Mit Cannabis in die Hölle

Homburg. Mit 14 Jahren fing Amon Barth an zu kiffen. Er wollte cool sein, zu einer "angesagten" Clique gehören. Obwohl er in durchaus wohlhabenden Verhältnissen aufwuchs und in Hamburg ein angesehenes humanistisches Gymnasium besuchte, versank er mehr und mehr in einer Doppelwelt aus Schein und Sein

 Weiche Drogen wie Cannabis seien angeblich harmloser - so lautet ein fatales Vorurteil. Dass diese Droge ebenso Psychosen hervorruft, betont Amon Barth bei mehreren Autorenlesungen. Foto: dpa

Weiche Drogen wie Cannabis seien angeblich harmloser - so lautet ein fatales Vorurteil. Dass diese Droge ebenso Psychosen hervorruft, betont Amon Barth bei mehreren Autorenlesungen. Foto: dpa

Homburg. Mit 14 Jahren fing Amon Barth an zu kiffen. Er wollte cool sein, zu einer "angesagten" Clique gehören. Obwohl er in durchaus wohlhabenden Verhältnissen aufwuchs und in Hamburg ein angesehenes humanistisches Gymnasium besuchte, versank er mehr und mehr in einer Doppelwelt aus Schein und Sein. Amon Barth schaffte es zwar, irgendwie sein Abitur zu machen, doch war er zu diesem Zeitpunkt längst der Droge verfallen. Erst das Aufwachen in einer psychiatrischen Klinik, in der er von einer schweren Psychose geheilt wurde, brachte ihn wieder in die Wirklichkeit zurück.Amon Barth, der Sohn der Spiegel-Journalistin Ariane Barth, begann nach überstandener Krise, ein Buch zu schreiben - über seine Erfahrungen als Kiffer. Es erschien im Jahr 2005 unter dem Titel "Breit. Mein Leben als Kiffer" und hat seitdem viele Leser beschäftigt. Nicht nur im positiven Sinne, denn es ist kein Moral-Buch, was manche Leser im Vorfeld erwartet hatten.

"Barth verurteilt nicht und teilt keine Moralvorschläge aus", betont Ralph Dejon von "praesent", der Fachstelle für Suchtvorbeugung und -beratung der Awo im Saarpfalz-Kreis. Dejon hat den Autor, der im November auf Leserreise durchs Saarland tourt, in den Saarpfalz-Kreis eingeladen.

Dort liest Amon Barth in der Aula des Mannlich-Gymnasiums, im Musiksaal des St. Ingberter Leibniz-Gymnasiums und, in Form einer Lesung für alle Bürger, im Stadtcafé in Homburg. Amon Barth habe, so Dejon, keinen Tag seiner Schulzeit ohne Kiffen verbracht, "der Autor zeigt in seinem Buch auf, wie ihm dadurch seine Jugend geraubt wurde."

Dejon, der als Sozialarbeiter Erfahrung mit drogensüchtigen Jugendlichen hat, weiß, dass Drohungen und Moralvorhaltungen oft nicht wirken, "denn es ist ja auch so, dass Jugendliche mit ihrem Cannabis-Konsum ein positives Erlebnis verbinden. Wenn sie nichts davon hätten, würden sie es ja nicht rauchen." Es gehe also darum, die Folgen anzusprechen, wie Amon Barth es in seinem Buch tut.

"Er beschönigt nichts und verschweigt auch nichts. Der Leser oder Zuhörer kann sich selbst ein Urteil bilden." Ein tragischer Fehlschluss von Drogenkonsumenten wird im Buch nicht ausgelassen: Barth wollte, wie viele Cannabis-Raucher, mittels Droge kreativer sein, die Intensität von Musik oder von Farben besser erleben - und musste erfahren, dass die Droge dieses Erlebnis kurzfristig tatsächlich möglich macht, auf lange Sicht das Gehirn jedoch nicht belebt, sondern lahm legt, bis hin zur völligen Apathie. Damit waren dem 18-Jährigen die Begeisterung, der Elan, die Frische, der Spaß am Leben- kurzum die ganze Jugendzeit - verloren gegangen.

Erschienen ist das Buch vor über fünf Jahren. Heute studiert Amon Barth an einer Filmakademie und berichtet regelmäßig vor Schulklassen über seine persönlichen Cannabis-Erfahrungen.

Er habe nie "harte" Drogen konsumiert, schreibt Barth. Dass aber angeblich "leichte" Drogen wie Cannabis harmloser seien, kann man nach der Lektüre seines Buches bestimmt nicht behaupten. Foto: dpa

Auf einen Blick

Der Autor Amon Barth kommt am 6. November um 8.30 Uhr in die Aula des Homburger Mannlich-Gymnasiums zur Autorenlesung. Da der Andrang groß ist - 450 Homburger Schülerinnen und Schüler ab Klassenstufe zehn haben sich angemeldet - erfolgt um 10.45 Uhr eine zweite Auflage der Lesung.

Tags darauf, am 7. November, liest Barth um 9.30 Uhr im Musiksaal des St. Ingberter Leibniz-Gymnasiums. Da die genannten Veranstaltungen hauptsächlich für Schüler gedacht sind, bietet Amon Barth am 7. November um 19 Uhr im Homburger Stadtcafé für alle Interessenten jeden Alters eine weitere Autorenlesung mit Diskussionsmöglichkeit an.

Der Eintritt ist frei. Nähere Informationen erhält man bei "praesent", der Fachstelle für Suchtvorbeugung und Beratung im Saarpfalz-Kreis. Tel. (0 68 41) 9 93 63 23. red

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