Mit Feng Shui und Saarbrücker Charme

St. Johann. Es gibt Dinge, die kann selbst Gerd Leidinger nicht ändern. Dass sich in die Freude eines Komikers Wehmut mischt, zum Beispiel. "Mannoman onno ma nooh ehy whow!!! Supidupi year. Was für ein schönes Hotel", schrieb der Komiker Ingo Appelt ins Gästebuch von Leidingers Hotel - und ergänzte: "Nur schade, dass ich allein war

 Behaupten sich erfolgreich in einer schwierigen Branche: Gerd und Katja Leidinger. Foto: Oliver Dietze

Behaupten sich erfolgreich in einer schwierigen Branche: Gerd und Katja Leidinger. Foto: Oliver Dietze

 Der Eingang zum Hotel in der Mainzer Straße. Foto: Leidinger

Der Eingang zum Hotel in der Mainzer Straße. Foto: Leidinger

St. Johann. Es gibt Dinge, die kann selbst Gerd Leidinger nicht ändern. Dass sich in die Freude eines Komikers Wehmut mischt, zum Beispiel. "Mannoman onno ma nooh ehy whow!!! Supidupi year. Was für ein schönes Hotel", schrieb der Komiker Ingo Appelt ins Gästebuch von Leidingers Hotel - und ergänzte: "Nur schade, dass ich allein war." "Künstler lieben es, wenn sie wie ganz normale Menschen behandelt werden", sagt Gerd Leidinger. Deshalb tut er das seit 20 Jahren in seinem Hotel in der Mainzer Straße. Und neben "Geschäftsreisenden des mittleren und oberen Managements und Wissenschaftlern", sagt der Hotelier, sind es vor allem Künstler, die im Domicil Leidinger wohnen."Das sind Leute, die mitten im Leben sein wollen. Die kommen nicht zum Urlaubmachen, die kommen zum Schaffen", erklärt Leidinger. Deshalb war für ihn und seine Frau von Anfang an klar: "Wir wollen kein Ghetto für Fremde sein." Die Leidingers wollen "Gäste und Saarbrücker zusammenbringen".Deshalb hat Leidinger im Hotel eine Kleinkunstbühne eingerichtet. Deshalb engagiert er sich als Sprecher der Initiative Mainzer Straße. Und deshalb gibt es in den Zimmern keine Minibar. Auf Wunsch werden Getränke aufs Zimmer gebracht. Aber am liebsten hat es Leidinger, wenn seine Gäste sich und eventuell den ein oder anderen Einheimischen an der Bar im Erdgeschoss treffen. Angefangen hat das alles vor 20 Jahren. Da hat Leidinger etwas getan, was für viele Menschen unglaublich klingt: Er hat seinen sicheren Arbeitsplatz im Bauamt der Stadt gekündigt und in dem spätbarocken, klassizistischen Wohnhaus von 1812 sein Hotel eröffnet. Die Umbaupläne hat der studierte Architekt in Nachtschichten selbst gemacht. Mit Gastronomie kannte er sich da schon aus, weil er seit 1980 nebenberuflich die Musiker-Kneipe "Route 66" betrieben hat. Das Problem sei das Geld gewesen. "Mein Vater hat mir 100 000 Mark geliehen, damit bin ich zu den Banken", erzählt Leidinger. Die Banken ließen ihn zappeln. Bis er in die Zentrale der Deutschen Ausgleichsbank nach Bonn-Bad Godesberg gefahren ist und, "denen erklärt" hat, "wo das Saarland liegt und dass Saarbrücken kein 60 000-Einwohner-Dorf ist".Zum Haus Mainzer Straße 10, in dem seit 1907/08 das Marienheim war, kamen die Gebäude Mainzer Straße 12 und Neugässchen 13. Und weil das Geld knapp war, beschränkte sich das Konzept der Leidingers auf das Wesentliche, erklärt der Chef: "Gutes Bett, guter Schreibtisch, gutes Bad." Und nach ökologischen Gesichtspunkten wurde gebaut. Später ließen die Leidingers Zimmer von Künstlern gestalten. Gemäß Feng Shui wurden fernöstliche Themenzimmer eingerichtet und ein Zengarten angelegt.Auschecken muss trotzdem irgendwann jeder. Auch der Komiker und Musiker Helge Schneider, der zum Abschied schrieb: "So. Jetzt geh' ich wieder. Gut geschlafen. Werde im Auto noch was weiterschlafen. Ach, geht ja gar nicht! Hab' ja keinen Schlafanzug an!"

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