Mit Mimik eine Geschichte erzählen

Beckingen. Dunkelhaarig, dynamisch, temperamentvoll, typisch italienisch eben - dieses Klischee bedient Laura Danzi nicht ungern. "Ich bin in Norditalien geboren, im Süden aufgewachsen und mit Leib und Seele Bildhauerin", bekennt sie mit leuchtenden dunklen Augen und ihre ausdrucksstarken Gesten unterstreichen das ganz deutlich

 Ein Charakterkopf der Künstlerin Laura Danzi. Fotos: SZ

Ein Charakterkopf der Künstlerin Laura Danzi. Fotos: SZ

Beckingen. Dunkelhaarig, dynamisch, temperamentvoll, typisch italienisch eben - dieses Klischee bedient Laura Danzi nicht ungern. "Ich bin in Norditalien geboren, im Süden aufgewachsen und mit Leib und Seele Bildhauerin", bekennt sie mit leuchtenden dunklen Augen und ihre ausdrucksstarken Gesten unterstreichen das ganz deutlich. Sie arbeitet in Stein, Bronze und Holz, und in letzter Zeit bezieht sie auch die vierte Dimension in Form von Klängen mit ein. "Nur hier, in Beckingen, war das nicht möglich, da meine Skulpturen für den Außenbereich geplant sind", erzählt sie und freut sich, dass sie beim Symposion dabei sein kann. Auch wenn das für sie ständige Präsenz bedeutet, denn sie wird ihre Holzskulpturen vor Ort, vor den Augen des interessierten Publikums vollenden. "Die groben Formen müssen dann schon angelegt sein, weil das doch sehr viel Zeit in Anspruch nimmt". Immerhin sind es 15 etwa 1,5 Meter hohe Köpfe aus Eichenholz, die sie aus einem Stamm mit einem halben Meter Durchmesser gestalten will. Welche Idee dahinter steckt? "Masse", antwortet sie ganz lapidar und erzählt von dem zündenden Erlebnis. "Vor der Post habe ich eine Menschenschlange gesehen und gewusst: Das ist es!" Dabei geht es ihr einerseits um die Menschenmenge als solche, andererseits um die vielen unterschiedlichen Charaktere, die sich dahinter verbergen. Um Stimmungen und Temperamente, die sie in ihren Charakterköpfen von Männern und Frauen deutlich herausarbeiten möchte. Übertreibungen sind erlaubt, sofern es dem Ausdruck dient, doch "es sind keine Masken." Sie will, dass ihre Skulpturen mit Leben erfüllt sind und hat sich deshalb für das Material Holz entschieden, weil das "lebendig" ist und "auf einer anderen Ebene spricht." Mit der Kettensäge beginnt die Arbeit, die dann mit Holzwerkzeugen von Hand zu Ende geführt wird - "das gibt die individuelle Handschrift". "Über die Mimik meiner Skulpturen will ich eine Geschichte erzählen", sagt sie und verweist auf ihr Vorbild Franz Xaver Messerschmidt (1736-1783), einen österreichischen Bildhauer, der bereits um 1770 stark grimasierende Charakterköpfe kreierte. Damit sie die Menschen auch direkt erreicht, will sie ihre Köpfe möglichst in Augenhöhe platzieren, in einem gewissen Abstand, damit jedes dieser hölzernen Individuen seinen Ausdruck entfalten kann. Und dennoch in Reihen, als eine kompakte, relativ strenge Form, denn schließlich will sie ja ihrer Idee gerecht werden. red

 Laura Danzi

Laura Danzi

Zur personLaura Danzi ist 1968 in Oberitalien geboren. Sie erhielt ihr Diplom in Bildhauerei an der Akademie der Bildenden Künste Bari 1991. Seit 2002 lebt sie in Deutschland. In Karlsruhe absolvierte sie ein weiteres Studium bei Prof. Balkenhol an der Akademie der Bildenden Künste. In Stuttgart besuchte sie bei Prof. Fleischer das Fach "Intermediales Gestalten", um eine Verbindung zwischen neuen Medien und der Bildhauerei zu schaffen. Sie arbeitet in ihrem Atelier in Nürtingen. red

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