Mittagessen für 40 Bedürftige

Saarlouis. Gähnende Leere herrschte gestern in der Saarlouiser Oase, ein für die Uhrzeit ungewohntes Bild. Denn eigentlich ist in der Anlaufstelle für Obdachlose und Bedürftige um die Mittagszeit reges Treiben, aber nun ist die Küche kalt geblieben. Der Grund hieß Berthold Kiefer

 Berthold Kiefer trägt einen Teller an einen Tisch. Foto: hth

Berthold Kiefer trägt einen Teller an einen Tisch. Foto: hth

Saarlouis. Gähnende Leere herrschte gestern in der Saarlouiser Oase, ein für die Uhrzeit ungewohntes Bild. Denn eigentlich ist in der Anlaufstelle für Obdachlose und Bedürftige um die Mittagszeit reges Treiben, aber nun ist die Küche kalt geblieben. Der Grund hieß Berthold Kiefer. Er hatte nämlich alle Bedürftigen zu sich in den Saarlouiser Stadtkrug eingeladen und kredenzte ein deftiges Mittagessen. Die Idee dazu hatte seine verstorbene Frau, er setzte sie jetzt um.

"Jeder macht einen Neujahrsempfang und lädt die Prominenz ein. Ich dachte, ich lade die ein, denen es nicht so gut geht und die eine Mahlzeit dringend brauchen", erklärte der Wirt. Mit der Caritas, als Träger der Oase, habe er sich abgesprochen, und Oasen-Leiterin Stefanie Durst hat für diese tolle Aktion tüchtig die Werbetrommel gerührt.

Obwohl es, wie Durst weiß, gar nicht so einfach ist, obdachlose und bedürftige Menschen aus ihrem gewohnten Umfeld zu nehmen. "Wir haben etwa 25 Personen quasi an die Hand nehmen müssen und sie in den Stadtkrug gebracht", erklärte die Oasen-Leiterin. Aber es brauchte auch nicht lange, bis sich die Aktion in der Szene herumgesprochen hatte und bei manchen dann auch die Hemmungen, einfach mal vorbeizuschauen, schwanden.

Mehr als 40 Bedürftige ließen es sich in einem an das Lokal angebauten, beheizten Zelt gut gehen. Die Tische waren nett hergerichtet, darauf lagen Servietten mit kleinen Herzen und einem "Bon Appetit". Ein guter Appetit war auch das Einzige, was die Bedürftigen dabei haben mussten, ansonsten durften sie sich verwöhnen lassen.

Auf der Menükarte standen Grünkohl mit Fleisch und Wurst oder Nudelgerichte. Zum Dessert gab es frisch gebackenen Kuchen und Kaffee. "Das hier ist richtig klasse", sagte Paul Müller. Sein Kumpel Arnold Braun gab ihm Recht. Die Gäste am Tisch hinter den beiden konnten auch nur zustimmen und lobten die Küche mit "hat alles gudd geschmeckt".

Die Stammgäste im Stadtkrug hatten keine Berührungsängste, im Gegenteil: Als der Wirt von seiner Idee erzählte, spendeten sie im Vorfeld schon 624,40 Euro.

Dazu gab's nachträgliche Weihnachtsgeschenke: Jeder Obdachlose erhielt eine Tüte mit Gebäck und einem Handtuch. Das restliche Essen durfte die Oase einpacken - für die, die sich nicht ins Lokal getraut haben. hth

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