Mit dem Förster durch das Quierschieder Revier

Quierschied/Kreis Neunkirchen. Dank der Volkshochschule Quierschied und Revierförster Martin Haupenthal genossen neun marschierfreudige Waldliebhaber im Staatswald um Quierschied bei frischem aber freundlichem Wetter einen Frühlingsspaziergang

 Revierförster Martin Haupenthal (mit dem Fuß auf dem Baumstumpf) mit seiner Gruppe Foto: Anne Allenbach

Revierförster Martin Haupenthal (mit dem Fuß auf dem Baumstumpf) mit seiner Gruppe Foto: Anne Allenbach

Quierschied/Kreis Neunkirchen. Dank der Volkshochschule Quierschied und Revierförster Martin Haupenthal genossen neun marschierfreudige Waldliebhaber im Staatswald um Quierschied bei frischem aber freundlichem Wetter einen Frühlingsspaziergang.Beim Betrachten der Baumkronen fiel den munter interessierten Teilnehmern des kostenfreien Studien-Spaziergangs sofort etwas auf: "Sind wir dieses Jahr früher dran mit dem Laub?", hörte man aus den Reihen der Interessenten mit dem festen Schuhwerk. "Ja, wir sind mit dem Laubausbruch dieses Jahr eine Woche früher dran", erläuterte Martin Haupenthal, der seit 1993 das Quierschieder Revier bestellt. Sogar schon ganz ergrünt sei der Merziger Wald, habe ein Kollege mitgeteilt, so der Förster weiter. Der 54-Jährige steuerte mit seinen Waldleuten verschiedene Schauplätze an und stand Rede und Antwort. "Die Sonneneinstrahlung reguliert den Laubausbruch. Das Ergrünen fängt unten an, damit die jungen Bäume auch Licht abkriegen, dann geht die Aktion bis in die Krone", kommentierte Haupenthal. Beim Anblick der zahllosen Sämlinge auf dem Waldboden stellte sich auch die Frage nach deren Überlebenschancen. "In 100 Jahren werden sich auf einem Umkreis von etwa zehn Metern zwei bis drei Buchen durchgesetzt haben", lautete die erstaunliche Antwort des Fachmannes.

Der 150 Jahre alte Baumbestand im Quierschieder Wald, der laut Haupenthal sein Alter dem Nachhaltigkeitsprinzip der Preußischen Forstpolitik Anfang des neunzehnten Jahrhunderts zu verdanken hat - denn dies sei eben mal eine Baumgeneration her - schwebe langfristig allerdings in Lebensgefahr. "In den letzten zehn Jahren schreitet die Versauerung des Bodens stetig voran", so der Waldfachmann. Quierschieds Böden seien überdies aluminiumbelastet. "Durch die Säuren wird das Aluminium aus dem Boden gewaschen und gelangt ins Trinkwasser in einem Meter Tiefe, gerade in der Wurzelebene", so Haupenthal. Es sei eine Frage der Zeit, bis die Natur die Belastung nicht mehr abpuffern könne. Die unterschwellige Besorgnis sei groß: "Wir verdrängen das Problem, über Personal und Geld wird viel öfter gesprochen, als über das ernste Problem des Waldsterbens", informierte der Revierförster.

Doch es würde auch viel für den Quierschieder Wald getan, der zu 90 Prozent aus Buche und Eiche bestehe. "Durch den Zweckverband Landschaft der Industriekultur Nord Industriekultur Saar wurde festgelegt, dass wir den Wald mehr in Ruhe lassen. In Quierschied darf weniger Holz geerntet werden, als wachsen gelassen wird. Wir holen nur noch punktuell Bäume raus", sagte Haupenthal und fügte hinzu: "Wir werden unseren Enkeln einen besseren Wald hinterlassen, als wir ihn vorgefunden haben." Und spätestens als in einem stillen Spaziermoment ein Fischreiher über den Kohlbachweiher flog, waren die Stechversuche der ersten Mücken vergessen und das kollektive Kopfnicken bestätigte den gelungenen Spazierausflug in den Quierschieder Wald. ane

"In den letzten zehn Jahren schreitet die Versauerung des Bodens stetig voran."

Martin Haupenthal, Förster

In Kürze

Die Volkshochschule Quierschied veranstaltet zwei Mal im Jahr kostenlose, jahreszeitbezogene Spaziergänge mit Förster Martin Haupenthal. Der Termin für die Herbstwanderung wird noch bekannt gegeben. ane

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