Mieter im alten Rathaus gekündigt

Homburg · Die Geschäftsstelle des Kreisverbandes Saarpfalz des Sozialverbands Deutschland und die Interessengemeinschaft „Lebensabendbewegung“ (LAB) müssen sich offenbar eine neue Bleibe suchen. Die Stadt hat den Mietern im alten Rathaus in der Kaiserstraße gekündigt.

Es war keine angenehme Post, die Karin Kerth von der Geschäftsstelle des Kreisverbandes Saarpfalz des Sozialverbands Deutschland und Emilie Müller von der Interessengemeinschaft "Lebensabendbewegung" (LAB) Ende der vergangenen Woche in ihren Briefkästen fanden. Beiden Institutionen wurde kommentarlos als Mieter im alten Homburger Rathaus, Kaiserstraße 41, zum 31. Dezember 2013 von der Stadt Homburg als Eigentümerin des Gebäudes gekündigt. Völlig unvorbereitet sei man auf die Entscheidung gewesen, zeigte sich Karin Kerth vom Sozialverband gestern im Gespräch mit unserer Zeitung sichtlich konsterniert. Bei keiner Gelegenheit hätten Verantwortliche der Stadt in der jüngeren Vergangenheit ihr gegenüber diesen Schritt angekündigt.

Eine stille Entscheidung der Stadtverwaltung also? Das beurteilt man im Rathaus anders: Auf Nachfrage unserer Zeitung bestätigte Stadt-Pressesprecher Jürgen Kruthoff nach Rücksprache die nun getroffenen Entscheidung: "Es ist richtig, dass die genannten Räume zum Jahresende gekündigt wurden." Im Gegensatz zur Darstellung von Kerth und Müller habe man "diese sich anbahnende Veränderung allerdings bereits im Vorfeld mit den betroffenen Nutzerinnen und Nutzern auch besprochen". Dabei sei auch über alternative Räume gesprochen worden. Kruthoff verdeutlichte in diesem Zusammenhang die Absicht der Stadt, für die nun gekündigten Räume zusammen mit den betroffenen Nutzern neue zu finden. Kruthoff: "Die Veränderungen sollen nicht dazu führen, dass die Aktivitäten eingestellt werden sollen." Kruthoff ergänzend zu den Hintergründen den Kündigung: "Die Räume sind im Grunde genommen als Versammlungsstätten nicht ideal geeignet, da wir in Sachen Brandschutz und Rettungswege investieren müssten."

Kruthoff begründete die Kündigungen mit einer "Neuplanung für das Gebäude". Dabei gehe es in Richtung einer Eigennutzung durch das Stadtarchiv sowie einer Verwendung für museale Zwecke, "also möglicherweise die Ausstellung von besonderen Exponaten aus dem Stadtarchiv oder Archivbeständen, so aus den Homburger Stadtteilen". Auch die städtische Gemäldesammlung, derzeit in der Stadtbücherei eingelagert, solle, so Kruthoff, dahin verlegt werden. "Generell soll der Besucherraum des Stadtarchivs in das Erdgeschoss verlagert werden. Dies soll auch dazu führen, dass der alte Ratssaal wieder für kleinere Veranstaltung und dergleichen genutzt werden kann."

Zeigte sich Karin Kerth gestern zwar einigermaßen enttäuscht über das aus ihrer Sicht unvermittelte Vorgehen der Stadt, machte sie indes doch deutlich, dass sie sich mit einem angebotenen neuen Zuhause immerhin anfreunden könne. Anders, so Kerth, sehe dies allerdings für Emilie Müller von der LAB aus. Und bei einem Termin vor Ort bestätigte Müller selbst gestern die Einschätzung Kerths. Für sie komme ein Umzug nicht in Frage, "dafür fehlt schlichtweg das Geld", so Müller. So sehe sie keine Möglichkeit, mit ihrem montäglichen Kaffee- und Kuchen-Nachmittag für Senioren und dem seit Mai zunehmend erfolgreicher laufenden Suppenküchenangebot für Bedürftige an jedem Mittwoch an einen neuen Standort zu wechseln: "Wird die Kündigung Realität, dann wird das Angebot der Lebensabendbewegung in Homburg zu Ende gehen."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort