"Mit den Zivis war viel Leben im Haus"

Sulzbach/Dudweiler. Weit verbreitet in der Bevölkerung ist die Befürchtung, dass sich das Fehlen der Zivildienstleistenden negativ auswirken könnte. Denn wegfallende Wehrpflicht bedeutet auch: Es wird keine Zivis mehr geben, die sich in Krankenhäusern, Altenheimen und anderen Einrichtungen engagieren

 Zivildienstleistende haben auch mal Zeit für Patienten. Foto: dpa

Zivildienstleistende haben auch mal Zeit für Patienten. Foto: dpa

Sulzbach/Dudweiler. Weit verbreitet in der Bevölkerung ist die Befürchtung, dass sich das Fehlen der Zivildienstleistenden negativ auswirken könnte. Denn wegfallende Wehrpflicht bedeutet auch: Es wird keine Zivis mehr geben, die sich in Krankenhäusern, Altenheimen und anderen Einrichtungen engagieren.

Annegret Kern-Schwahn, die Pflegedirektorin des Knappschaftskrankenhauses Sulzbach, findet dies "sehr bedauerlich". Die jungen Leute hätten zwar keine "Norm-Arbeitsplätze" besetzt, wohl aber hätten sie viele Nebentätigkeiten erledigt. Den Begleitdienst beispielsweise, wenn ein Mensch im Rollstuhl zum Essen oder zum Röntgen gefahren werden muss. Sie hätten auch mal die Zeit gehabt, sich bei einen Patienten an den Mittagstisch zu setzen. Pflegedienstkräfte könnten dies in einem solchen Umfang nicht leisten, sagt Kern-Schwahn. Als Entlastung habe man die Zivis immer gesehen, sechs Stellen hätten die letzten Jahre immer zur Verfügung gestanden. Die Pflegedirektorin sieht es auch von der anderen Seite: Nämlich von der Warte her, dass die jungen Leute von ihrer Tätigkeit sicherlich profitiert haben. Schließlich sammele man Lebenserfahrung und lerne sinnvolle Arbeiten kennen. Eine Bewerbung, sagt sie, sei ihr gerade noch ins Haus geflattert. Ansonsten ist auch in Sulzbach im Sommer Schluss mit der Zivi-Unterstützung.

Auch das Dudweiler Krankenhaus St. Josef bedauert den Wegfall des Zivildienstes. Nach Angaben von Pflegedirektor Josef Fatscher war die Arbeit der jungen Leute im Großen und Ganzen "sehr hilfreich", sowohl im technischen wie auch im pflegerischen Dienst. Bewerbungen, sagt Fatscher, liegen derzeit keine mehr vor, in früheren Jahren aber habe es gelegentlich vier, fünf Bewerbungen auf einen Schlag gegeben.

Nachfrage auch bei der Caritas Trägergesellschaft Saarbrücken (cts), die unter anderem in Neuweiler das Altenheim St. Anna betreibt. Nach Informationen von cts-Sprecherin Renate Iffland arbeitet derzeit noch ein Zivi - "früher waren es immer zwei bis drei" - in der Einrichtung, vor allem im Fahrdienst und in der Caféteria. Iffland: "Dass es bald gar keine Zivis mehr im Haus gibt, tut den Verantwortlichen dort sehr Leid. Sie finden es sehr schade, denn die jungen Leute haben immer auf ihre Weise viel Leben ins Haus gebracht."

Einen anderen Aspekt in die Diskussion bringt derweil Edwin Pinkawa, Manager des Klinikums Saarbrücken. Er ist sicher, dass man auf dem Winterberg auch ohne Zivildienstleistende ganz gut auskommen wird. "Die Zivis haben eh' an Bedeutung verloren", sagt er ohne Umschweife. Das liege daran, dass Zivis nur einen Teil ihrer Dienstzeit wirklich in der Klinik oder im Altenheim verbringen würden. Ziehe man den allgemeinen Zivi-Lehrgang und das Anlernen im Krankenhaus ab, dann verblieben nur wenige Monate Zeit im direkten Umgang mit Patienten, rechnet Pinkawa vor.

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