Unsere Woche Weiskirchen kann sich nicht alleine retten

Bürgermeister-Kandidaten

Unsere Woche: Weiskirchen kann sich nicht alleine retten
Foto: SZ/Robby Lorenz

Der zukünftige Bürgermeister von Weiskirchen steht vor einer gewaltigen Herausforderung. Mit  Altschulden in Höhe von rund 32 Millionen Euro sowie jährlicher Neuverschuldung lebt die Gemeinde nicht gerade gesund. FDP-Kandidat Gerrit Oestreich sieht die Zukunft Weiskirchens daher ganz klar in einer Gebietsreform. Er sticht damit aus dem Kandidaten-Quintett deutlich heraus. Hat, wenn auch mit utopisch anmutenden Ideen, den Mut, einen gänzlich anderen Weg einzuschlagen.

Einen Zusammenschluss mit Wadern wird es indes mit Wolfgang Hübschen (CDU), Karsten Kiefer (SPD), Gunnar Schulz (FWG) und Stephan Barth (parteilos) nicht geben, was sie während des Kandidatenduells (wir berichteten) nochmals betonten. Doch ob das Ankurbeln des Tourismus, die Ansiedlung von neuem Gewerbe und das von Hübschen als „sehr gute Nachricht“ betitelte Erlassen der Kassenkredite durch die Landesregierung die Schuldenkrise lösen, ist zu bezweifeln. Zumindest in den kommenden fünf Jahren. Außerdem ist noch offen, ob die Regierung von den Kommunen für dieses Entgegenkommen nicht auch eine Gegenleistung erwartet.

Ein Entgegenkommen, eine Prämie, aus Saarbrücken steht zumindest für fusionswillige Gemeinden zur Diskussion. Doch auch in Barths Aussage, dass „arm und arm nicht gleich reich ergibt“, steckt ein wahrer Kern. Viele saarländische Kommunen stehen finanziell schlecht da. Gutachten wurden erstellt, die das Einsparpotenzial einer Reform darlegen. Das Ergebnis ist in den meisten Fällen   ernüchternd. Zumindest die interkommunale Zusammenarbeit soll aber weiter ausgebaut werden. Die ist aber auch nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Und mal ehrlich, wer ist bereit, wegen eines Formulars in einem ohnehin schon von Bürokratie überschwappenden Landes zehn oder mehr Kilometer zu fahren?

Eine Zwangs-Gebietsreform ist von der aktuellen Regierung in dieser Legislaturperiode erst mal ad acta gelegt. Das heißt aber nicht, dass sie nicht doch irgendwann kommen wird. Vielleicht hat dann  jene Kommune gewisse Freiheiten in der Gestaltung, die am ehesten „hier“ schreit. Letztlich kann  ohne  Unterstützung des Bundes eine stabilere Finanzlage Weiskirchens (und vieler anderer Kommunen), sowohl während der Amtszeit des künftigen Bürgermeisters als auch darüber hinaus, nicht erzielt werden. An Ideen mangelt es den Kandidaten jedenfalls nicht, womit „ihre“ Kommune sich zumindest als förderungswürdig erweist. Ob sie das später auch so umsetzen, ist eine andere Frage.

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