Serie Kaffeeröstereien im Saarland Er zelebriert die hohe Kunst des Kaffeeröstens

Weiskirchen · Vor 35 Jahren begann alles mit selbst gebackenem Kuchen im Café Collage in Weierweiler. Mittlerweile hat der Weiskircher Pauli Michels aus seiner Liebe zum Kaffee einen der renommiertesten Rösterei-Betriebe im Saarland gemacht.

 Im Kaffeelager von Pauli Michels wartet der Inhalt vieler Kaffeesäcke schon auf seine wohlschmeckende Veredelung nach dem Trommelschon-Röstverfahren.

Im Kaffeelager von Pauli Michels wartet der Inhalt vieler Kaffeesäcke schon auf seine wohlschmeckende Veredelung nach dem Trommelschon-Röstverfahren.

Foto: Ackermann Dieter

Fast liebevoll lässt Pauli Michels im Foyer seines Betriebs in Weiskirchen die rot leuchtenden Kaffeebohnen eines höchst lebendigen Kaffeestrauchs der Gattung Arabica durch seine Hand gleiten. Mit dem kompromisslosen Einkauf ausschließlich edelster Rohkaffeesorten in mehr als 30 Ländern von Mittel- und Südamerika, die der Unternehmer in Weiskirchens Gewerbegebiet kunstgerecht röstet, verpackt und vermarktet, schuf er vor Jahren die Voraussetzung dafür, als saarländisches Unternehmen die deutsche Röstmeisterschaft zu gewinnen. „Daran habe ich mich allerdings nur ein einziges Mal beteiligt“, lacht Michels. Was freilich nicht bedeute, dass seine Produkte nur damals höchste Anerkennung gefunden hätten. Schon zweimal wurde sein Unternehmen als bester Kaffeeröster des Saarlands ausgezeichnet, zahlreiche Urkunden im Foyer dokumentieren darüber hinaus die landesweite Spitzenstellung seiner Kaffeesorten.

Im Gespräch mit der SZ schilderte er kurz, denn viel Zeit hat der umtriebige Unternehmer nie, wie er einst Kaffeeröster wurde. Vor rund 35 Jahren habe er einmal Freunde zu selbst gebackenem Kuchen in sein Café Collage in Weierweiler eingeladen. „Und dazu gehörte natürlich auch eine gute Tasse Kaffee.“ Daraus habe sich fast zwangsläufig sein Kaffeespezialitäten-Handel mit eigener Rösterei ergeben. Und als schließlich noch moderne Kaffeemaschinen sein unternehmerisches Portfolio ergänzten, wechselte sein Unternehmen über den Standort Schwarzrinderseen ins Weiskircher Gewerbegebiet, Im Gewerbegebiet 16a, wo seither durch hochwertige Röstmaschinen edelste Kaffeebohnen zu köstlichen Spezialitäten aufgewertet werden.

Seriöse Bio-Label und die Hygiene-Zertifizierung aller Mitarbeiter akzeptiert Michels ohne Wenn und Aber. „Die entsprechen schließlich auch meiner Unternehmensphilosophie, die auf nachhaltige Top­produkte zu angemessenen, fairen Preisen setzt“, sagt er. Wenn er jenseits des Atlantiks Rohkaffee der Sorten Arabica und Robusta kauft, müsse es für ihn in jedem Fall ausnahmslos die beste Qualität sein. „Die Farmer in Übersee, mit denen ich seit mehr als 20 oder sogar 30 Jahren vertrauensvoll zusammenarbeite, wissen, dass sie für Top-Kaffeebohnen fair bezahlt werden. Und ich weiß, dass sie mir ausschließlich die bestellten, ausgesuchten Qualitäten schicken.“

 Pauli Michels prüft das Ergebnis des abgeschlossenen Röstprozesses und scheint zufrieden zu sein.

Pauli Michels prüft das Ergebnis des abgeschlossenen Röstprozesses und scheint zufrieden zu sein.

Foto: Ackermann Dieter

Wenn die Kaffeesäcke dann über den Seeweg in Hamburg oder Bremen eintreffen, kommen Michels’ dortige Geschäftspartner ins Spiel. „Die erledigen ihrerseits den aufwendigen Papierkram mit Zoll und allen möglichen involvierten Behörden.“ Aktuell hake das Geschäft allerdings etwas. „In Peru kann ich derzeit keine Kaffeebohnen kaufen, weil dort nicht die für den Transport unverzichtbaren Container verfügbar sind.“

 Im Foyer des Unternehmens ziehen über den verschiedenen Kaffeemarken zahlreiche Auszeichnungen die Blicke von Kunden und Besuchern auf sich.

Im Foyer des Unternehmens ziehen über den verschiedenen Kaffeemarken zahlreiche Auszeichnungen die Blicke von Kunden und Besuchern auf sich.

Foto: Ackermann Dieter

Die globale Lieferketten-Problematik habe zudem dafür gesorgt, dass vielerorts die Preise für den Rohkaffee in den vergangenen Monaten um happige 100 Prozent gestiegen sind. Michels: „Normalerweise muss ich bis zum Jahresende rund 80 Prozent meiner Bestellungen für das kommende Jahr unter Dach und Fach haben – das ist heute überhaupt nicht mehr möglich.“

 In seinem Unternehmen in Weiskirchens Gewerbegebiet bietet der erfolgreiche Kaffeeröster auch moderne Kaffeemaschinen an.

In seinem Unternehmen in Weiskirchens Gewerbegebiet bietet der erfolgreiche Kaffeeröster auch moderne Kaffeemaschinen an.

Foto: Ackermann Dieter

Lagern seine Kaffeesäcke erst mal in Hamburg oder Bremen, ruft Michels sie nach Bedarf ab. In seiner Rösterei werde der Rohkaffee grundsätzlich erst fachgerecht zu den bekannten dunkel- oder hellbraunen Bohnen geröstet, bevor sie zu den Sorten seiner Marke gemischt werden. Viele, auch namhafte, Röster aus ganz Deutschland haben ihm dabei schon über die Schulter geschaut: „Wir rösten nur nach hochwertigen Trommelschon-Röstverfahren auf Probat-Röstern – nach 15 bis 23 Minuten erfüllen unsere Kaffeebohnen dann unsere qualitativen Spitzenanforderungen.“ Weil der Weiskircher sein Unternehmen als Manufaktur versteht, wird nach dem Rösten und Mischen seiner Sorten auch das Verwiegen und Verpacken von seinen derzeit acht Mitarbeitern überwiegend von Hand erledigt.

Seine Kundschaft setze sich nicht nur aus der gehobenen Gastronomie zusammen. „Wir arbeiten zu etwa 70 Prozent mit dem Einzelhandel zusammen und freuen uns über etwa hundert Vertriebspartner in ganz Deutschland.“

Auch die Direktvermarktung im Betrieb stehe Privatkunden täglich zwischen 9 und 17 Uhr (außer an Wochenenden) zur Verfügung. Dass sein Unternehmen unter den Einschränkungen der Corona-Pandemie nicht zu stark gelitten hat, führt der Unternehmer nicht zuletzt auf die für ihn wichtige Rolle des Einzelhandels zurück, der längst nicht in dem Maße unter Corona-Maßnahmen leiden musste wie etwa die Gastronomie.

Und wie geht’s weiter? Diese Frage beantwortet Michels auf seine ureigene Weise: „Ich bin fest davon überzeugt, dass sich guter Kaffee in der Wertschöpfung wieder mehr von der Spezialität zur Rarität entwickeln wird.“ Wegen der explodierenden Rohstoff- und Energiepreise werden nicht nur die Deutschen seiner Überzeugung nach zumindest in den kommenden zwei bis drei Jahren weniger Kaffee kaufen – „aber zu höheren Preisen“.

Er fügt hinzu: „Wir sind mit unseren vielfach mit Preisen bedachten und qualitativ hochwertigen Angeboten zum Glück breit aufgestellt. Und was das für unsere Zukunft bedeutet, kann man leicht aus der Erfahrung nachempfinden, wie vergleichsweise problemlos wir bisher die Corona-Krise überstanden haben.“

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