Mit Gebärden reden lernen

Bous · Mit den Händen sprechen - für Gehörlose ist es die einzige Möglichkeit, sich mit ihren Mitmenschen zu verständigen. Bei der Katholischen Erwachsenenbildung Bous lernen auch Hörende die Gebärdensprache.

 Mit den drei Fingern beschreiben die Teilnehmer das Wort "Gott". Foto: Heike Theobald

Mit den drei Fingern beschreiben die Teilnehmer das Wort "Gott". Foto: Heike Theobald

Bous. Sich mit den Händen auszudrücken ist für Gehörlose die einzige Möglichkeit der Kommunikation. Gelegenheiten für Erwachsene, die Gebärdensprache zu erlernen, gibt es jedoch wenige. Seit 2004 bietet die Katholische Erwachsenenbildung (KEB) in Bous Grund- und Aufbaukurse an. Bis zu 15 Teilnehmer aus dem Saarland und darüber hinaus melden sich regelmäßig an, manche zum wiederholten Mal.Die Wenigsten sind gehörlos, ihre Ambitionen sind unterschiedlich, Betroffene im persönlichen Umfeld, Neugierde, den eigenen Horizont erweitern. Derzeit läuft wieder ein Aufbaukurs, Förderschullehrer und Dozent Klaus Pieck vermittelt 13 Männer und Frauen etwa 800 Gebärden und Begriffe. Die Teilnehmer haben sichtlich Spaß daran, die Gebärdensprache zu erlernen, sind der Meinung, dass sie nützlich sein kann. Für Reinhold Wirth aus Dillingen zum Beispiel. "Im Moment kann ich noch hören. Aber ich werde in ein paar Jahren mein Gehör verlieren, das steht fest, und ich möchte mich darauf vorbereiten", sagt der 65-Jährige. Sonja Gräwer aus Hostenbach hat einen Sohn, der zwar hören kann, aber nicht spricht. Um sich mit ihm verständigen zu können, nimmt sie ebenfalls an dem Aufbaukurs teil.

Annette Gelz, 54 Jahre alt, ist gehörlos. Die Luxemburgerin lebt in Perl-Besch. Mit der deutschen Sprache tut sie sich schwer. "Sie ist nicht einfach zu erlernen", sagt sie, gerade weil sie nicht hören kann. Also besucht Gelz den Grundkurs. "So kann ich meinen Wortschatz erweitern", sagt sie. Gelz besucht auch den Gebärdensprachen-Stammtisch, der sich seit April 2011 trifft und von Elisabeth Schrecklinger organisiert wird. Der nächste Stammtisch ist am Freitag, 27. April, im Lokschuppen in Dillingen.

Schrecklinger gehört, neben Ulrike Guldner und Gertrud Ahr, zum Team der Katholischen Erwachsenenbildung in Bous, die sich um die Grund- und Aufbaukurse kümmern. Ahr selbst ist ohne Hörgerät taub. "Ich wollte einen Zugang zur Welt der Gehörlosen", erklärt sie. Ihren ersten Kurs besuchte sie 2006. "Ich bin offener und selbstbewusster geworden", sagt Ahr.

Das, was sie für notwendig erachtet, macht Lena freiwillig und hat viel Spaß dabei. Mit ihren zwölf Jahren ist sie die Jüngste im Kurs. Da ihre Mama Ulrike Guldner mit zum Organisationsteam gehört, war sie neugierig, was im Kurs vermittelt wird. "Jetzt können wir uns zu Hause in Gebärdensprache unterhalten, wenn ich zum Beispiel stark erkältet bin und nicht reden kann", sagt sie.

Im Saarland leben derzeit etwa 800 gehörlose und 5000 schwerhörige Menschen. Mit dem Angebot der KEB können Menschen über einen Grundkurs in die Welt der Gebärdensprache eingeführt werden, lernen nonverbale Kommunikation, den Einsatz von Mimik, Alltagsdialoge, erarbeiten einen Gebärdenwortschaft von etwa 800 Begriffen. Besteht Interesse, wird ein Aufbaukurs organisiert. Das neuste Projekt der KEB ist ein Werbefilm, der für den badischen Behinderten- und Rehabilitationssportverband gedreht und von der KEB in die Gebärdensprache übersetzt wurde.

Informationen über die Kurse und den Gebärdensprachen-Stammtisch erteilen Gertrud Ahr, Telefon (0 68 34) 4 83 87, Ulrike Guldner, Telefonnummer (0 68 31) 96 56 95 oder Elisabeth Schrecklinger, Telefon (01 76) 70 45 99 19.

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