Mit dem Tandem von Freiburg über Saarlouis nach Berlin

Saarlouis. Beim Tandem-Fahren muss einer von Zweien die Kontrolle abgeben. Auf dem hinteren Sattel sieht man nicht, wo es hingeht, kann nicht schalten und muss darauf bauen, dass der Vordermann schon bremst, wenn es brenzlig wird

 Die Mood-Tour-Teilnehmer aus Freiburg, Berlin, Hessen, Bremen und dem Saarland wurden begleitet vom ADFC. Foto: Jenny Kallenbrunnen

Die Mood-Tour-Teilnehmer aus Freiburg, Berlin, Hessen, Bremen und dem Saarland wurden begleitet vom ADFC. Foto: Jenny Kallenbrunnen

Saarlouis. Beim Tandem-Fahren muss einer von Zweien die Kontrolle abgeben. Auf dem hinteren Sattel sieht man nicht, wo es hingeht, kann nicht schalten und muss darauf bauen, dass der Vordermann schon bremst, wenn es brenzlig wird. Weil das Vertrauen aufbaut, Kontakt zu anderen Menschen und der Natur mit sich bringt, ist Tandem-Fahren so gut geeignet für depressive Menschen, dachte sich der Bremer Künstler Sebastian Burger und rief seine Mood-Tour ins Leben, bei der akut oder ehemals von Depression Betroffene und nicht Betroffene auf Tandems quer durch Deutschland fahren. In sieben Etappen - insgesamt 4500 Kilometer - von Freiburg nach Berlin. Immer rund 50 Kilometer pro Tag, drei Monate lang.Gestern hat die Mood-Tour in Saarlouis Station gemacht. Von Saarbrücken aus ging es auf dem Saar-Radweg zum Kleinen Markt, dann weiter nach Merzig. Von den sechs Teilnehmern der Saarlouiser Etappe neben Burger sind vier Menschen akut oder ehemalige Depressive. Darunter auch Michaela Schulze aus Zwingenberg. "Ich habe mich ganz spontan angemeldet und finde es wirklich cool", sagt die 49-Jährige, "die Gemeinschaft, das Naturerlebnis, Wasser auf dem Benzinkocher heiß machen. Und die Erfahrung, wozu man fähig ist." Nachts schlafen die Teilnehmer im Zelt, spontan dort, wo man es ihnen anbietet, auf Bauernhöfen oder Privatgrundstücken. "Ein Mann hat uns morgens sogar Eier rausgebracht", sagt Schulze.

Der ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahrradklub) hat die Tour begleitet und auch der Saarlouiser Bürgermeister Klaus Pecina, Schirmherr der Saarlouiser Etappe, war auf seinem Rennrad mitgefahren. Die Mood-Tour wird unterstützt durch die AOK, die Deutsche Rentenversicherung und die Stiftung zur Förderung des Gesundheitswesens. kj

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