Wie kleine Agenten bei einer Katastrophe zusammenarbeiten
Dagstuhl. Wenn bei einer Katastrophe in Zukunft kleine autonome Fahrzeuge eingesetzt werden, um Überlebende zu finden und zu retten, steckt dahinter ein so genanntes Multi-Agenten-System. Dies ist ein komplexes System, dessen einzelne Komponenten selbstständig handelnde Agenten sind. Internationale Wissenschaftler diskutieren auf einer Tagung vom 1. bis 5
Dagstuhl. Wenn bei einer Katastrophe in Zukunft kleine autonome Fahrzeuge eingesetzt werden, um Überlebende zu finden und zu retten, steckt dahinter ein so genanntes Multi-Agenten-System. Dies ist ein komplexes System, dessen einzelne Komponenten selbstständig handelnde Agenten sind. Internationale Wissenschaftler diskutieren auf einer Tagung vom 1. bis 5. September im Leibniz-Zentrum für Informatik auf Schloss Dagstuhl, wie man solche Multi-Agenten-Systeme programmieren und entwickeln kann. Dabei versucht man, mehrere Methoden der Künstlichen Intelligenz mit Techniken der Informatik zu verknüpfen.Selbst Entscheidungen fällen In der Informatik hat sich in den vergangenen 20 Jahren der Begriff des intelligenten, autonomen Agenten herausgebildet (agens = handelnd). Auch heutige Industrieroboter in der Automobilfertigung oder Fahrzeuge, die zum Erkunden eines gefährlichen, einsturzgefährdeten Bereichs eingesetzt werden, kann man als Agenten bezeichnen. Allerdings besitzen sie keine Intelligenz und handeln nicht autonom: Sie werden durch den Menschen oder ein Computerprogramm gesteuert. Im Gegensatz dazu haben Wissenschaftler die Vision von Fahrzeugen, die selbstständig, also ohne Fahrer oder Fernsteuerung, funktionieren. Sie könnten zum Beispiel bei einer Katastrophe Rettungsgüter von einem Ort zu einem anderen bringen. Solch ein autonomes Fahrzeug müsste auf viele unvorhergesehene Dinge achten können, wie zum Beispiel Absperrungen, geänderte Streckenführung oder Staus. Das Fahrzeug müsste auch auf seinem Weg Entscheidungen treffen und diese eventuell wieder revidieren, also sich "intelligent" und zielführend verhalten. Dazu gehört auch, dass das Fahrzeug mit der Umgebung kommuniziert und kreative, also nicht vorgefertigte Entscheidungen trifft. Agenten könnten sich auch zusammenschließen, um eine Aufgabe gemeinsam zu lösen. Forscher auf dem Gebiet der Künstlichen Intelligenz haben die Vision, bis zum Jahr 2050 eine Fußballmannschaft aus humanoiden Robotern zu bauen, die gegen den dann amtierenden Fußballweltmeister gewinnen kann. Diese neue Art der Entwicklung komplexer Systeme findet viele Anwendungsgebiete, etwa in der Flugsicherung, in der Logistik, in der Voraussage von Märkten. Interessante Anwendungen ergeben sich dabei im Sozialbereich: Sie könnten bedürftigen Menschen helfen, damit sie so lange wie möglich zu Hause leben können.Vielfältige Anwendungen Multi-Agenten-Systeme werden in Zukunft in vielen Bereichen des täglichen Lebens eingesetzt werden. Insbesondere werden sie zur Simulation realistischer komplexer Systeme in vielen Bereichen helfen. RedMehr Informationen zum Dagstuhl-Seminar "Programming Multi-Agent Systems" mit Teilnehmerliste sind zu finden unter www.dagstuhl.de/08361.
HintergrundSchloss Dagstuhl lädt das ganze Jahr über Wissenschaftler aus aller Welt ins nördliche Saarland ein, um über aktuelle Forschungsergebnisse in der Informatik zu diskutieren. Rund 3000 Informatiker von Hochschulen, Forschungseinrichtungen und aus der Industrie nehmen jährlich an den wissenschaftlichen Veranstaltungen in Dagstuhl teil. Seit 2005 gehört Schloss Dagstuhl zur Leibniz-Gemeinschaft, in der zurzeit 82 führende außeruniversitäre Forschungsinstitute und wissenschaftliche Serviceeinrichtungen in Deutschland vertreten sind. red