„M‘r sin nit so“ Auf der Suche nach dem Riesenlyoner
Saarbrücken · Wenn’s in der Politik rund geht, ist das auch für die Faasend gut. Die Politprominenz in der Saarlandhalle bekam bei der großen Sitzung der „M’r sin nit so“ jedenfalls ganz schön was zu hören – und zu lachen. Kommenden Samstag, 2. März, läuft die Narretei im SR-Fernsehen.
Als Schorsch Seitz im Regen von Luftballons und Staniolschnipseln zum Finale ansetzt, geht in der Saarlandhalle eine stimmungsvolle Fernsehsitzung der „M‘r sin nit so“ zu Ende. „‚S is Faasenacht“, singt der Entertainer in seinem Medley. Und im Saal stehen alle, klatschen fröhlich im Takt und singen mit – egal, ob saarländische Prominenz, Vertreter der im Verband saarländischer Karnevalsvereine (VSK) organsierten Vereine oder die ganz normalen Faasebooze.
Machtwechsel, Wahlkampfgetöse und Skandale: Das Jahr war ganz nach dem Geschmack der närrischen Künstler, die sich der Themen über den Abend annahmen. Marek Winter machte sich gleich als Erster daran, das Geschehen humorvoll aufzuarbeiten. Als „Till“ in der Tradition des Eulenspiegels – so, wie es sich gehört: aktuell und stets in Reimen. Alle bekamen ihr Fett weg: der Landessportverband mit seinem einstigen Anführer Klaus Meiser, die von Ministerpräsident Tobias Hans angeführte Ministerriege, auch wenn über den Landesvater, der im Vorfeld der Sitzung Ehrensenator der „M‘r sin nit so“ wurde, noch nicht viel zu sagen war. Nur soviel in Anspielung an Annegret Kramp-Karrenbauer: „In die Fußstapfen deiner Vorgängerin, sorry, Bub, doo paschd du noch nit rin.“
Längst von der Kultschreckschraube zur Grande Dame der Saarbrücker Sitzungsfastnacht geworden, wusste auch Elfriede Grimmelwiedisch in ihren heiteren Geschichten aus „Kaltnaggisch“ und der Welt manche Spitze über die vor ihr versammelte Prominenz einzubauen: „Aaaatacke“, „Uiuiui und auauau“. Ebenso wie „Hausmeischda“ Willi Jost. Und Julanda Jochnachel mit ihrem Begleiter Karl-Wilhelm Hühnerfeld – übrigens von Entertainer Seitz zum Bühnenpaar verkuppelt. Seitz war auch bei seinem ersten Auftritt in seinem Element, als er Ministerpräsident Hans und Vorgängerin Kramp-Karrenbauer mit Märchenfiguren vergleicht: „Kommt mir vor wie Hänsel und Gretel, jetzt müsse die nur noch die alt Hex‘ in de Owe schiewe.“ Im Rennen um den CDU-Vorsitz habe „AKK“ einen Gegenkandidaten „ausgemerzt“. Anlass für ihn, ein Liedchen anzustimmen: „Dadada, ich lieb‘ dich nicht, du liebst mich nicht.“ Auch bei diesem ersten Auftritt feierte ihn das Publikum stehend und im Takt klatschend. Da spekulierte Seitz bereits, dass „es Annegret“ im fernen Berlin bald Heimweh bekommen könnte und zitierte singend die Band STS: „Ich will wieder heim.“
Die Bundeskanzlerin auf Abschiedstour war das große Thema der Krätzjer, die ihre Themen stets singend angingen. Etwa so: „Merkel ciao, Merkel ciao, Merkel ciao, ciao, ciao!“ Und auch wenn Ministerpräsident Hans noch nicht viel Anlass für närrischen Spott geliefert hat – die Krätzjer hatten ihm bereits eine Hymne angedichtet. Statt des Jodlers aus „Hulapalu“ sangen sie: „Tobi-Tobi-To-Tobias Hans.“ Auch zum Diesel-Skandal hatte die karnevalistische Band einen Standpunkt: „Ich fahr‘ weiter mem Diesel.“
Die Spaßmacher, die sich sonst aus der Politik weitgehend raus halten, wussten ebenso zu gefallen. Der Fidelius mit Heiterem aus den Wartezimmern. Wie das schräge Duo „Es Schicksche und sein Neffe“. Oder „Es Nissje“ als einer der Jüngsten resignierend zu seinem Versuch, „stripp, strapp, strull“ eine Kuh zu melken: „Es gebbd Sache, die kann man nidd erkläre.“
In Sachen Garde- und Schautanz hatten die „M‘r sin nit so“-Garden allerhand zu bieten. Unter anderem machte sich die Jugendgarde tanzend im „Fall für die Superschnüffler“ auf die Suche nach dem Riesenlyoner. Die Gruppe der Tanzschule Bootz-Ohlmann machte sich auf in die Traumfabrik, die Aktivengarde zog es auf den Ballermann. Das wird besonders dem Gastsänger Markus Becker gefallen haben, der vor Jahren mit seinem „roten Pferd“ die Hitparaden auf Malle und in der Faasend erobert hat. Rasant machten sich die „Revo-Boys“ in ihrer Revue auf Zeitreise in die Disco-Ära. Besonders gelungen war dem zwischen zwei Tanzschuppen tingelnden Trio die Szene der Motorradfahrt zwischen den beiden Diskotheken-Besuchen. Umbaupausen verkürzte die Animationsgruppe um Alice de Grazia und Michelle Trouvain gemeinsam mit der Haukapelle Beavers. Durch das Programm führten Björn Busch und „M‘r sin nit so“-Vizepräsident Ramon Gechnizdjani.
Die Aufzeichnung der TV-Sitzung läuft am Samstag, 2. März, 20.15 Uhr, im SR- und SWR-Fernsehen.