Mettenschicht: Bergleute pflegen Brauchtum
Gonnesweiler · Eine Bürgermeisterin und ein ehemaliger Bergwerksdirektor sprangen über das bergmännische Arschleder. Ein Ritual das zu einer Mettenschicht gehört. Zum 17. Mal feierten die Saarbergleute den alten Brauch der letzten Schicht vor Weihnachten im Gonnesweiler Barbara-Stollen.
Mehr als zwei Jahrhunderte vollzogen die Bergmänner an der Saar untertage teils für kargen Lohn ihre harte Arbeit. Sie brachten die Schätze der Erde ans Tageslicht und sorgten so für Wohlstand -auch im Saarland. Die letzte Schicht vor dem Weihnachtsfest nannten die Bergleute Mettenschicht, früher wurde sie im Huthaus, oder im Waschgebäude gefeiert. Heutzutage wird der historische Brauch im Barbara-Stollen in Gonnesweiler folkloristisch inszeniert. "Mit der Beendigung des Saarbergbaus geht natürlich viel von der bergmännischen Kultur, uralten Traditionen, schönen Sitten und Gebräuchen verloren. Es ist gut, dass die Bergmannsvereine sehr viel von dem weiterleben lassen und das Brauchtum pflegen", versicherte der Vorsitzende des Landesverbandes Saar der Berg-, Hütten- und Knappenvereine, Klaus Hiery (72).
Landesweit tun dies 85 organisierte Vereine. Staatskanzlei-Chef Jürgen Lennartz (CDU) schlüpfte in die Rolle des Steigers und hielt die Bergpredigt.
"Der Bergbau als Schlüsselindustrie ist die Wurzel der Identität des Saarlandes. Ohne den Bergbau hätte es das Saarland, als eigenständiges Land nie gegeben", sagte der 56-jährige Staatssekretär. Die Traditionspflege müsse bewahrt werden, jedoch nicht als Selbstzweck. "Die vielen, aus dem Bergbau hervorgegangenen Werte und Tugenden, müssen wir an die nächste Generation weitergeben", appellierte Lennartz. Für die zurückgehenden Besucherzahl im Bergbaumuseum Landweiler-Reden regte er als Modell an, die Eintrittskasse wegzunehmen und beim die Besichtigungspublikum auf Schulklassen zu setzen. Er sprach sich nachhaltig für die Straße des Bergbaus aus, an die sich Hiery, als Huldigung an die Vorfahren, eine integrierte Straße des Bergmanns wünschte. "Auch in den Liegenschaften liegt eine gemeinsame kulturelle Zukunft, über deren touristische Dimension muss man sich seine Gedanken machen", forderte der Ex-Bergmann aus Fraulautern. Tradition hat während einer Mettenschicht zudem die Ernennung der Ehrenhauer.
Lange Jahre war die Frau im Bergmannsstand eher unterrepräsentiert, bis Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) im Vorjahr die Männerdomäne durchbrach. Nun folgte der Landesmutter die Quierschieder Bürgermeisterin Karin Lawall (SPD). Hiery verpasste der 64-Jährigen den Ehrenhauerschlag. "Es erfüllt mich mit Stolz, mein Großvater war Bergmann", freute sich Lawall. Hiery holte noch zu einem weiteren Schlag aus und ernannte Friedrich Breinig (59), den ehemaligen Ensdorfer Bergwerksdirektor, ebenfalls zum Ehrenhauer. Beim Verlesen der Urkunde sprangen beide mit einem gefüllten Schnapsglas über das bergmännische "Arschleder". Abschließend schallte der Bergmannsklassiker "Glückauf, der Steiger kommt", durch den Stollen. Musikalisch begleitet wurden die Bergleute vom RAG-Bergbau-Brass-Ensemble.