Ministerium setzt Schulprojekt in Reden aus

Kreis Neunkirchen/Reden. Das landesweite Angebot "Natur erleben" für außerschulischen Unterricht am ehemaligen Grubenstandort Reden (siehe "Rückblick") liegt auf Eis. "Die drei abgestellten Lehrer sind nicht mehr da", bestätigte Steffen Caspari vom Zentrum für Biodokumentation (ZfB) auf SZ-Anfrage. Für Erklärungen verwies Caspari an die Politik

Kreis Neunkirchen/Reden. Das landesweite Angebot "Natur erleben" für außerschulischen Unterricht am ehemaligen Grubenstandort Reden (siehe "Rückblick") liegt auf Eis. "Die drei abgestellten Lehrer sind nicht mehr da", bestätigte Steffen Caspari vom Zentrum für Biodokumentation (ZfB) auf SZ-Anfrage. Für Erklärungen verwies Caspari an die Politik. Wir haben bei den zuständigen Ministerien nachgefragt: Warum bricht man mitten im Schuljahr ein gerade erst angeschobenes und landesweit beworbenes Angebot ab?"Die Federführung für das Projekt 'Natur erleben' hatte von Anfang an das Bildungsministerium. Unser Haus hatte lediglich die Räume und Einrichtung zur Verfügung gestellt", beschied auf SZ-Anfrage Pressesprecherin Sabine Schorr vom Umweltministerium. "Die Entscheidung, die drei Pädagogen abzuziehen, hat der Bildungsminister, beziehungsweise sein Staatssekretär Körner, als Dienstherr getroffen."

Von der "Notwendigkeit einer Überarbeitung des naturpädagogischen Konzepts" spricht Eric Harms, Pressesprecher im Bildungsministerium, auf Anfrage unserer Zeitung. Das habe ein erster Tätigkeitsbericht des Teams Pädagogik im Februar 2010 sowie ein Besuch vor Ort durch Fachleute des Bildungsministeriums und des Umweltministeriums im Mai 2010 aufgezeigt. Ein externes Gutachten vom November 2010 habe diese Einschätzung bestätigt, deutliche Defizite beschrieben und grundlegende Änderungen empfohlen. Nach Einschätzung der Ministeriumsmitarbeiter, so Harms weiter, seien die naturpädagogischen Möglichkeiten des Standortes nicht voll ausgeschöpft worden. Stattdessen habe man sich stark auf naturwissenschaftliche Themen begrenzt. Harms: "Trotz der bestehenden Zweifel wurden die Abordnungen der Lehrkräfte im Schuljahr 2010/2011 zunächst verlängert, um einen Bruch in der Entwicklung der Umweltangebote in Reden zu vermeiden."

Harms stellt zudem eine "mangelnde Akzeptanz durch die angesprochenen Zielgruppen" fest. In 16 Monaten hätten lediglich 27 Führungen stattgefunden: "Eine Abordnung von drei halben Stellen war folglich nicht weiter vertretbar." Die Zahl der Abordnungsstunden zum 1. Februar 2011 (zweite Schuljahreshälfte) sollte auf insgesamt 16 Zeitstunden pro Woche und zwei Personen mit je einer viertel Stelle reduziert werden - "verbunden mit der Option, bei steigender Nachfrage erneut aufzustocken". Die geplante Neuausrichtung hätte von den bereits erfahrenen Lehrkräften begleitet werden sollen, so Harms weiter: "Sehr zu unserem Bedauern haben sich jedoch beide Lehrkräfte gegen eine Weiterabordnung entschieden."

Das Angebot soll im kommenden Schuljahr möglichst wieder aufgenommen werden, heißt es aus dem Bildungsministerium weiter: "Angestrebt werden unter anderem eine Ausweitung der Themen (beispielsweise durch eine stärkere Betonung von Aspekten der Bildung zur nachhaltigen Entwicklung statt Begrenzung auf naturwissenschaftliche Themen und Artenkenntnis) sowie eine Ausweitung der Zielgruppen (Ausweitung auf die Sekundarstufe II, auf Familien mit Kindern, Wandertage und so weiter) und der Zeiten (Nachmittage, Ferien)." "Die drei für

das Projekt 'Natur erleben' abgestellten Lehrer sind

nicht mehr da."

Steffen Caspari

vom Zentrum für Biodokumentation (ZfB)

Meinung

Eine Frage

des Wollens

Von SZ-RedakteurinClaudia Emmerich

Es waren mal zwei schwarze Minister: Stefan Mörsdorf (Umwelt) und Annegret Kramp-Karrenbauer (Bildung). Die hatten im Februar 2009 Lehrer und Erzieher aus dem ganzen Land nach Reden eingeladen. Sie stellten den Pädagogen verschiedene Bildungsangebote am Standort vor. Und warben für Reden als außerschulischem Lernort. Das Projekt Natur erleben wurde aufs Gleis gesetzt. Jetzt haben wir zwei grüne Minister: Simone Peter (Umwelt) und Klaus Kessler (Bildung). Und das Projekt Natur erleben ruht. Soll überarbeitet vielleicht wieder aufleben. Ruht auch das Projekt Zechenhaus als Veranstaltungsort? Der bisherige Zechenhaus-Manager Delf Slotta wechselte im April ins Wirtschaftsministerium. Derzeit gilt eine interne Übergangslösung aus dem Mieter-Kreis. Ein dynamischer Impuls? Ob Schul-Projekt, Zechenhaus oder der gesamte Standort: Es stellt sich die Frage nach dem politischen Willen, in Reden nachhaltig etwas zu bewegen. Bei einem inzwischen sichtlich belasteten Begriff "Standort Reden". Und immer wieder auch die Frage der Zuständigkeit. Staatskanzlei, Wirtschaftsministerium, Bildungsministerium, Umweltministerium: Wer setzt den Hut auf? Nicht alle Märchen gehen gut aus.

Rückblick

 Im Jahr 2003 ist das Zentrum für Biodokumentation in einer alten Halle des still gelegten Bergwerkes in Reden vom damaligen Umweltminister Stefan Mörsdorf (rechts) eröffnet worden - hier zu sehen beim Begutachten von Exponaten. Foto: Hiegel

Im Jahr 2003 ist das Zentrum für Biodokumentation in einer alten Halle des still gelegten Bergwerkes in Reden vom damaligen Umweltminister Stefan Mörsdorf (rechts) eröffnet worden - hier zu sehen beim Begutachten von Exponaten. Foto: Hiegel

"Reden soll Wissenszentrum werden" titelte unsere Zeitung am 3. November des Vorjahres. Wir stellten das gemeinsam von Umwelt- und Bildungsministerium im August 2009 auf den Weg gebrachte und dann weiterentwickelte Projekt "Natur erleben" vor. Ein kostenfreies Angebot für die Klassen eins bis zehn. Mit Forscherzimmer, Exkursionen und Blicke auf Sammlungen und Ausstellungen. Unterm Dach des Zechenhauses, angesiedelt beim Zentrum für Biodokumentation in Reden. cle

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