Mit Laute, Schalmei und E-Gitarre

Sie gründeten Blackmore's Night vor 15 Jahren; seit vier Jahren sind Sie verheiratet. Ergänzen sich das Eheleben und das professionelle gemeinsame Musizieren?Ritchie Blackmore: Die Ehe an sich hat damit nichts zu tun, sondern dass wir zusammen an einem Ort sind. Wir können einfach Ideen zusammenwerfen, ganz ohne durchgeplante Proben

 Ein Hauch Mystik gehört dazu: Ritchie Blackmore und Candice Night. Fotos: Kultopolis

Ein Hauch Mystik gehört dazu: Ritchie Blackmore und Candice Night. Fotos: Kultopolis

Sie gründeten Blackmore's Night vor 15 Jahren; seit vier Jahren sind Sie verheiratet. Ergänzen sich das Eheleben und das professionelle gemeinsame Musizieren?Ritchie Blackmore: Die Ehe an sich hat damit nichts zu tun, sondern dass wir zusammen an einem Ort sind. Wir können einfach Ideen zusammenwerfen, ganz ohne durchgeplante Proben. Früher musste eine Probe erst mal lange organisiert werden. Und dann kam nur die halbe Band, weil der Rest im Urlaub war oder so.

Candice Night: Ich denke, wir arbeiten sowohl auf persönlicher als auch auf professioneller Ebene gut zusammen. Wir respektieren uns nicht nur gegenseitig, sondern können auch unheimlich gut kommunizieren. Ritchie lässt mir die volle Kontrolle über die Texte, und ich lasse ihm die musikalische Seite, sodass die Kreativität einfach fließen kann. Im Geiste sind wir schon verheiratet, seit wir uns vor 23 Jahren trafen.

Was inspirierte Sie, Mr. Blackmore, eine Mittelalter-Band zu gründen, als Sie vor allem als Hard-Rock-Gitarrist bekannt waren?

Blackmore: Ich wollte aus dieser Szene raus - es wurde einfach zu eintönig. Ich hörte mir ein paar deutsche Bands an, die ausschließlich auf akustischen Instrumenten spielten, und es klang so neu und frisch. Die Renaissance der alten Musik begeistert mich schon seit 1972, als ich David Munrow und das Early Music Consort Susattos Musik spielen hörte.

Was ist der größte Unterschied zwischen dem bluesigen Rockgitarren-Stil und der eher klassischen Weise, auf die Sie für Blackmore's Night Gitarre spielen?

Blackmore: Blues-Gitarre spielt man mit viel 'Bending' (Erhöhen des Tons durch 'Biegen' der Saite) und 'Sustain' (lang anhaltendes, gleichbleibendes Schwingen der Saiten). Der klassisch inspirierte Gitarrenstil für die Renaissance der Mittelalter-Musik erfordert wesentlich mehr Disziplin. Es ist eine echte Herausforderung, ein Publikum ohne laute Marshall-Verstärker zu beeindrucken. Ein bisschen, als stünde man in Unterwäsche auf der Bühne.

Wie gehen Sie beim Komponieren oder Arrangieren vor? Was ist die gewohnte Aufgabenteilung zwischen Ihnen beiden?

Blackmore: Ich sitze erst mal nur da und übe, spiele spontan einige Melodien und Akkordfolgen. Wenn ich etwas höre, das gut klingt, dann bitte ich Candice, dazu zu singen, um zu sehen, ob es Potential hat.

Night: Wir probieren dann aus, ob die Melodie funktioniert, vielleicht in eine andere Tonart muss, und so weiter. Wenn das alles feststeht, gehe ich nach draußen und lebe eine Zeit lang mit der Melodie. Ritchies Stücke sind alle sehr visuell; ich sehe in meinem Kopf Bilder, wenn ich sie höre. Diese Bilder versuche ich dann, in Wörter zu übertragen. Danach geht's mit diesen Song-Skeletten ins Studio, und wir arbeiten die Instrumentierung und das Arrangement aus.

Was ist wichtiger, wenn Sie Texte schreiben: dass Sie zur eher traditionellen Musik passen, oder dass sie ein modernes Publikum ansprechen?

Night: Ich schaffe die Worte über die Musik, sie müssen also hineinpassen, als sei sie ihr Zuhause. Es muss alles Teil eines großen Ganzen sein - des Songs. Aber mir ist auch wichtig, dass die Worte Emotionen beim Zuhörer wecken, sodass er sich darin wiederfinden kann.

Schreiben Sie lieber vollkommen neue Lieder und nehmen diese auf, oder stehen Sie lieber auf der Bühne vor Publikum?

Blackmore: Auf der Bühne hat man viel mehr Freiheiten. Im Studio hingegen kann man etwas ganz Neues schaffen. Ich mag Studiomusik aber nicht so sehr. Ich bin im Studio immer sehr bewusst bei der Sache und spiele lange nicht so frei wie auf der Bühne.

Night: Ich liebe den kreativen Prozess beim Komponieren, Schreiben und Entwickeln von Songs. Aber nichts geht über die Energie auf der Bühne und die Ausgelassenheit und Liebe eines Live-Publikums.

Sie übernehmen in Ihren Kompositionen viele traditionelle Melodien, die seit Jahrhunderten von vielen verschiedenen Menschen gespielt, verändert und immer weiter überliefert werden. Erhält man so eine andere Perspektive auf die aktuelle Debatte über Urheberrecht und Autorschaft?

Blackmore: Jeder klaut von jedem, schon seit Ewigkeiten. Musik bleibt immer so.

Folk und Mittelaltermusik werden seit einigen Jahren zunehmend populärer und scheinen sich aus ihrer Nische befreit zu haben. Können Sie erklären, warum sich im 21. Jahrhundert so viele Menschen für die Kultur vergangener Jahrhunderte begeistern?

Blackmore: Erklären kann ich es nicht, aber ich vermute, die Menschen sind die immer gleichen Rock'n'Roll-Plattitüden leid, die sie seit Jahren hören.

Night: Jeder hat seine Art, dem Alltag zu entkommen. Manche werkeln stundenlang unter der Motorhaube, andere gehen zu Fußballspielen, und wieder andere werfen einen Blick hinter den Vorhang der Musik einer vergangenen Zeit, einer einfacheren Zeit. Ich liebe die Fantasie und den Romantizismus dieser Epoche. Wir leben in einer sehr stressigen, geschäftigen Zeit. Da ist es ganz natürlich, sich nach einer Zeit ohne diesen Druck zu sehnen. Eine einfache Art der Zeitreise bietet die Musik. Eines der besten Dinge am heutigen Leben ist ja gerade, dass man sich aus jeder Kultur und jeder Zeit einfach aussuchen kann, was man in seinen heutigen und hiesigen Alltag einbauen will, um das Leben schöner zu machen.

Was halten Sie vom Mystizismus, der für viele Menschen zu dieser Szene dazugehört?

Blackmore: Ich genieße es, an Orten wie zum Beispiel auf dem Glastonbury-Tor im Gras zu sitzen, Mandola zu spielen und über die Mysterien des Universums nachzudenken. Das wirkt auf mich geradezu verjüngend. Mystizismus wird es immer geben, genau so die Gläubigen, die Skeptiker und Kirchen, die damit Geld verdienen wollen. Ich betrachte mich als spirituellen Menschen, aber mit organisierter Religion kann ich nicht viel anfangen. Sie kann Menschen zusammenbringen, schlägt aber schnell über die Stränge, und dann werden die Menschen intolerant.

Night: Magie und Wunder zeigen sich sich jeden Tag überall, aber die Leute sind oft zu beschäftigt, um sie zu bemerken. Wunder gibt es in Form von Glühwürmchen, dem Sonnenaufgang, Sternschnuppen. Um Teil des Mystischen zu sein, muss man erst lernen, es zu erkennen.

Sie arbeiten häufig mit der deutschen Mittelalter-Rock-Gruppe Geyers zusammen. Gibt es noch mehr deutsche Gruppen aus diesem Bereich, die Siehören, oder mit denen Sie gerne arbeiten?

Blackmore: Auf jeden Fall: Triskilian, die Freiburger Spielleyt, auch tschechische Bands wie Gothian. Aber das sind nur ein paar von sehr, sehr vielen.

Night: Faun, Ougenweise, Dansereye sind auch fantastisch.

Einlass ist um 19 Uhr, Beginn um 20 Uhr. Karten im Vorverkauf für 39,50 Euro (Stehplatz) oder 58 Euro (Sitzplatz) an allen Servicecentern von Saarbrücker Zeitung, Trierischem Volksfreund und Wochenspiegel, sowie den bekannten Vorverkaufsstellen. Ticket-Hotline: Tel. (0 68 61) 93 99 80.

"Jeder klaut von jedem, schon seit Ewigkeiten. Musik bleibt immer so."

Ritchie Blackmore

"Ich liebe die Fantasie und den Romantizismus dieser Epoche."

Candice Night

Hintergrund

 Blackmore (2. v. l.) auf dem berühmten Deep-Purple-Cover.

Blackmore (2. v. l.) auf dem berühmten Deep-Purple-Cover.

 In stilechter Gewandung: Blackmore's Night.

In stilechter Gewandung: Blackmore's Night.

Mit Laute, Schalmei und Geige, aber auch E-Gitarre und Schlagzeug wollen Blackmore's Night am Freitag, 20. Juli, auf Schloss Beaufort ihr Publikum mit auf eine Reise durch das Mittelalter bis zur Neuzeit nehmen. Die britische Gruppe um Gitarrist Ritchie Blackmore und Sängerin und Songwriterin Candice Night wurde 1997 gegründet und hat sich ganz dem Folk und der Musik der Renaissance verschrieben. Als Vorgruppe tritt an diesem Abend die englische Folk-Band Magna Carta auf. Ihr Schwerpunkt liegt auf weichen, akustischen Harmonien mit orchestralen Arrangements sowie mythischen und mittelalterlichen Themen und Texten. ian

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