Erntebilanz Wetter sorgt für durchwachsene Ernte-Bilanz

Merzig-Wadern · Die Landwirte im Kreis haben in dieser Saison mit Regen und Kälte gekämpft. Bei manchen Anbauprodukten gibt es hohe Ausfälle.

 Apfelsorten wie Elstar sind in diesem Jahr zum Teil früher reif als normalerweise.

Apfelsorten wie Elstar sind in diesem Jahr zum Teil früher reif als normalerweise.

Foto: dpa/Patrick Pleul

In Sachen Getreideernte stehen die Landwirte kurz vor dem Abschluss. „Wir an Saar und Mosel haben 99 Prozent in der Scheune“, verrät Kreisbauernpräsident Peter Hoffmann aus Büschdorf. Derweil müssen die Kollegen aus dem Hochwald und dem St. Wendeler Land noch auf die Tube drücken – wegen der späteren Reife des Getreides. „Wir sind mit einem blauen Auge davon gekommen“, wagt Hoffmann, seit kurzem auch Chef des saarländischen Bauernverbandes, eine erste Prognose nach den Wetterkapriolen der vergangenen acht Monate. Auf die Trockenheit im Winter und frühen Frühjahr folgten bitterkalte Nächte Ende April. „Die Spätfröste haben dem Getreide weniger ausgemacht als wir anfangs befürchtet haben“, sagt der Landwirt. Doch die Hitze ab Ende Mai habe der Herbst- und Wintergerste zugesetzt: Die Folge: Die Kornfülle entwickelte sich schlechter als erhofft.

Als unterdurchschnittlich bezeichnet er die Ernte von Hafer und Braugerste. Diese hatten nach seinem Bekunden zuerst mit starker Trockenheit zu kämpfen, danach mit zu viel Nässe. Die alte Bauernregel, dass das Wetter am Siebenschläfer-Tag sieben Wochen anhalte, habe sich in diesem Jahr bewahrheitet. „Seit dem 27. Juni mussten wir mit wechselhaftem Wetter leben. Es gab immer wieder Regen“, sagt er.

„Bei der Braugerste, die für Bier benötigt wird, muss der Eiweißgehalt niedrig sein. Doch er ist zu hoch.“ Die Konsequenz: Statt in den Braukesseln landet sie in den Trögen als Viehfutter – ein Verlustgeschäft für die Bauern. Keinen Schnitt haben die Landwirte nach Hoffmanns Bekunden beim Gras gemacht – sowohl beim ersten wie auch beim zweiten Mähen. „Es war einfach zu trocken.“ Die Gekniffenen sind nach seiner Aussage die Viehbauern. „Da die Menge der Grassilage, die die Kühe als Winterfutter im Stall bekommen, bei Weitem nicht ausreicht, müssen die Landwirte auf Alternativen ausweichen – zum Beispiel auf Getreide, das dann gehäckselt wird. Dadurch fehlen Körner und Stroh. Manche fragen bei ihren Kollegen nach “

Mit einem Ernteausfall von gut 50 Prozent rechnet Thomas Ripplinger. „Genaue Zahlen kann ich erst in wenigen Wochen beziffern“, sagt der Inhaber von Obstgut Klosterberg in Merzig. Zunächst waren es die Nachfröste Ende April, die laut Ripplinger viele Blüten an den Obstbäumen eiskalt erwischt haben. „Danach war zu trocken und zu windig“, sagt er. „Sieht es bei den Mirabellen noch gut aus, war die Kirschen-Ernte ganz schlecht ausgefallen.“ Betroffen seien zudem einige Apfel- und Birnensorten. Arlette nennt er als Beispiel, aber auch Cox Orange, Jonagold, Boskop und Elstar. Gut um die Hälfte eingebrochen sei auch die Zwetschgen-Ernte. Nicht nur die Hitze hat laut Ripplinger dafür gesorgt, dass die Früchte fünf bis zehn Tage früher reif sein werden als im vergangenen Jahr. Auch wenn die Früchte einzeln am Baum hängen, reifen sie früher. „Ich rechne damit, dass wir beim Apfelpicknick am 10. September Gala, Elstar und Roubinette ernten können – Apfelsorten, die sonst erst später im September reif sind.“

In der Obstplantage von Josef Jacoby in Tünsdorf, nur wenige Kilometer vom Hofgut Klosterberg entfernt, brechen nach Auskunft des Hausherren einige Bäume unter der Last der Früchte fast zusammen. „Bei den Zwetschgen sieht es gut aus, ebenso bei den Äpfeln.“ Er spricht in diesem Jahr von einer Ernte, die über dem Durchschnitt liegt. Die Eiseskälte habe den Obstblüten in Tünsdorf nicht geschadet: „Wir liegen höher als andere meiner Kollegen. Da ist die Blüte später.“ Generell habe er festgestellt, dass es in diesem Jahr links der Saar weniger Obst gebe als rechts der Saar. „Vielleicht ist es im kommenden Jahr umgekehrt.“

Positiv blickt auch Winzerpräsident Gerd Petgen der Lese entgegen. „Die Frostschäden sind ausgewachsen“, sagt der Weinbauer aus Sehndorf. Bleiben er und seine Kollegen von der Obermosel von Unwettern verschont, kann 2017 nach seinem Ermessen ein Super-Jahrgang werden. „Alles sieht gut aus.“ Ein stabiles Hoch käme nach Worten von Petgen den Winzern gerade recht – eine anhaltende Schönwetterphase bis in den September.

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