Milch und Fleisch sind die großen Themen

Kreis Neunkirchen. "Erntemäßig war 2008 grundsätzlich ein gutes Jahr für die Bauern in der Region, auch wenn es durch den trockenen und nur durch Gewitter befeuchteten Mai lokal extreme Unterschiede in Qualität und Volumen gegeben hat", resümierte der Kreis-Bauernverbands-Vorsitzende Dieter Hauter bei seinem Besuch in der SZ-Redaktion

 Nicht nur als Vorsitzender des Kreisbauernverbandes macht sich Dieter Hauter Sorgen. Foto: Hiegel

Nicht nur als Vorsitzender des Kreisbauernverbandes macht sich Dieter Hauter Sorgen. Foto: Hiegel

Kreis Neunkirchen. "Erntemäßig war 2008 grundsätzlich ein gutes Jahr für die Bauern in der Region, auch wenn es durch den trockenen und nur durch Gewitter befeuchteten Mai lokal extreme Unterschiede in Qualität und Volumen gegeben hat", resümierte der Kreis-Bauernverbands-Vorsitzende Dieter Hauter bei seinem Besuch in der SZ-Redaktion. Dennoch habe es für die Landwirte keinen Grund zum frohlocken gegeben. "Die Verkaufserlöse fürs Getreide sind nämlich zurückgegangen und gleichzeitig explodieren die Fix-Kosten", bringt Hauter die Sorgen seiner Berufskollegen auf den Punkt. Nicht nur der Treibstoff für die Landmaschinen sei teurer geworden, auch die Düngemittel ("um 250 Prozent gestiegen") rissen mittlerweile große Löcher in die Kassen. Als Beispiel für zurückgehende Erträge nennt Hauter den Weizenpreis: Nach der knappen Ernte 2007 stieg der Preis für den Doppelzentner (100 Kilo) auf bis zu 28 Euro, um sich jetzt bei 16 bis 18 Euro einzupendeln. Großes Thema war in diesem Jahr die Milch. Viele der rund 50 Haupterwerbs-Landwirte im Kreis Neunkirchen nahmen an den Streik-Aktionen teil, um ihrer Ansicht nach angemessene Erzeuger-Preise für ihre Milch zu erzwingen. Ein Kalkül, das nach Einschätzung des Nur-Getreide-Bauern Hauter nicht aufgegangen ist. Zwar hätten die Milchbauern einen kurzfristigen Erfolg erzielt, doch sei nun die Nachfrage nach Milch-Produkten zurückgegangen. Angesichts der globalen Märkte sei es schwer, meint Hauter, für regionale Produzenten, Einfluss auf die Milch-Industrie und die Weiter-Verkäufer auszuüben.Hauter sieht aber nicht nur die Milch-produzierenden Betriebe unter hohem Druck, auf dem Fleischsektor sei die Situation "noch gravierender". "Die Rindfleischpreise dümpeln auf einem Niveau von vor 20 Jahren und die Schweinepreise sind teilweise so stark gefallen, dass in vielen Betrieben die laufenden Kosten mehr nicht gedeckt werden konnten und die Schweinezucht eingestellt wurde", malt Hauter ein düsteres Bild der Lage. Und die Perspektiven? Dieter Hauter sieht die Entwicklung ganz klar in eine Richtung gehen: "Große Betriebe werden weiter wettbewerbsfähig sein, daneben wird es die Nischenfüller geben". Wobei "Nischenfüller" der Produzent heimischer Kartoffeln sein kann, der Direktvermarkter mit seinem schnucklingen Hofladen oder der Bio-Produzent. "Der Verbraucher spürt trotz des drastischen Rückgangs der Zahl der Betriebe keine Reduzierung des Angebotes und kann sich auch in diesem Jahr unbesorgt den Feiern zu Erntedank widmen, da die Landwirte dafür Sorge tragen, dass die Bevölkerung mit qualitativ hochwertigen Urprodukten versorgt wird", nimmt der Chef der Kreis-Landwirte den Bürgern etwaige Sorgen. Seinen Berufskollegen kann er sie nicht nehmen, schließlich seien auch Landwirte selbstständige Unternehmer, die mit den Risiken ihres Gewerbes leben müssten.

Chancen aufden Höfen

Auf den Höfen in der Region gibt es viel Arbeit. Dieter Hauter sieht in den Betrieben seiner Kollegen durchaus Arbeitsmöglichkeiten für Leute, die zupacken können, die weder Angst vor großen Maschinen, noch vor großen Tieren haben und auch mal abends oder am Wochenende die Misttgabel schwingen wollen. Offenbar gibt es aber wenig Leute, denen es in den Sinn kommt, ihr Auskommen zwischen Milchküche, Maissilo und Heuschober zu verdienen. Alles strebt nur in Richtung Bank und Büro. Dabei gibt es wenig, was schöner wäre, als zum Tagesende einer zufriedenen Herde beim Fressen zuzuschauen oder zum Abschluss der Ernte den letzten Rundballen ins Lager zu stapeln. Das Glück der kleinen Dinge lässt sich im Rhythmus der Natur besonders gut erleben.

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