Neues Wildparkkonzept für Weiskirchen Neues Leben für den Wild- und Wanderpark

Weiskirchen · Auf rund 3,5 Kilometern wurden neue Gatter rund um die Lebensräume für das Rot- und Sikawild in Weiskirchen aufgebaut.

 Eine Gruppe von Mufflons ist im Wild- und Wanderpark Weiskirchen eingezogen.

Eine Gruppe von Mufflons ist im Wild- und Wanderpark Weiskirchen eingezogen.

Foto: a-n

Ruhig die Natur erleben, und dafür mit dem exklusiven Prädikat „Kur- und Heilwald“ ausgezeichnet werden – das steht aktuell auf der To-do-Liste der Gemeinde Weiskirchen ganz oben an. Eine wichtige Rolle spielt dabei der Wild- und Wanderpark als beliebtes Ausflugsziel. Von Berufs wegen zeichnet dafür Diplom-Ingenieur Tobias Misczyk, der Gemeindeförster der Hochwaldgemeinde, verantwortlich. Wenige Stunden nachdem ein neugeborenes Wisent-Kälbchen in seinem Gehege erstmals die Augen geöffnet hatte, da war der Förster schon mit der SZ unterwegs, um den Nachwuchs dieser nach wie vor vom Aussterben bedrohten Wildart zu dokumentieren.

Aber dieser Zuchterfolg war längst nicht der einzige Grund, sich mal wieder dem Wild- und Wanderpark zu widmen. Misczyk und seine Tierpfleger – unterstützt vom Bauhof der Gemeinde – sind offensichtlich schon einige Schritte dem Ziel nähergekommen, dieses wichtige touristische Highlight wieder zu einem „Leuchtturm-Projekt“ für die Region aufzuwerten. „Die neuen insgesamt rund 3,5 Kilometer langen Gatter rund um die Lebensräume für unser Rot- und Sikawild waren an vielen heißen Sommertagen eine echte Knochenarbeit“, der Förster fügte gleich noch hinzu, „aber das war auch dringend erforderlich, weil die veralteten Zäune längst nicht mehr ihren Zweck erfüllen konnten.“

Inzwischen können die Besucher des Wild- und Wanderparks aber auch schon langsam erkennen, wie seine konzeptionellen Ideen dort nach und nach konkretisiert werden. So sollen möglichst bald zum Beispiel die Gehege für Ziegen, Schafe und Damwild so umgestaltet werden, dass sie für die Besucher weitgehend begehbar werden. Als überzeugter Naturschützer sieht der Förster allerdings auch vor, den Tieren sichere Rückzugsbereiche zur Verfügung zu stellen, wenn diese sich zum Beispiel mal von zu vielen Gästen gestresst fühlen. „Ganz wichtig ist in diesem Zusammenhang aber auch eine Bitte an unsere Besucher: Weil es aus Tierschutzgründen streng verboten sein muss, den Tieren altes Brot oder ähnliches mitzubringen, darf nur unser von Fachleuten freigegebenes Tierfutter verfüttert werden.“

Das neue Wildpark-Konzept beinhaltet zum Teil auch Umquartierungen von Wildarten. So können die Besucher bereits in dem Gatter rund um eine malerische Felsenformation, wo sich bislang die Ziegen wohlfühlten, eine neue Gruppe von acht Mufflons (Wildschafe) bestaunen. Misczyk: „Diese Mufflons kamen auf Grund einer neuen Kooperation mit der Greifvogelstation Hellenthal zu uns. Nachdem unsere Steppenadler zwei Küken bekommen hatten, gaben wir diese an diese größte und älteste Greifvogelstation Europas ab und erhielten im Tausch dafür die Mufflons.“ Diese Zusammenarbeit auch im Dienst nationaler Zuchtprogramme soll nach seiner Auskunft weiter ausgebaut werden.

Nachdem vor kurzem auch noch eine Gruppe von Kamerunschafen im Wild- und Wanderpark eingezogen ist, und dort demnächst ein geschenktes Pfauenpaar zusätzlich für prächtige „Farbtupfer“ sorgen soll, mussten sich die Verantwortlichen inzwischen mehr als einmal als Umzugs-Spezialisten bewähren. Auch weil demnächst die bereits fertigen neuen Hinweisschilder angebracht werden müssen, wäre Misczyk für helfende Hände mehr als dankbar: „Das wäre doch vielleicht etwas für einen ehrenamtlichen Einsatz von engagierten Naturschützern!“ Und er fügte gleich noch hinzu: „Ich erinnere auch gerne an die Möglichkeit, für unsere Tiere gegen etwas Geld Patenschaften zu übernehmen.“

Nach unserer interessanten Rundfahrt durch den Wild- und Wanderpark hatten wir dann das riesige Wisent-Gehege erreicht. Vor dem Stall erwarteten uns bereits die gewaltigen (bis zu einer Tonne schweren) europäischen Bisons. Der bereits in die Jahre gekommene alte Bulle wurde von seinem kraftstrotzenden Nachfolger auf Abstand gehalten. Etwas abseits stand die sichtlich aufgeregte Wisent-Kuh, die wenige Stunden zuvor Mama geworden war. Da musste man schon genau hinsehen, um das direkt hinter ihr ins Gras geduckte Kälbchen zu entdecken. Und als Mama wenig später der SZ-Fotograf zu lästig wurde, sie das durch ein tiefes Brummen signalisierte, wurde es höchste Zeit, fluchtartig den Stall zu verlassen – denn da war die zornige Wisent-Kuh schon auf Attacke programmiert.

 Gerade mal wenige Stunden alt ist dieses Wisentkalb, das von der Mutterkuh mit Argusaugen bewacht wird. Es hat sich ins Gras gekuschelt.

Gerade mal wenige Stunden alt ist dieses Wisentkalb, das von der Mutterkuh mit Argusaugen bewacht wird. Es hat sich ins Gras gekuschelt.

Foto: a-n

„Auch die vielen Besucher, die wir gerade jetzt in der nächsten Zeit nicht zuletzt bei unserem Wisent-Gatter erwarten, sollten den Schutzzaun rund um diesen Bereich auch als Warnung begreifen“, so Misczyk, „denn diese mächtigen Tiere – sieht man von dem auf knapp 30 Kilogramm geschätzten Baby einmal ab – verstehen schon bei ihren Pflegern, erst recht aber bei ihnen fremden Besuchern keinen Spaß!“

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