Bürgermeisterkandidat „Mit der Gemeinde sehr verbunden“

Der Bauingenieur und Bauamtsleiter Stephan Barth tritt als parteiunabhängiger, freier Bürgermeisterkandidat in Weiskirchen an.

 Stephan Barth.

Stephan Barth.

Foto: Stephan Barth

Was hat Sie dazu bewogen, sich um das Amt des Bürgermeisters zu bewerben?

STEPHAN BARTH: Weiskirchen ist meine Heimatgemeinde, in der ich groß geworden bin. Ich bin ihr sehr verbunden und will mich gerade in dieser gesellschaftlichen Umbruchzeit und schwierigen kommunalen Finanzsituation mit meiner Erfahrung und Gestaltungsfreude im Amt des Bürgermeisters für einen Perspektivwechsel und eine positivere Entwicklung der Gemeinde einsetzen.

Was qualifiziert Sie aus Ihrer Sicht für diese Aufgabe?

BARTH: Ich bewege mich mein ganzes Berufsleben schon im Spannungsfeld zwischen Politik, Verwaltung und Öffentlichkeit. Ich kenne das operative und strategische Geschäft der Verwaltung und habe die Chancen und Grenzen in diesem Zusammenspiel schon oft erlebt und  möchte meine Kompetenzen in diesen Prozess einbringen. Argumentieren, vermitteln, gestalten und vor allem kümmern:  Das würde ich gerne für meine Heimatgemeinde tun.

Anders als Kandidat, den eine Partei nominiert und im Wahlkampf unterstützt,  sind sie  als „Einzelkämpfer“ auf sich gestellt. Wie schaffen Sie dies?

BARTH: Das ist schon eine große Herausforderung, an die ich aber mit Energie und Freude herangehe! Schon für die 81 notwendigen Unterstützer-Unterschriften musste ich einige Telefonate führen, was mir aber eher  eine Freude als eine Last war! Dabei haben sich schon viele interessante Gespräche ergeben, aus denen ich viel Positives mitnehmen konnte und Inspiration geschöpft habe. Natürlich muss ich die Planung komplett selbst machen, was zwar zeitlich aufwändig ist, dafür aber den Vorteil hat, dass ich ganz selbst gestalten kann und somit kompromisslos authentisch bleibe. Meine Familie und gute Freunde unterstützen mich in einigen Punkten.

Welche Probleme sind Ihrer Meinung nach die größten in Weiskirchen?

BARTH:  Das  Haushaltsdefizit von über zwei Million Euro jährlich und der hohe Schuldenstand der Gemeinde in Höhe von 32 Milionen Euro schränken die Gestaltungsmöglichkeiten gewaltig  ein.  In Gesprächen, die ich bisher mit den Menschen der Gemeinde geführt habe, wurden mir sehr konkrete Probleme vorgetragen, die den Menschen unter den Nägeln brennen, zum Beispiel die stetige Erhöhung der gemeindlichen Steuern und Gebühren.

Weitere große Probleme sehen die Menschen in der schlechten Nahversorgung, insbesondere in den Ortsteilen außerhalb des Kernortes, in der unflexiblen Anbindung an den Öffentlichen Personennahverkehr und die z.T. unzureichende digitale Infrastruktur.

Auch das Thema medizinische Versorgung steht bei den Menschen ganz oben auf der Liste der Sorgen. Wie wollen Sie den maroden Haushalt in den Griff kriegen?

BARTH: Ich werde sofort  mit Nachdruck mit den kommunalen Spitzenverbänden um eine bessere kommunale Finanzausstattung für die Gemeinde Weiskirchen kämpfen, damit die Gemeinde ihren Gestaltungsauftrag für eine ordentliche kommunale Daseinsfürsorge, wie es im Grundgesetz formuliert ist, wieder wahrnehmen kann.

Bayerische Kommunen können dreimal soviel Geld in Schulen und Straßen stecken wie im Saarland! Von gleichwertigen Lebensverhältnissen, wie es im Grundgesetz manifestiert ist, kann deshalb wahrlich nicht mehr die Rede sein.

Eine weitere Erhöhung der kommunalen Steuern, Gebühren und Beiträge finde ich sehr problematisch. Für viele der rund 3300 Haushalte in der Gemeinde ist die Belastungsgrenze schon lange erreicht.

Die Gemeinde hat  in den vergangenen Jahren enorme Konsolidierungen bei den laufenden Ausgaben vorgenommen und sukzessive die Einnahmen erhöht. Die erzielten Einsparungen und Einnahmeverbesserungen wurden gleichzeitig durch die stetig steigende Kreisumlage aufgefressen.

Damit muss Schluss sein. Der Landkreis muss alle Ausgaben auf den Prüfstand stellen, um die Kreisumlage dauerhaft zu stabilisieren bzw. zu reduzieren.

Ich werde umgehend die Arbeit zur Verstärkung der interkommunalen Zusammenarbeit mit der Stadt Wadern und Losheim am See zur Generierung vernünftiger Einsparpotentiale anstoßen. Eine Zusammenlegung der Kommunen in einer großen Einheit ist für mich kein Allheilmittel für die Verbesserung der finanziellen Ausstattung der Gemeinde. Aus der Zusammenlegung zweier armer Gemeinden wird noch keine reiche. Sollte jedoch die bereits angekündigte Kommunalreform kommen, kann sie nur funktionieren mit einer besseren finanziellen Ausstattung. In diesem Umstrukturierungsprozess darf die Gemeinde Weiskirchen aber nicht ihre Identität verlieren.

Welche Stärken hat Ihrer Meinung nach die Gemeinde?

BARTH: Eine große Stärke sind die Menschen der Gemeinde. Sie sind sehr  heimatverbunden und gleichzeitig offen für neue Ideen. Viele  engagieren sich ehrenamtlich und verfügen über einen hohen Grad an Gemeinschaftsverständnis. Weitere Stärken sind die Lage der Gemeinde in einer wunderbaren Naturlandschaft im Naturpark Saar - Hunsrück, die zentrale Lage im Dreiländereck und  die Infrastruktur eines Heilklimatischen Kurortes mit einer hohen Reputation.

Waren Sie vor Ihrer Kandidatur politisch tätig?

BARTH: Nein, ich war noch nie Mitglied einer Partei oder Wählergemeinschaft, ich lasse mich auch  ungern in eine politische Ecke stellen. Am Herzen liegen mir soziale Gerechtigkeit und ökologisches Bewusstsein.

Nicht zuletzt auch an christlichen Werten orientiert sich mein Verständnis von Politik. Aber ich bin eben auch ein Freidenker. Eine Partei, die alle diese Anliegen so unter einen Hut bringt, wie ich mir das wünschen würde, habe ich noch nicht gefunden.

Was würden Sie anders machen als Ihr Vorgänger, wenn Sie Bürgermeister werden?

BARTH: Ohne jetzt über die Amtszeit des scheidenden Bürgermeisters eine Bilanz zu ziehen, ist es mir ein Anliegen, das parteiübergreifende Miteinander in den Gremien der Gemeinde voran zu bringen.  50 Jahre Bürgermeisteramt in der Hand einer Partei sind vielleicht eben mal genug, und die Leute wollen einen echten Wandel.

Die Menschen wollen faire Kompromisse statt Polarisierung, sie wollen Transparenz im Handeln, sie wollen offenen Dialog, wenn es um grundlegende Belange der Gemeinde geht. Was sie auf jeden Fall nicht wollen ist ein „Weiter so“!

Wenn Sie drei Wünsche für die Gemeinde frei hätten, welche wären dies?

BARTH: Der erste Wunsch, den ich hätte, wäre natürlich eine solide finanzielle Ausstattung, damit die Gemeinde ihrem Gestaltungsauftrag und ihrer Pflicht zur Daseinsfürsorge wieder besser nachkommen kann.Darüber hinaus würde ich mir wünschen, dass die Entscheidungsträger in Politik und Verwaltung es schaffen breite Mehrheiten zu organisieren, ohne zu polarisieren und in politischen Lagern zu denken. Besonders wünsche ich der Gemeinde Weiskirchen einen Bürgermeister, dem es gelingt, die Verwaltung,  Politik und Bürger mit Überzeugungskraft mitzunehmen auf dem schwierigen Weg zur Erfüllung der ersten beiden Wünsche.

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