Mit neuer Tonne gegen gelbe Säcke

Saarbrücken. Mit Kopfschütteln und Stirnrunzeln reagierten etliche Saarbrücker, als der Zentrale Kommunale Entsorgungsbetrieb (ZKE) vor einer Woche ankündigte, er werde auf dem Eschberg einen "Pilotversuch" starten und Bürgern - die freiwillig mitmachen - eine weitere Mülltonne in den Garten stellen. Und zwar für Wertstoffe

 So sehen die Neuen aus. Ab 2015 muss eine Wertstofftonne vor jedes Anwesen. Der ZKE hofft, dass er mit diesen Tonnen erstens die gelben Säcke aus der Stadt bekommt und zweitens Geld verdient, mit dem er die Gebührenzahler entlasten kann. Foto: ZKE

So sehen die Neuen aus. Ab 2015 muss eine Wertstofftonne vor jedes Anwesen. Der ZKE hofft, dass er mit diesen Tonnen erstens die gelben Säcke aus der Stadt bekommt und zweitens Geld verdient, mit dem er die Gebührenzahler entlasten kann. Foto: ZKE

Saarbrücken. Mit Kopfschütteln und Stirnrunzeln reagierten etliche Saarbrücker, als der Zentrale Kommunale Entsorgungsbetrieb (ZKE) vor einer Woche ankündigte, er werde auf dem Eschberg einen "Pilotversuch" starten und Bürgern - die freiwillig mitmachen - eine weitere Mülltonne in den Garten stellen. Und zwar für Wertstoffe. Die Tonnen haben orangene Deckel, und es gibt sie in den Größen 240 oder 1100 Liter.Bei manchen Bürgern kam der Verdacht auf, ZKE-Chef Bernd Selzner arbeite darauf hin, irgendwann alle Saarbrücker Vorgärten in Tonnen-Stellplätze zu verwandeln. Doch auf SZ-Anfrage versicherte Selzner, diese Befürchtung sei grundlos. Er habe ganz andere Pläne.

Vielmehr will Selzner mit den orangenen Tonnen eine neue Ära der Saarbrücker Müllentsorgung einläuten - und drei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Erstens bereitet er die Stadt bereits jetzt darauf vor, dass ab dem 1. Januar 2015 sowieso vor jedem Anwesen eine orangene Wertstofftonne stehen muss. Das werden - so sagt Selzner - Bundesregierung und EU beschließen.

Zweitens will Selzner mit Hilfe der orangenen Tonnen die viel kritisierten gelben Säcke abschaffen und so die Stadt ein gutes Stück sauberer machen. Die Bürger sollen nämlich alles, was sie bisher in die Säcke stopften, künftig in die orangenen Tonnen werfen.

Und drittens will der ZKE-Chef mit den Wertstoffen aus den orangenen Tonnen Geld verdienen, das in die Gebührenkasse des ZKE kommt und hilft, die Saarbrücker Müllgebühren länger stabil zu halten - so wie das seit Einführung der blauen Tonne mit dem Erlös aus dem Verkauf des Altpapiers geschieht. Aber bevor der ZKE an den Wertstoffen aus den orangenen Tonnen Geld verdienen kann, gibt's noch zu tun.

Zurzeit holt die Sulzbacher Firma Paulus in Saarbrücken die gelben Säcke ab - im Auftrag des Dualen Systems Deutschland (DSD). In den Säcken dürfen eigentlich nur Leichtverpackungen (LVP) sein.

Wer diese spezielle Sorte Müll ab dem 1. Januar 2012 einsammelt und aus der Stadt bringt, muss erst noch geklärt werden - das heißt, der Auftrag wird neu ausgeschrieben. Diesmal aber nicht von der DSD, sondern von der Firma Redual.

Um diesen Auftrag können sich dann private Unternehmen wie die Firma Paulus, aber auch öffentliche wie der ZKE bewerben. Bis dahin muss der Stadtrat entscheiden, ob die LVP in Saarbrücken weiterhin in gelben Säcken abgeholt werden oder ob man sie künftig aus orangenen Wertstofftonnen in Müllautos schüttet - und damit die gelben Säcke abschafft.

ZKE-Chef Selzner geht davon aus, dass der Stadtrat auf die Wertstofftonne setzen wird - allein schon, um sich die ewigen Beschwerden über gelbe Säcke im Stadtbild zu ersparen.

Wenn dann auch noch der ZKE den Auftrag zum Abtransport der LVP bekäme, könnte er Wertstoffe und LVP aus seinen orangenen Tonnen in seine Müllautos schütten, alles zusammen zur preiswertesten Sortieranlage fahren und dort die Wertstoffe von den LVP trennen lassen. Die LVP würden dann von der Firma Redual weiterverwertet. Und der ZKE könnte die Wertstoffe verkaufen. Dafür müsste der ZKE noch nicht einmal zusätzliche Mitarbeiter einstellen, denn er sammelt und verkauft ja auch jetzt schon die Wertstoffe, die auf seinen Wertstoffhöfen abgegeben werden. Dorthin sollen die Saarbrücker auch weiterhin alle wertstoffhaltigen Gegenstände bringen, die zu groß für die orangenen Tonnen sind.

Bei diesem Verfahren müsste der ZKE schließlich noch ermitteln, wie groß der Anteil der LVP in den orangenen Tonnen ist. Und wenn dabei beispielsweise ein LVP-Anteil von 70 Prozent herauskommt, könnte der ZKE der Firma Redual auch 70 Prozent der Transportkosten zur Sortieranlage in Rechnung stellen.

Und was der ZKE dabei verdienen würde, könnte er wiederum mit den Erlösen aus dem Wertstoffverkauf dazu verwenden, um seine Müllgebühren zu stützen.

Auf einen Blick

In die orangenen Tonnen sollen - laut Stadt- beispielsweise: "Kunststoff, Kinderspielzeug, Plastikschüsseln, Metallschrott, Töpfe, kleinere Holzteile und kleine Elektrogeräte, Datenträger wie CDs und DVDs." Nicht hinein dürfen: "Batterien, Energiesparlampen, Altkleider, Verpackungen, Sperrmüll, Bau- oder Möbelholz, organische Abfälle." fitz

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