Mit dem Streusalz am Ende Auch in Lothringen klagen die Bürgermeister über Salzmangel

Saarbrücken. Zu sagen, dass im Saarland das Streusalz knapp geworden wäre, ist ein wenig untertrieben. Denn praktisch ist das Mittel, mit dem bisher im Winter die Mobilität auf der Straße aufrechterhalten wurde, auf allen Ebenen ausgegangen - in den Haushalten, in den Städten und Gemeinden

Saarbrücken. Zu sagen, dass im Saarland das Streusalz knapp geworden wäre, ist ein wenig untertrieben. Denn praktisch ist das Mittel, mit dem bisher im Winter die Mobilität auf der Straße aufrechterhalten wurde, auf allen Ebenen ausgegangen - in den Haushalten, in den Städten und Gemeinden. Und selbst beim Landesbetrieb für Straßenbau (LfS), der für die Autobahnen und Bundesstraßen zuständig ist, wird das abtauende Material knapp.

Denn bereits am 22. Dezember gab der LfS eine Erklärung heraus, in der es hieß, dass man den Winterdienst auf die wichtigen Verkehrsachsen konzentriere: "Die aktuellen Witterungsprognosen zwingen zum sparsamen Umgang mit den Streusalzressourcen." Dabei geht es dem LfS im Vergleich zu den Kommunen noch relativ gut. Denn entsprechend der Verträge werden nach Darstellung von LfS-Sprecher Klaus Kosok täglich noch 300 Tonnen Salz aus einem Betrieb in Heilbronn an die saarländischen Straßenmeistereien geliefert.

Doch bei den Kommunen ist es inzwischen schon zappenduster. Klaus Lorig (CDU), Oberbürgermeister von Völklingen und Präsident des Saarländischen Städte- und Gemeindetages, sagte unserer Zeitung schlicht und einfach: "Es gibt nix mehr." Zum Winteranfang habe sich die Stadt Völklingen mit 860 Tonnen Streusalz eingedeckt und seit Beginn der Schneeperiode bereits weitere 650 Tonnen bestellt, 25 zusätzliche Lkw-Ladungen. Lorig: "Wir dachten, das sei ausreichend; doch von den 650 Tonnen, die wir bestellt haben, wurden nur 50 geliefert. Und das ist hart."

Ähnlich sieht es in Saarbrücken aus, wo man inzwischen nur noch über 200 Tonnen Salz verfügt, das in zwei bis drei Großeinsätzen, wenn, wie zuletzt, zehn Zentimeter Neuschnee am Nachmittag herunterkommen, restlos verbraucht wäre. Auch hier heißt es, man habe 1800 Tonnen Salz nachbestellt, doch sei dafür vom Lieferanten bisher noch kein Liefertermin genannt worden. Das könne man sich nur so erklären, dass die Salzhersteller im Sommer nicht genügend von dem Material, das bei den Wintereinsätzen so dringend benötigt wird, hergestellt haben.

Ein ähnliches Bild zeigt sich auch in kleineren Gemeinden wie in Illingen oder in Eppelborn, wo die Salzvorräte zur Neige gehen und man sich deshalb darauf verlegt, das Salz mit Splitt oder Granulat zu vermischen, um bei künftigen Einsätzen in Schnee und Eis noch wichtige Straßen und Knotenpunkte abstreuen zu können.

Berichtet wird zudem, dass nicht nur die Salzpreise gesalzen sind, sondern dass auch die Wartezeiten bei den Salzherstellern so groß sind, dass sich für die Spediteure eine Tour mit Streusalz nicht mehr lohne. So heißt es, dass man bei der einzigen Salzgrube der Großregion, im lothringischen Varangéville bei Nancy, für eine Lkw-Ladung von 24 Tonnen inzwischen rund 20 Stunden warten müsse. Da werde eine Fahrt, bei der man normalerweise 200 bis 300 Euro verdienen könne, zum reinen Verlustgeschäft, meinte ein Spediteur. Saarbrücken. Eine ähnliche Verknappung des Streusalzes wie im Saarland gibt es auch in Lothringen. In Thionville heißt es nach einem Bericht der Tageszeitung "Républicain Lorrain", die Lager seien leer. Oder in Metz: "Nichts mehr auf dem Lager." Seit dem Beginn der Schneefälle Ende November habe man 1400 Tonnen verbraucht. Ärger gibt es vor allem bei den Bürgermeistern im Umkreis von Nancy, vor der Haustür der lothringischen Salzgrube von Varangéville. So ist der Bürgermeister von Toul, dem die Salins du Midi jede Woche noch 50 Tonnen Salz aus Südfrankreich liefern, vor allem darüber empört, dass man aus der nahe gelegenen Salzgrube, die einem Tochterunternehmen der Salins du Midi gehört, nichts mehr bekommen kann - oder nur noch zu überhöhten Preisen. Doch in der Salzgrube heißt es, man sei kein öffentlicher Dienst, sondern ein Privatunternehmen. Jährlich produziere man 450 000 Tonnen Salz für die Kommunen und 580 000 Tonnen für die Industrie. Bei einer Belegschaft von 240 Personen sei nicht mehr zu machen. gf

Hintergrund

Den Salzherstellern geht es inzwischen blendend. Der deutsche Salzproduzent Kali und Salz, dessen Tochter ESCO (European Salt Company) für die Streusalzherstellung zuständig ist, weist auf eine hervorragende Aktienlage hin. Für die letzen drei Monate werden Kursgewinne von 28,5 Prozent vermeldet, für das vergangene halbe Jahr gar von 49 Prozent. In Frankreich ist es ähnlich. Hier verdient der Mutterkonzern Salins du Midi an der Salzgrube in Varangéville und freut sich über stark steigende Salzpreise. gf

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