Mit moderner Technik den Kelten auf der Spur

Sitzerath. Volkmar Schmidt steigt in das metallene Rohrgestell, an dem ein Messgerät und ein kleiner Computer befestigt sind. Er hängt sich das Gestell an Gurten über die Schulter und marschiert auf einer frisch gemähten Wiese bei Sitzerath hin und her

Sitzerath. Volkmar Schmidt steigt in das metallene Rohrgestell, an dem ein Messgerät und ein kleiner Computer befestigt sind. Er hängt sich das Gestell an Gurten über die Schulter und marschiert auf einer frisch gemähten Wiese bei Sitzerath hin und her. Dabei geht er immer einen Streifen von etwa einem halben Meter ab, den die Mitarbeiter der Grabungsgesellschaft Terrex nach Vorgaben des promovierten Geophysikers von der Uni Münster abgesteckt haben. In einem ersten Schritt haben die Experten zuvor das Gelände exakt vermessen.Das sind grundlegende Voraussetzungen dafür, dass ihre Arbeit überhaupt erfolgreich sein kann. Volkmar Schmidt, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Uni Münster, und Bernd Bömer, Techniker an der Uni, gehen auf Einladung der Terrex seit Montag bis zum heutigen Donnerstag auf dieser Wiese auf Spurensuche. Sie suchen im Boden nach Hinweisen auf ein keltisches Gräberfeld. "Eigentlich erforschen wir am Institut für Geophysik die Struktur des nutzbaren Untergrundes, wir suchen nach Rohstoffen, Erdöl, Grundwasser, Mineralien zum Beispiel", erklärt Schmidt im SZ-Gespräch. "Archäologie ist eher eine Nebenbeschäftigung."

Mit dem unscheinbaren Rohrgestell und seinem Messegerät erfassen die Wissenschaftler das Magnetfeld im Boden. "Das ist unterschiedlich. Erze haben zum Beispiel ein starkes Magnetfeld", erklärt Schmidt. Die Messdaten werden auf einen Computer übertragen und ausgewertet.

Gerade fahren zwei Traktoren auf die Wiese und bringen Heu ein. Die Landwirte müssen das schöne Wetter nutzen. Die kurze Pause nutzen Schmidt und Bömer auch. Sie zeigen an einem Laptop die ersten Daten. Ein abstraktes Bild mit viel grün, rot und blau erscheint. Ein rotes Band ist zu sehen. "Vermutlich ein Erzgang", sagt Thomas Fritsch, Terrex-Projektleiter für den Hunnenring. Das mache Sinn, denn in unmittelbarer Nähe zur Wiese sei in der Neuzeit Erz gegraben worden, nicht weit entfernt stand die Hubertushütte.

Ein Gräberfeld allerdings ist auf diesem Bild (noch) nicht zu erkennen. Muss es auch nicht. "Denn die Kunst ist es, die Daten richtig zu interpretieren", erläutert Volkmar Schmidt. Und das könne nach der Arbeit vor Ort an der Uni noch etwas Zeit in Anspruch nehmen.

Die Wissenschaftler setzen neben der Messung des Magnetfeldes noch ein zweites Verfahren ein. Sie schicken Radarstrahlen, also elektromagnetische Wellen, in die Erde, die dann von den Gesteinsstrukturen unterschiedlich reflektiert werden. "Diese Reflexion kann man aufzeichnen", sagt Schmidt. Sollten sich Hinweise auf ein Gräberfeld finden, dann werde man hier auch graben, kündigt Fritsch an.

Die Wiese vor Sitzerath unterscheidet sich aber kein bisschen von anderen. Warum vermutet der Archäologe gerade hier ein Gräberfeld? Fritsch: "1906 hat ein Bauer beim Ackern auf diesem Feld Gräber angeschnitten." Unter anderem habe man eine Weinamphore gefunden. Die darauf folgende Korrespondenz mit dem damaligen Provinzialmuseum in Trier hat Fritsch studiert und konnte so den Fundort eingrenzen. Dafür, dass Kelten hier ihre Verstorbenen begraben haben, spreche auch ein Adelsgrab, das nur etwa 200 Meter entfernt ausgegraben wurde.

Sollten tatsächlich Gräber gefunden und erforscht werden, dann erhoffen sich die Wissenschaftler weitere Informationen über das Leben und den Alltag der Kelten. "Dann werden wir auch die zu den Gräbern gehörende Siedlung suchen", so Fritsch.

Dabei arbeitet Terrex mit dem Archäologieinstitut der Uni Münster zusammen. In einem gemeinsamen Projekt wollen sie sich beispielhaft ein Bild vom Leben in einem keltischen Dorf machen. Die Messungen könnte dazu eine erste Skizze liefern. "Eigentlich erforschen wir am Institut für Geophysik die Struktur des nutzbaren Untergrundes, wir suchen nach Rohstoffen, Erdöl, Grundwasser, Mineralien zum Beispiel."

Volkmar Schmidt,

Uni Münster

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