Mit gefühlten 20 Registern

Hassel. Mit der Einweihung der neu erbauten protestantischen Kirche in Hassel im Oktober 1908 wurde zeitgleich auch das erste Orgelwerk der Firma Steinmeyer/ Oettingen eingeweiht. Diese Orgel hatte elf klingende Register und kostete knapp 5 000 Mark. Weniger als zwei Wochen nach der Einweihung gab es schon erhebliche Probleme, die kurz darauf stillschweigend behoben wurden

 Hausorganist Jan Becker demonstrierte den vollen Klang der nunmehr komplettierten Hasseler Walcker-Orgel. Foto: Jung

Hausorganist Jan Becker demonstrierte den vollen Klang der nunmehr komplettierten Hasseler Walcker-Orgel. Foto: Jung

Hassel. Mit der Einweihung der neu erbauten protestantischen Kirche in Hassel im Oktober 1908 wurde zeitgleich auch das erste Orgelwerk der Firma Steinmeyer/ Oettingen eingeweiht. Diese Orgel hatte elf klingende Register und kostete knapp 5 000 Mark. Weniger als zwei Wochen nach der Einweihung gab es schon erhebliche Probleme, die kurz darauf stillschweigend behoben wurden. Anfang 1939 erfolgte eine Erweiterung und Umgestaltung der Orgelempore, bei welcher die Orgel wahrscheinlich versetzt wurde.1949 wurde das Instrument überholt und das zweite Manual im Sinne der in dieser Zeit allgemein üblichen, gemäßigten klanglichen Aufhellung umgestaltet, doch bereits ein Jahr später wurden vom Landeskirchenmusikdirektor und Orgelsachverständigen der evangelischen Kirche der Pfalz, Adolf Graf, Pläne für einen Orgelneubau erwogen. Diese ließ man jedoch aus finanziellen Gründen wieder fallen. Orgelbaumeister Hugo Mayer aus Heusweiler überarbeitete die Orgel 1968 technisch und in den Folgejahren nahm er an ihr immer wieder Reparaturen vor. Obwohl der Orgelbausachverständige Gero Kaleschke 1985 ein niederschmetterndes Gutachten verfasste, erhielt das Instrument 1988 noch einen neuen, modernen Gebläsemotor. Kaleschke riet damals von Reparaturen ab und empfahl mit Nachdruck einen Orgelneubau: "Die Orgel ist architektonisch, technisch und künstlerisch-musikalisch bedeutungslos….nur der Neubau ist als einzig sinnvolle Lösung anzusehen; jede andere Lösung wird nur ein Flickwerk darstellen, da nichts grundsätzlich verbessert wird."

Es sollte noch bis 1997 dauern, bis die immer störungsanfälligere und fast völlig unbrauchbar gewordene Orgel endlich abgebaut und durch eine Walcker-Orgel ersetzt wurde. Die Firma Walcker aus Hanweiler erhielt damals auch deshalb den Zuschlag, weil im Angebot die meisten brauchbaren Teile der alten Orgel mit berücksichtigt wurden. Wiederum machte fehlendes Geld die Vollendung der neuen Orgel unmöglich, so dass anfangs nur neun von 16 Registern zur Ausführung kamen. Die Orgelbauwerkstatt Ohlert aus Kirkel übernahm 2006 die Pflege und Wartung und baute die Orgel 2008 so um, dass sie nun 13 Register hatte. Es sollte noch drei Jahre dauern, bis an diesem Samstag, 1.Oktober, alle 16 Register erklingen können. An diesem Tag wird die komplettierte Walcker-Orgel in der evangelischen Kirche in Hassel eingeweiht und vom Orgelbausachverständigen Gero Kaleschke aus Speyer gespielt. Der Hausorganist Jan Becker freut sich, dass er die Orgel mal aus einer anderen Position, nämlich vom Kirchenraum aus, genießen kann.

Pfarrer Alexander Beck ist froh, dass "die ewig halbe Orgel nun mit 16 Registern vollständig ist und wie gefühlte 20 Register klingt." Noch zufriedener ist er damit, dass sie nicht nur komplettiert wurde, sondern voll ausgespielt wird: "Sie ist kein Statussymbol, sondern wird genutzt. Und wir gehen verantwortlich mit der Orgel und auch dem Geld um, damit wir Rücklagen für die Wartung haben." Die Komplettierung kostete 18 000 Euro, wovon ein Großspender mehr als die Hälfte übernahm, 2 000 Euro kamen von den Rücklagen der Orgelfreunde und 4 750 Euro gab es als Zuschuss aus Speyer. "Erstmalig, letztmalig und auch einmalig", wie Alexander Beck betont, denn Orgeln werden seit diesem Jahr nicht mehr bezuschusst. con

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