Mit Spitzbart und Pickelhaube

Saarbrücken. Die Geschichte begreifbar zu machen, vom Krieg 1870 und der Friedenszeit bis 1914, dieses Ziel vereint das 67. Infanterie-Regiment Historischer Verein Spicherer Höhen und das Infanterie-Regiment 30 Graf Werder. "Living Historie", die gelebte Geschichte also, sei das Ansinnen beider Gruppen, wie Michael Reimsbach, Sprecher der preußischen Darsteller, erklärte

Saarbrücken. Die Geschichte begreifbar zu machen, vom Krieg 1870 und der Friedenszeit bis 1914, dieses Ziel vereint das 67. Infanterie-Regiment Historischer Verein Spicherer Höhen und das Infanterie-Regiment 30 Graf Werder. "Living Historie", die gelebte Geschichte also, sei das Ansinnen beider Gruppen, wie Michael Reimsbach, Sprecher der preußischen Darsteller, erklärte. Einen kurzen Streifzug durch diese Epoche durften gestern die Besucher der Spicherer Höhen machen, als beide Infanterie-Regimenter ihre Lager aufschlugen. Die Veranstaltung wurde im Rahmen des Warndt-Weekends organisiert.Es hat nichts mit Kriegsspielen zu tun, bei denen sich Männer in Uniformen kleiden und Schlachten schlagen. "Wir wollen hier nichts glorifizieren. Wir haben großen Respekt vor den Menschen der damaligen Zeit", erklärte Reimsbach. Aber die Geschichte dürfe nicht in Vergessenheit geraten. Möglichst authentisch wolle man daher die Zeit des Krieges, der auf dem Spicherer Berg Tausende französische und preußische Soldaten das Leben kostete, aber auch die Friedenszeit danach bis 1914 darstellen. Dass sich dabei beide historische Gruppen in vereinter Harmonie präsentieren, sei ein Zeichen der Völkerverständigung.

Schnell noch ein Gruppenfoto mit gut gelaunten Franzosen und Preußen in voller Montur, zugleich Telefonate per Handy beenden, die Zigarettenschachtel in der Tasche verschwinden lassen. Ein Soldat blies zum Appell. Es war die Aufforderung an Soldaten, Offiziere, Generale, Hausmädchen und feine Damen, quasi auf Position zu gehen. Denn der Bus der Warndt-Weekend-Tour rückte an und der erste große Besucherstrom wollte in das Lagerleben eintauchen.

"Das ist doch sehr interessant", resümierte eine Besucherin gleich schon zu Beginn. "Siehn se net gudd aus", lobte ein anderer Gast die Darsteller im saarländischen Dialekt. Reimsbach führte die Besuchergruppe, die mittlerweile auf rund 100 Personen angewachsen ist, zu mehreren Stationen. Am ersten Stopp erklärte ein Koch, welche Mahlzeiten in der Zeit um 1870 kredenzt wurden, das Hausmädchen las ein Gedicht zu Muttertag vor und die berühmte Heldin der Spicherer Schlacht "Schulze Kathrin" erzählte ihr Schicksal. An der nächsten Station machten sich ein Major und zwei Generäle bereit, ihre Gäste zu empfangen. Es waren Darsteller des Vereins der Deutschen Gesellschaft für historische Uniformen, die über taktische und strategische Entscheidungen sprachen, die zur Schlacht bei Spicheren geführt hatten. Ein paar Meter weiter polierten Soldaten ihre Waffen. Vom preußischen Lager aus führte Reimsbach die Besuchergruppe zu den Franzosen gleich gegenüber. Und auch das 67. Infanterie-Regiment ließ die Gäste am Lagerleben teilhaben.

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