den Straßen liegt Schnee, Nebel verdeckt die Sicht. Aber echten Wanderern macht so ein Wetter nichts aus. Für sie zählt alleine die Strecke, die Stunden an der frischen Luft und das gute Gefühl, etwas für sich und ihre Gesundheit tun zu können. "Wir gehen bei Wind und Wetter", betont Wanderführer Friedhelm Reiter selbstbewusst. Wir, das ist eine offene Wandergruppe unter der Ägide der Vereinsgemeinschaft des Dorfes im Bohnental, die seit dem 9. Oktober des Jahres 2002 Woche für Woche die Region auf Schusters Rappen erkundet. Am vergangenen Mittwoch stand die inzwischen 300. Wanderung auf dem Plan. "Unter den Pensionären im Ort hatten wir immer wieder darüber gesprochen, regelmäßig gemeinsam wandern zu gehen", erinnert sich Reiter. Zunächst habe man aber keinen Termin gefunden. Der eine musste montags zum Arzt, der andere dienstags zur Krankengymnastik und so weiter. "Nur mittwochs war eigentlich nix, da hat kein Doktor auf", lacht der 63-Jährige. Beim Mittwoch als festen Termin ist es bis heute geblieben. Seitdem treffen sich die Wanderwilligen immer um 13.30 Uhr in der kalten oder um 14.30 Uhr in der warmen Jahreszeit vor der alten Schule in Dorf und machen sich auf die von einem der fünf Wanderführer ausgekundschaftete Strecke. Inzwischen nehmen daran weit mehr Menschen teil, als nur die Pensionäre aus Dorf. Im Durchschnitt gehen 22 Frauen und Männer mit, wandern gemeinsam bis zu 27 Kilometer. 89 394 Kilometer haben die Wanderer bis heute zurückgelegt, 559 Personen bisher daran teilgenommen. "Das sind fast doppelt so viele wie Dorf Einwohner hat", weiß Reiter, der auch Ortsvorsteher des zur Gemeinde Schmelz gehörenden Ortes ist.Bürgermeister wandert mit Zur Jubiläumswanderung kann Reiter 35 Frauen und Männer zwischen 25 und 75 Jahren begrüßen, darunter auch der Schmelzer Bürgermeister Armin Emanuel, der zwei- bis dreimal im Jahr teilnimmt. Vor ihnen liegen elf Kilometer, die es in sich haben. "Die Strecke ist eigentlich mittelschwer, durch den Schnee aber noch etwas schwerer zu laufen", sagt Reiter. Und das obwohl der Ortsvorsteher die Strecke angesichts der Witterungsverhältnisse bereits vor Beginn etwas entschärft hat und besonders steile Auf- und Abstiege außen vor lassen wird. Fünf Kilometer geht es zunächst durch den Wald über den geologischen Wanderweg Dorf. Jetzt ist noch Luft und Muße da, in Erinnerungen zu schwelgen. "Hier haben wir als Kinder immer gespielt", sagt einer. "Aus dieser Quelle habe ich schon getrunken", ein anderer. Nach rund einer Stunde und nicht zu verachtenden ersten Steigungen ist die Gruppe auf 310 Metern Höhe angekommen und macht sich auf den Weg zum auf 230 Meter fließenden Sollbach. Hier verläuft die Grenze zwischen Schmelz und der Stadt Wadern. "Zwischen 1920 und 1935 war hier auch die Grenze zwischen dem Saargebiet und dem Deutschen Reich", weiß Reiter. "Wir wandern jetzt also auf alten Schmugglerpfaden." Zumindest die ersten Kilometer auf dem "Weg des Wassers" sind zur Abwechslung einmal flach. Das ändert sich bald mit einem weiteren Aufstieg auf 390 Meter in Richtung Vogelsbüsch. Spätestens jetzt sind die mitgebrachten Handschuhe überflüssig geworden. Dann geht's wieder runter zum Sollbach und gleich darauf wieder rauf zum höchsten Punkt der Wanderstrecke auf 410 Meter auf Dorfer Bann. Zum Glück hat man hier einen erfahrenen Wanderführer dabei, der die Gegend kennt. Denn leider werden immer wieder die Wanderweg-Hinweisschilder abgerissen, bedauert Reiter. "Vor sechs Jahren hätten wir uns nicht träumen lassen, dass unsere wöchentlichen Wanderungen so gut angenommen werden", freut sich der Dorfer Ortsvorsteher. mgs

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