Mit Fotoapparat und alten Karten durchs UnterholzVorträge und kreatives Gestalten

Püttlingen. Die kartografische Wander-Ausstellung "Der Saarkohlenwald" startete vor zwei Jahren in der Riegelsberger Rathausgalerie. Sie geht im Regionalverband reihum und macht jetzt Station im Püttlinger Schlösschen. Der Kern der Sache, Kartenwerke aus mehreren Jahrhunderten, bleibt bei jeder Präsentation gleich

Püttlingen. Die kartografische Wander-Ausstellung "Der Saarkohlenwald" startete vor zwei Jahren in der Riegelsberger Rathausgalerie. Sie geht im Regionalverband reihum und macht jetzt Station im Püttlinger Schlösschen. Der Kern der Sache, Kartenwerke aus mehreren Jahrhunderten, bleibt bei jeder Präsentation gleich. Verschieden ist das Rahmenprogramm aus Vorträgen, Besichtigungen und künstlerischen Aktivitäten. Im Laufe der Zeit ist auch eine ganz wesentliche Ergänzung hinzugekommen, und zwar 45 Fotografien, bei denen es darum ging, die Relikte aus der Vergangenheit im Saarkohlenwald zu erfassen. Unter Leitung des Kunsthistorikers Manuel Kling ging man an der Saarbrücker Akademie für Ältere der Fragestellung nach: In welcher Form ist die Vergangenheit noch präsent, und wie werden die Überbleibsel heute genutzt. Man stieß auf kreisrunde Bombentrichter, die heute ebenso wie manche Bergehalde als Landart einen neuen positiven Stellenwert haben. Andere Fotos zeigen, wie die Natur stillgelegte Schachtanlagen zurückerobert oder wie Grubensiedlungen und Schlafhäuser umgenutzt wurden. Kurzum, die Fotoausstellung legt Zeugnis vom letzten Krieg ab und macht auch den Wandel vom industriellen Zeitalter zur Postmoderne deutlich. Dies und mehr kann man auch an den neueren Kartenwerken ablesen. Die Landkartenausstellung reicht zurück bis zum "Duhamel Atlas", der 1808 gedruckt und für militärische Zwecke verwendet wurde. Dieter Bülte vom Regionalverband und Jörn Wallacher vom Umweltministerium zeigten am Freitagabend bei der Ausstellungseröffnung anhand der Karten und in einem Vortrag, wie sich die Rolle des Waldes verändert hat. Im 18. Jahrhundert war er noch Lebensraum: Bauern weideten ihr Vieh dort, ein Teil war dem Fürsten als Jagdrevier vorbehalten. Später, was man auf den topographischen Karten an den Stollen, die das Gebiet unterirdisch durchziehen, erkennen kann, wurde das Gebiet als Saarkohlenwald in Anspruch genommen. In jüngerer Vergangenheit wies man ihm dann die Rolle des Luftreinigers zu . Man glaubte sogar fälschlich, dass Bäume und Blätter die Radioaktivität aus der Luft filtern können. Sogar er als junger Förster, erzählt Wallacher, habe das gedacht. Im Laufe des Strukturwandels, so Bülte, schaue man heute nicht mehr von der Siedlung in den Wald, sondern habe erkannt, dass der Wald mittendrin liege, und neue Visionen für die Landschaft entwickelt. Ziel der Ausstellung und Vorträge sei: "Sie mit vertieftem Wissen über die Landschaft auf alte Pfade schicken. Man sieht nur, was man weiß."Die Ausstellung läuft noch bis zum 3. August im Püttlinger Schlösschen, jeweils dienstags, donnerstags und sonntags von 15 bis 18 Uhr.Püttlingen. Recht umfangreich kommt das Rahmenprogramm zur Püttlinger Ausstellung daher, hier veröffentlicht die Saarbrücker Zeitung die Termine im Überblick: Sonntag, 27. Juli, zehn bis zwölf Uhr: Besichtigung der Püttlinger Bergehalde (Grube Viktoria) und Besteigung unter Leitung von Delf Slotta. (Treffpunkt am Fördergerüst). Dienstag, 29. Juli, 18 Uhr, im Püttlinger Schlösschen: Vortrag von Mike Siebler (Leiter der Püttlinger Werkstatt für kreatives Gestalten) über "LandArt - Landschaftskunst am Beispiel Kunstwald der Künstlerinitiative Köllertal im Frommersbachtal". Mittwoch, 17 Uhr: Besichtigung von Uhrmachers Haus in Köllerbach (wo auch das Saarländische Uhrenmuseum seinen Standort hat) und des Bauerngartens unter Leitung von Michael Müller, Vorsitzender des heimatkundlichen Vereins Püttlingen. Donnerstag, 31. Juli, 18 Uhr, wiederum im Püttlinger Schlösschen: Vortrag von Michael Müller über die Bedeutung der Industriekultur in Bezug auf die Stadt Püttlingen. hof

Auf einen BlickDie Fotos zur Ausstellung (wie auch die drei Fotos auf dieser Seite) stammen von Mitgliedern der Fotogruppe der Akademie für Ältere an der Volkshochschule (VHS) des Regionalverbandes Saarbrücken. red

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