Merziger helfen Armen in AfrikaDie Ausbildung soll gefördert werden

Merzig. Sehnsüchtig warten 300 teils kinderreiche Familien in dem kleinen afrikanischen Dorf Mabea, in der mosambikanischen Provinz Inhambane am Indischen Ozean gelegen, auf den großen Überseecontainer, der zurzeit von der Erweiterten Realschule Merzig (ERS) aus auf die etwa achtwöchige Reise in den Süden Afrikas unterwegs ist

Merzig. Sehnsüchtig warten 300 teils kinderreiche Familien in dem kleinen afrikanischen Dorf Mabea, in der mosambikanischen Provinz Inhambane am Indischen Ozean gelegen, auf den großen Überseecontainer, der zurzeit von der Erweiterten Realschule Merzig (ERS) aus auf die etwa achtwöchige Reise in den Süden Afrikas unterwegs ist. Die Kinder, die dort scheinbar idyllisch weit verstreut in einem der größten Palmenhaine Afrikas leben, wünschen sich nichts sehnlicher als eine Schule mit festem Dach, mit Tischen, Bänken und Stühlen und einer schönen großen Tafel.All diese Gegenstände, dazu unzählige, teils kaum getragenen Kleidungsstücke, rund 100 Fahrräder, jede Menge Küchengeräte, Näh- und Strickmaschinen, Kleinmöbel und viel Nützliches für Haus, Hof und Garten wurden am Wochenende von fleißigen Helfern unter Anleitung des Vorsitzenden der Merziger Initiative "Ein Licht für Afrika", Christoph Goergen, für die lange Seereise in dem fast Appartement großen Transportbehältnis verstaut. Prunkstück dieser Hilfsgüter ist eine vollständige Zahnarztpraxis mit Stromaggregat, gespendet von Zahnarzt Dr. Rainer Balle, der darüber hinaus mit einer großzügigen Geldspende für die Deckung der zunächst anfallenden Kosten sorgte. Mit einem Großteil der Hilfsgüter werden Menschen in Picoco, einem Flüchtlingslager etwa 40 Kilometer südlich der Hauptstadt Maputo, unterstützt. Die Dentalausstattung soll in der kleinen Krankenstation Picocos installiert und von einem einheimischen Zahnarzt einmal wöchentlich betrieben werden.Benefizkonzerte Während am Samstag auf dem Parkplatz der ERS die Hilfsgüterfuhren der Kleintransporter und privater Pkws mit Anhänger nicht enden wollen, der Stapel an Schulbänken und Tischen fast unübersehbar erscheint, geht die afrikanische Musikerin Joaquina Siquize hilfreich zur Hand. Die seit zehn Jahren in Saarbrücken lebende Joaquina stammt aus Mabea, dessen Häuser während der Bürgerkriegswirren in den neunziger Jahren von den Rebellen fast vollständig zerstört wurden. Einzig das Haus ihres Bruders Venazio blieb verschont, weil es die rebellischen Horden als Basisstation einrichteten. "Es war für uns ein Segen, Joaquina kennen zu lernen", sagte der an der ERS als Musiklehrer tätige Christoph Goergen. Man habe sich erstmals bei einem Konzert getroffen und es sei beeindruckend gewesen, mit welchem Engagement die junge Frau ihre Heimatgemeinde unterstützt. "Damals hat sich spontan der Funke der Hilfe entzündet", und das im Jahre 2007 ursprünglich bescheiden anlaufende Projekt, das überwiegend durch Erlöse aus Benefizkonzerten seines Chors getragen wurde, hat sich wie ein Lauffeuer ausgedehnt. "Heute sind wir sehr stolz, dass unsere 85 Chormitglieder in vielen Konzerten, Gottesdiensten und weiteren Festveranstaltungen die beachtliche Summe von 25 000 Euro eingesungen haben", erklärte der Musiklehrer. Das Geld gehe auf kerzengeradem Weg und in voller Höhe dorthin, wo es gebraucht wird, versicherte Goergen. In den kommenden Sommerferien machen sich 15 Mitglieder der Initiative "Ein Licht für Afrika" und Kollegen der ERS auf den Weg nach Mosambik, werden dort ein Arbeitslager mit Zelten, Feldbetten, Stromerzeugern und Werkzeugen errichten und unverzüglich mit dem Aufbau der Schule in Mabea beginnen. "Parallel dazu laufen die Hilfsmaßnahmen vor Ort für das Flüchtlingslager in Picoco", erläutert Sabine Mathey, zweite Vorsitzende des Fördervereins. Die fünfzehn Männer und Frauen, die keine Angst vorm "Zupacken" haben, freuen sich nun auf ihre Afrika-Mission und hoffen auf weitere hilfreiche Unterstützung.Merzig. Schreckliche 16 Jahr Bürgerkrieg hatten die Menschen in Mosambik, dem Nachbarland Südafrikas, ertragen müssen. Unsägliches Leid brachten die Rebellen der Renamo über die Bevölkerung, trieben ihr Unwesen mit Plünderung und Mord, vergewaltigten Kinder und Frauen und zerstörten ganze Wohnsiedlungen und Landstriche. Gerade als sich das Land von den Wirren dieser Zeit zu erholen schien, brach im Jahr 2000 die große Flutkatastrophe über Mosambik herein und spülte alle Hoffnungen mit einem Mal fort. Bis heute sind die tiefen Wunden der Vergangenheit im Land am Indischen Ozean nicht verheilt, und es bedarf großer Hilfsanstrengungen, den Menschen zumindest regional wieder eine Perspektive zu geben. Die Merziger Initiative "Ein Licht für Afrika" stellt sich dieser Aufgabe mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln. Das zunächst als Projekt der Christian-Kretschmer-Schule geplante Unterfangen verzeichnet mittlerweile Mitglieder aus der gesamten saarländischen Region und aus Rheinland-Pfalz. Mit den Sach- und Geldspenden und ihrem persönlichen Einsatz vor Ort werden die Frauen und Männer um Christoph Goergen in den mosambikanischen Gemeinden Picoco und Mabea Hilfe zur Selbsthilfe leisten. Gemeinsam mit der einheimischen Bevölkerung will man ein Schulungszentrum etablieren, um damit den Einwohnern die Möglichkeit zu bieten, sich früher oder später selbst helfen zu können. Dabei steht an vorderster Stelle die Ausbildung junger Afrikaner an Werkbänken und Werkzeugen zur Erlernung des Schreinerhandwerks. Für junge Frauen und Mädchen soll es eine Ausbildung an gespendeten Nähmaschinen geben. owa

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