Mit den Augen eines Hundes

Saarbrücken. Dass Politiker auf den Hund kommen, ist, im übertragenen Sinn jedenfalls, keine Seltenheit mehr. Bei kaum einer anderen Profession lässt sich persönliches Abwirtschaften, von den Medien nur zu gern beleuchtet, so detailliert beobachten

Saarbrücken. Dass Politiker auf den Hund kommen, ist, im übertragenen Sinn jedenfalls, keine Seltenheit mehr. Bei kaum einer anderen Profession lässt sich persönliches Abwirtschaften, von den Medien nur zu gern beleuchtet, so detailliert beobachten.Friedel Läpple, längst Politiker im Ruhestand, mit seiner 14-jährigen Amtszeit als saarländischer SPD-Innenminister (1985-99) aber nach wie vor der Innen-Ressortchef mit den meisten Dienstjahren der Republik, ist nun auch auf den Hund gekommen. Bei ihm aber steckt wahre Hundeliebe dahinter - zu den Flat Coated Retrievern, besonders gelehrige und schöne Tiere. Seinen Hunden hat der gestandene und in Schiffweiler geerdete Sozialdemokrat jetzt ein Buch gewidmet: "Mein blinder Freund Merlin".

Vom Verlag als "Roman" annonciert, erhebt der 170-Seiten-Band erzählerisch große Ambitionen. So geht es um ein Paar, Anne und Paul, das glücklich mit seinen Hunden Merlin und Grischa lebt. Der Mann stirbt jedoch bald und wird als Hund wiedergeboren. Und dieser Vierpfoter Liam kommt nun zu Anne und ihren Hunden, von denen einer allmählich erblindet.

Mit dieser selbst gewählten, herausfordernden erzählerischen Konstellation tut sich der schreibfreudige 73-Jährige - vor zwei Jahren brachte er erst seine Lebenserinnerungen heraus - jedoch schwer. Läpple versteht es zwar, einfühlsam über Vierbeiner zu schreiben, seine Menschenzeichnungen aber bleiben seltsam blutleer und holzschnittartig. Oft schlägt er zudem einen nüchternen Ratgebertonfall an.

Letztlich ist das Anliegen seines Buches auch ein anderes: Läpple will zu sensiblem Umgang mit Hunden, insbesondere mit Tieren, die ein Handicap haben, anregen. Da weiß er aus seiner jahrelangen Erfahrung mit Hunden auch Wissenswertes zu berichten - allein das hätte sich deutlich überzeugender in einem Ratgeber gelesen. Den literarischen Anspruch eines Romans löst Läpples Hundegeschichte aber nicht ein. oli

Friedel Läpple: "Mein blinder Freund Merlin", Wagner Verlag, 172 Seiten. 16,80 Euro.

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