"Sommer Machane" im Hochwald

Weiskirchen. Mittagszeit in der Jugendherberge Weiskirchen: Der Saal ist bis zum letzten Platz gefüllt, die Jugendlichen lärmen und schwatzen. Auf den ersten Blick eine Gruppe ganz normaler Jugendlicher. Mit ein paar kleinen Unterschieden: Die Jungen tragen alle eine kleine Kippa auf dem Kopf oder eine andere Kopfbedeckung

Weiskirchen. Mittagszeit in der Jugendherberge Weiskirchen: Der Saal ist bis zum letzten Platz gefüllt, die Jugendlichen lärmen und schwatzen. Auf den ersten Blick eine Gruppe ganz normaler Jugendlicher. Mit ein paar kleinen Unterschieden: Die Jungen tragen alle eine kleine Kippa auf dem Kopf oder eine andere Kopfbedeckung. Das Essen ist koscher, und im Anschluss gibt es ein langes Gebet, auf Deutsch und auf hebräisch.Union progressiver Juden110 Jugendliche aus ganz Deutschland waren bis gestern zu Gast in der saarländischen Herberge. Sie gehören der liberalen "Union progressiver Juden in Deutschland" an. Jugendleiterin Gali Reich lebt seit zwei Jahren in Deutschland. Die 32-Jährige organisiert die Jugend-Camps, die zwei Mal im Jahr stattfinden, immer an einem anderen Ort. Neben alltäglichen Jugendfreizeit-Aktivitäten wie Zoo-Besuch, Schwimmbad und Sommer-Rodelbahn steht bei dieser Gruppe aber auch geschichtliches Verständnis auf dem Programm. In diesem Jahr ist das Schwerpunktthema "100 Jahre Tel Aviv". Aber auch der jüdische Samstag, der Shabbat, wird ausgiebig gefeiert: mit selbst gebackenem Brot, Geschichten und Zeremonien.Die Jugendlichen haben nach zwei Wochen deutliche Spuren in der Jugendherberge hinterlassen. An der Wand hängen gemalte Bilder von jüngeren Kindern, Bilder von Israel. An einer Pinnwand im Eingangsbereich hängen Erlebnisberichte und der Entwurf für ein T-Shirt, das die Jugendlichen gestaltet und auch gleich gedruckt haben. "Sommer Machane" steht darauf. "Machane" bedeutet Camp auf hebräisch. Darunter die jüdische Zeit: 5769.Der 17-jährige Gil Ratta aus München ist als Betreuer mit nach Weiskirchen gereist. Seit sieben Jahren ist er bei der "Union progressiver Juden". "Ich bin mit den Leuten hier groß geworden", sagt er, "man trifft jüdische Leute aus ganz Deutschland. Das hat man sonst so nicht." Und sein gleichaltriger Betreuer-Kollege Arkadij Khait aus Oberhausen fügt hinzu: "Das hier ist etwas, was uns alle verbindet." Eine Übernachtung im Tierpark, Ausflüge nach Trier und Merzig - die Jugendlichen haben ihre Zeit in der Region sehr genossen. "Das war nicht nur eintöniges Beten", sagt Arkadij Kahit, "das wäre ja auch langweilig."

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