Mit dem Granit im Dialog "Der Stein arbeitet mit mir"

Beckingen. Der Belgier Sylva Hanuise ist ein zutiefst philosophischer Künstler. Einer, der mit 15 Jahren seine Liebe zum Stein entdeckte, als er in der Granitfabrik seines Großvaters in Soignies gearbeitet hat. Schon damals war ihm klar, dass die Arbeit mit Granit auch seine Berufung ist

 Werke aus Granit hergestellt - Arbeiten von Sylva Hanuise sind bei der Skulptura 2010 in Beckingen ausgestellt. Fotos: SZ

Werke aus Granit hergestellt - Arbeiten von Sylva Hanuise sind bei der Skulptura 2010 in Beckingen ausgestellt. Fotos: SZ

Beckingen. Der Belgier Sylva Hanuise ist ein zutiefst philosophischer Künstler. Einer, der mit 15 Jahren seine Liebe zum Stein entdeckte, als er in der Granitfabrik seines Großvaters in Soignies gearbeitet hat. Schon damals war ihm klar, dass die Arbeit mit Granit auch seine Berufung ist. Doch aus Wissensdurst absolvierte er erst einmal ein Studium der Geisteswissenschaften, dem einige Jahre in seiner eigenen Firma Sylva Granit Design folgten. Er hatte sich auf die Produktion individueller Einrichtungsgegenstände aus Granit spezialisiert. Das Unternehmen florierte, doch es hielt ihn davon ab, seine eigene Kreativität zu entfalten und seine Philosophie zu leben. So zog er sich im Jahr 2001 aus dem Geschäftsleben zurück und zog mit seiner Frau in eine alte Steinfarm im Grand-Halleux, um sich fortan ganz der freien künstlerischen Arbeit zu widmen. Dort entstehen nun diese spirituell anmutenden Granitskulpturen, die so zart geformt und weich geschwungen einherkommen, dass sie bisweilen an engelsgleiche Wesen erinnern; und dabei doch aus einem der härtesten Bildhauermaterialien überhaupt gestaltet sind. Es scheint, als habe Hanuise hier die gestische Zeichnung in die dritte Dimension übertragen - so leicht fließen die Bewegungen, so dünn scheint das Material. Wenn er davon redet, dass er mit dem Stein in einen Dialog tritt, ihn mit seinem Körper, seinem Herzen und seiner Seele bearbeitet, so nimmt man ihm dies in Anbetracht seiner emotionalen Skulpturen gerne ab.redWie gehen Sie bei der Gestaltung vor?Sylva Hanuise: Ich gestalte ganz grazile Bewegungen, die mich sehr viel Zeit kosten. Manchmal merke ich, dass sie der Form nicht gut tun und nehme sie wieder weg. Dann gibt es Gesten, die können nicht warten. Wenn sie da sind, ist es so, als wäre es mein ganzer Körper. Sie kommen einfach aus dem Stein. Die Kraft ist da, im Körper, verkörperlicht. Das ist eine Geburt. Nicht ich arbeite mit dem Stein, sondern der Stein arbeitet mit mir und lässt mich dabei in Frieden.Was ist Ihnen bei der Bewegung wichtig?Hanuise: Dass die Bewegung lebendig ist. Jede Bewegung hat eine Geschichte. Diese Geschichte gilt es zu finden, sie zu rekonstruieren, wieder zu beleben, damit die Bewegung vollständig ist. Jede Bewegung ist die Folge einer anderen. Alles ist miteinander verbunden. Ohne den Moment davor wäre die Bewegung nicht ganz, nicht lebendig.

Zur Person Sylva Hanuise, 1961 in Soignies geboren. Drei Jahre Kurse in gestischem Zeichnen. Er absolvierte ein Studium in Geisteswissenschaften und erhielt das Diplom in romanischer Philologie.

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