Mit dem Kunst-Sammeltransport aus Berlin

Saarbrücken/Homburg · In einem Monat wird die 11. Landeskunstausstellung des Saarlandes eröffnet. Bis dahin muss aus der ehemaligen Lehrwerkstatt in Burbach eine Galerie werden. Wir waren beim Aufbau dabei.

 Isabell Federkeil baut ihr Kunstwerk aus orthopädischen Leisten. Die sollen sich später mit viel Getöse bewegen. Foto: Kernig

Isabell Federkeil baut ihr Kunstwerk aus orthopädischen Leisten. Die sollen sich später mit viel Getöse bewegen. Foto: Kernig

Foto: Kernig

So viele Füße. Der extreme Hallux hat zusammen mit etlichen Senk- und Spreizfüßen heute schon gut 700 Kilometer von Berlin hinter sich gebracht - im Lkw der Spedition Oberringer. Die letzten Meter werden die aus massivem Buchen- oder Eichenholz gefertigten und auf Stangen befestigten orthopädischen Leisten getragen: Erst durch die frisch gereinigte, bahnhofsgroße Halle, wo drei Meter hohe blütenweiße Stellwände alle Nase lang den Weg verstellen. Und dann noch steil nach oben, die Treppe mit dem schmiedeeisernen Geländer hoch in den Raum, wo Isabelle Federkeil ihre "Fußmaschine" aufbauen wird.

"Eigentlich heißt meine Installation "Bewegte (é) motion", verbessert sich die Wahlberlinerin mit Freisener Wurzeln gleich selbst. Ein paar Kartons mit bunt durcheinander gewürfelten Schuhen stehen schon bereit, daneben große Metallrahmen und zwei Podeste, die zukünftigen "Seufzer"-Säulen.

Gerade schleppen Klaus Stutz und Marco Stolz das "Büfett" rein, auf dem später der Bildschirm für die Videoprojektion seinen Platz findet. "Wo sind die Häppchen", witzelt einer der Möbelpacker. "Die gibt's bei der Eröffnung am 28. April", kontert die Künstlerin.

Zum ersten Mal in der Geschichte der Landeskunstausstellung wird ein nicht-musealer Raum die Hauptausstellung beherbergen. Mit der ehemaligen Lehrwerkstatt des Ausbesserungswerkes der Bahn in Burbach steht ein von außen recht unspektakuläres, von innen aber mit Licht und Weite auftrumpfendes Industriebauwerk zur Verfügung.

Am Rand der 800 Quadratmeter großen Innenfläche, unter der acht Meter hohen Decke, kämpfen Kunstprofessor Ralf Werner und sein Helfer Andreas Michaeli geduldig mit verschachtelten Fenstern. "Also die ist raus gestreckt und diese Seite sitzt auf dem Boden auf", erklärt der Künstler und deutet auf das "Oskolok II"-Foto, das auf einem der sorgfältig mit Luftpolsterfolie eingewickelten Pakete klebt.

Auf den Boden hat Werner bereits einen Halbkreis mit einem Radius von 4,50 Metern gezeichnet. Darauf platziert er seine fünf Module aus einander zugeneigten Rahmen - Repliken der sechseckigen Fenster des russischen Architekten Konstantin Stepanowitsch Melnikow, die jener in den 1920-er Jahren in seinem aus zwei Zylindern bestehenden Wohnhaus in Moskau verwendet hatte. Damit die grazilen Kunstwerke auch halten, braucht es lange Schrauben.

Was Michaeli braucht, ist erstmal eine Frischluftpause. Draußen laden Stutz und Stolz die letzten Bilder ab. Dann sollte es aber auch bald mal Feierabend gehen: "Wir sind seit drei Tagen unterwegs", verrät Klaus Stutz. Berlin - Dortmund - Witten - Geldern - Eßweiler lauteten die Stationen der Kunst-Einsammel-Tour. "Alles ganz normal gelaufen" inklusive Staus, bilanziert das Duo. Kunstgegenstände zu befördern, ist für die Männer das täglich Brot. Und im Grunde nicht viel anders als jeder andere Möbeltransport: "Die Sachen müssen halt gut verpackt sein", nickt Stutz. "Anders geht es gar nicht."

Für Isabelle Federkeil heißt es noch vier Wochen zittern. Wird der neue Edelstahlmotor für ihre Fußmaschine doch erst noch angefertigt. Ist das ganze komplizierte Gerät dann endlich montiert, werden sich die Holzfüße auf Knopfdruck in Bewegung setzen. Und das "mit einem Höllenlärm". Was irgendwie sehr passend klingt für diesen Ort.

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 Chef-Posten: Cornelieke Lagerwaard ist künstlerische Leiterin der Saar Art. Auf unserem Foto steht sie in der noch leeren Burbacher Halle. Foto: Maurer

Chef-Posten: Cornelieke Lagerwaard ist künstlerische Leiterin der Saar Art. Auf unserem Foto steht sie in der noch leeren Burbacher Halle. Foto: Maurer

Foto: Maurer
 Kampf mit Gestellen: Ralf Werner (rechts) und Andreas Michaeli bauen in der großen Werkshalle Werners graziles Kunstwerk auf. Foto: Kernig

Kampf mit Gestellen: Ralf Werner (rechts) und Andreas Michaeli bauen in der großen Werkshalle Werners graziles Kunstwerk auf. Foto: Kernig

Foto: Kernig

Die Landeskunstausstellung Saar Art findet vom 28. April bis 2. Juli in Saarbrücken, Saarlouis, Neunkirchen, St. Wendel und Merzig statt. Die meisten Ausstellungen konzentrieren sich in Saarbrücken. Offizielle Eröffnung ist dort am 28. April um 18 Uhr in der ehemaligen Werkstatt in Burbach, Matzenberg 171.

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