Weiskirchen Werner Hero räumt den Chefsessel im Rathaus vorzeitig

Weiskirchen · Von Christian Beckinger

 Werner Hero - hier bei seiner Wahl zum Bürgermeister im Jahr 2002 - scheidet zum Ende dieses Jahres aus dem Amt.

Werner Hero - hier bei seiner Wahl zum Bürgermeister im Jahr 2002 - scheidet zum Ende dieses Jahres aus dem Amt.

Foto: rup/Ruppenthal

Mit diesem Schritt hat er viele überrascht: Mitte vergangener Woche reichte Weiskirchens Bürgermeister Werner Hero (CDU) den Antrag auf Versetzung in den Ruhestand ein. Damit war klar: Der Verwaltungschef, seit 1. Oktober 2002 im Amt, wird seine zweite Amtszeit, die noch bis Ende September 2019 gedauert hätte, nicht bis zum Ende ausschöpfen. Er scheidet bereits zum 1. Dezember dieses Jahres aus dem Amt aus. Für Hero gibt es, wie er selbst sagt, gute Gründe für diesen vorzeitigen Abschied: „Ich werde am 5. April 65 Jahre alt, somit kann ich zum 1. Dezember in den Ruhestand wechseln. Außerdem bin ich im August vor genau 50 Jahren auch ins Berufsleben eingestiegen.“ Damals habe er seine Ausbildung als Werkzeugmacher bei der Firmas Tralita in Weiskirchen begonnen, erinnert sich Hero im Gespräch mit der SZ.

Da war es noch ein weiter Weg bis zum Chefsessel im Weiskircher Rathaus – zumal er selbst nie daran geglaubt hätte, eines Tages eine solche Position zu bekleiden, gesteht Hero: „Ich war zwar immer politisch interessiert, habe mich aber lange Zeit nicht in einer Partei engagiert.“ Dafür zeigte er großen Ehrgeiz auf seinem ersten beruflichen Werdegang in einem technischen Beruf: Schon nach drei Jahren habe er vorzeitig die Lehre beendet, habe nebenher die Fachhochschulreife erworben und dann ein Ingenieursstudium an der Fachhochschule in Trier begonnen. Das habe er bereits mit 21 Jahren abgeschlossen, als Diplom-Ingenieur für Maschinenbau und Versorgungswesen. 15 Jahre arbeitete er für die Firma DSD, ehe er zum Energieversorger VSE wechelte.

Erst Mitte der 80er Jahre habe er begonnen, sich politisch zu engagieren, erinnert sich der scheidende Rathauschef heute: „Der damalige Bürgermeister Bernd Theobald überzeugte mich damals, mich der CDU anzuschließen.“ Für die Kommunalwahl 1989 wurde Werner Hero erstmals auf eine Kandidatenliste der Christdemokraten für den Gemeinderat gesetzt, schaffte damals auch den Einstieg in das Gremium. „Ich habe im Weiskircher Rat bewegte Zeiten erlebt, damals kochte die Affäre um den Wildpark hoch“, erinnert sich Hero. Nach dem Orkan Wiebke 1990 hatte die Gemeinde Schadensersatz an den damaligen Pächter des Wildparks gezahlt und später versucht, über den Gemeindeversicherungsverband dieses Geld (damals mehrere 100 000 Mark) zurückzubekommen. Dabei war der Vorwurf laut geworden, dass die Gemeindeverwaltung das vermeintliche Verschulden der Gemeinde, das Anlass für die Schadensersatzzahlungen gewesen war, nur konstruiert habe. Dies hatte zu erbitterten Kontroversen zwischen CDU-Mehrheit und SPD-Opposition im Rat geführt und das politische Klima in der Gemeinde über Jahre hinweg vergiftet.

Die Wildpark-Affäre beschäftigte Werner Hero auch noch, als er 2002 erstmals zum Bürgermeister gewählt worden war – mit knapp 55 Prozent der Stimmen gegenüber 45 Prozent für seinen SPD-Herausforderer Michael Matern. „Das Thema Wildpark hat in den ersten Jahren im Amt die politische Arbeit stark geprägt – wobei die Angelegenheit als solche nicht gut war für Weiskirchen“, sagt Hero heute zurückblickend. Auch der Bau des Hauses des Gastes, das im Januar 2005 eröffnet wurde, habe seinerzeit für viel Wirbel gesorgt.

Ganz anders die Themen, die seine zweite Amtszeit geprägt haben. Diese begann offiziell im Oktober 2010, ein Jahr vorher bereits hatte Hero sich der Wiederwahl gestellt – ironischerweise wieder gegen den SPD-Kontrahenten Michael Matern, doch diesmal lief das Rennen weitaus knapper: 51 zu 49 Prozent lautete damals das Endergebnis der Wahl, den entscheidenden Vorsprung verschafften dem Amtsinhaber seinerzeit die Briefwähler.

In seiner zweiten Amtsperiode war es vor allem die Diskussion um den Bau eines Windparks in Weiskirchen, die den Verwaltungschef beschäftigte. Hero, ein erklärter Befürworter dieser Idee, sah sich scharfer Kritik aus den Reihen des Gemeinderates ausgesetzt. Da aber seine eigene Partei zu dem Projekt stand (und auch die Fraktion der Grün-Alternativen Liste die Windkraft-Nutzung unterstützte), wurde nach langem Hin und Her doch ein aus vier Anlagen bestehender Windpark auf dem Schimmelkopf errichtet. Heute sagt Werner Hero: „Ich bin froh, dass wir das mit der Windkraft so hinbekommen haben, immerhin bekommt die Gemeinde dadurch 400 000 Euro im Jahr an Pachtzahlungen. Das ist angesichts der Einnahmesituation der saarländischen Kommunen nicht zu verachten.“ Damit spricht er auch gleich das zweite große Thema an, das die Gemeinde in seiner zweiten Amtszeit umgetrieben hat: die desaströse Finanzlage Weiskirchens, die der Gemeinde mit ihrer exorbitanten Verschuldung zunehmend die Handlungsspielräume raubt.

Das werde auch eine schwere Bürde für seinen Nachfolger, ist sich der scheidende Rathauschef sicher: „Der nächste Bürgermeister wird es nicht leicht haben, die Gestaltungsmöglichkeiten gehen gegen Null.“ Die Kommunen würden von Bund und Land „am langen Arm verhungern gelassen“, kritisiert Hero. Wann sein Nachfolger gewählt wird, das ist derzeit noch offen. Zwei mögliche Wahltermine stehen nach Heros Worten im Raum, einer vor den großen Ferien Anfang Juni, einer danach Mitte August. Am heutigen Donnerstag wird der Gemeinderat nach Auskunft von Hero über die Festlegung des Wahltermines sprechen. Klar ist: Spätestens drei Monate vor seinem Ausscheiden, also dem 30. November, muss die Wahl erfolgt sein.

Wenn er am 1. Dezember die Amtsgeschäfte an einen neuen Verwaltungschef übergeben wird, dann wird er mit sich im Reinen sein, bekundet Hero: „Ich habe das lange genug gemacht, man muss auch anderen Leuten eine Chance geben.“ Gleichwohl werde er sich nicht verweigern, wenn er um Rat gefragt werde. Aber aktiv ins politische Geschäft einmischen, das werde er nicht mehr tun. Vielmehr will er seine freie Zeit dann seiner Familie widmen, seinen beiden Kindern und den mittlerweile drei Enkeln, zu denen sich nach seinen Worten in Kürze bereits der vierte gesellen wird.

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