L 157 soll für Autofahrer sicherer werden Experten-Kommission gibt Tipps für mehr SicherheitVerstärkter Abrieb in KurvenReflektoren an Leitplanken sollen Wild warnen

Die Landstraße 157, die von Merzig über Bachem, Losheim, Mitlosheim und Rappweiler bis Weiskirchen verläuft, ist eine der Strecken mit dem höchsten Unfallrisiko im Saarland (die SZ berichtete bereits). Jetzt soll sie sicher gemacht werden

 Die L 157 zwischen Bachem und Weiskirchen ist seit Jahren - insbesondere durch häufigen Wildwechsel - ein Unfallschwerpunkt. Foto: Conti

Die L 157 zwischen Bachem und Weiskirchen ist seit Jahren - insbesondere durch häufigen Wildwechsel - ein Unfallschwerpunkt. Foto: Conti

Die Landstraße 157, die von Merzig über Bachem, Losheim, Mitlosheim und Rappweiler bis Weiskirchen verläuft, ist eine der Strecken mit dem höchsten Unfallrisiko im Saarland (die SZ berichtete bereits). Jetzt soll sie sicher gemacht werden. Eine Auswertung der Verkehrsunfallstatistik durch die saarländische Polizei ergab: auf der Landstraße 157 ereignen sich besonders viele Verkehrsunfälle. Demnach waren die Unfallzahlen in den Jahren 2007 bis 2009 auf dieser Strecke "überverhältnismäßig hoch". Viele Unfälle in der Nacht In den meisten Fällen waren Zusammenstöße mit Wildtieren sowie überhöhte Geschwindigkeit die Unfallursache. Sie waren unter den 269 Unfällen, die von der Polizei im Zeitraum 2007 bis 2009 zwischen Weiskirchen und Bachem aufgenommen worden, in rund 60 Prozent der Fälle der Auslöser. Die meisten Unfälle ereigneten sich in den Abend- und Nachtstunden außerhalb geschlossener Ortschaften, auch das ergab die Auswertung der statistischen Daten. Verstärkte PolizeikontrollenDas Verkehrskommissariat Merzig und die Polizeiinspektion Wadern betonen angesichts dieser Zahlen übereinstimmend, dass sie eine solche Situation nicht andauern lassen könnten. Die Polizei sei vielmehr verpflichtet, diesem Trend entgegen zu wirken. Die Verkehrsteilnehmer werden deshalb aufgefordert die festgesetzten Geschwindigkeitsbegrenzungen einzuhalten und bei dem Gefahrzeichen "Wildwechsel" besonders in der Abend- und Morgendämmerung, die Fahrgeschwindigkeit zu reduzieren , um bei einem Wildwechsel unfallvermeidend reagieren zu können. Die Polizei wird, wie sie ankündigte, in den kommenden Wochen und Monaten in diesen Streckenbereichen verstärkt Geschwindigkeitsmessungen vornehmen und Verkehrskontrollen durchführen. Merzig-Wadern. Die Jägerschaft versuche das Problem mit einem Wildwarnsystem, das an den Leitpfosten entlang der Straßen befestigt werde, zu reduzieren. "Damit können wir bis zu 70 Prozent weniger Wildunfälle erreichen", ist Birk überzeugt. Bei diesem Warnsystem handelt es sich um Reflektoren, die das Wild in der Dunkelheit vor herannahenden Autos warnen - aber nur dann, wenn tatsächlich auch ein Auto sich nähert. Birk: "Das ist der große Vorteil dieser Reflektoren gegenüber anderen Warnsystemen, die oft vertraute Wildwechsel lediglich verschieben." Jagdpächter hätten inzwischen auch damit begonnen, besonders unfallträchtige Strecken mit diesen Reflektoren auszustatten. In Warnsysteme investiert So seien gefährdete Straßenabschnitte in der Gemeinde Beckingen inzwischen nahezu vollständig mit dem Warnsystem versehen, zudem die Strecke zwischen Nennig und Oberleuken ebenso wie die Landstraße bei Buweiler-Rathen. Und auch auf dem Streckenabschnitt der L 157 zwischen Losheim und Bachem hat die Jägerschaft die Reflektoren bereits installiert. Wobei Birk betont: "Straßenabschnitte durch Waldgebiet, das unter die Zuständigkeit des Saarforst-Landesbetriebes fällt, müssen auch von diesem mit Reflektoren versehen werden." Je 100 Meter Straße werden für die Absicherung vier Reflektoren benötigt, der Einzelpreis für solch einen Reflektor liege bei sechs bis sieben Euro. Birk: "Rund 10 000 Euro haben die Jäger bislang in die Installation der Warnsysteme investiert."Kompensation für Jagdsteuer Dies sei auch eine Kompensationsleistung der Jägerschaft für den vom Landkreis beschlossenen Wegfall der Jagdsteuer. "Das ist eine der gravierendsten Sicherheitsaufgaben, die wir uns selbst gesteckt haben", sagt der Kreisjägermeister, der weiß, dass das Problem der Wildunfälle in unserem Landkreis sehr verbreitet ist: "Der Name Grüner Kreis kommt nicht von ungefähr, wir haben hier den größten Waldanteil im Saarland, der zudem noch von einem dichten Straßennetz durchzogen ist." Rund 500 Stück Schalenwild (also alle jagbaren frei lebenden Huftiere) werden nach Angaben von Birk im Kreis jedes Jahr totgefahren. cbeMerzig. Es hat schon erste Schritte gegeben, um den Besorgnis erregenden Unfallzahlen auf dieser Strecke zu begegnen, erläutert Norbert Weins von der Kreisordnungsbehörde, der die Straßenverkehrsbehörde zugeordnet ist: "Es gibt ein vom LfS in Auftrag gegebenes Gutachten eines Kaiserslauterner Ingenieurbüros, das die Strecke in ihrem gesamten Verlauf untersucht und analysiert hat." Diese Untersuchung hat unter anderem ergeben, dass die Griffigkeit des Straßenbelages auf den geraden Streckenabschnitten zwar noch gegeben ist, in den Kurven aber spürbar abnimmt. Die Konsequenz: "Ausweich- oder Bremsmanöver, wie sie auf gerader Strecke noch möglich sind, lassen sich in Kurven nicht mehr machen", kommentiert Weins. Allerdings lägen die ermittelten Werte alle noch innerhalb vorgegebener Toleranzen, so dass es keine zwingende Notwendigkeit gebe, den Straßenbelag auszubessern. Dies habe auch eine weitere Untersuchung bestätigt, die vom LfS in Auftrag gegeben wurde und die sich speziell auf den Streckenabschnitt hinter dem Ortsausgang Bachem in Richtung Losheim (die so genannte Bachemer Steige) bezogen habe."Die Autofahrer sollten sich vor Augen halten, dass die auf dieser Strecke angeordneten Geschwindigkeitsbegrenzungen auch ihren Sinn haben", ergänzt Polizist Volker Klein, Verteter des Polizeibezirks Merzig in der Verkehrsunfallkommission. Manche Autofahrer berücksichtigten den problematischen Zustand des Fahrbahnbelags. Weins ergänzt: "Das Hinweisschild 'Wildwechsel' wird nur an solchen Stellen aufgestellt, wo sich schon mehrfach Wildunfälle ereignet haben. Wer dieses Schild sieht, kann also davon ausgehen, dass es sich hier um einen gefährlichen Abschnitt handelt."Allerdings ist auch die Wahrnehmung der Verkehrszeichen an der Strecke ein Ansatzpunkt für die Unfallkommission. Das haben zwei Untersuchung ergeben: Viele der Verkehrsschilder auf der L 156 würden von den Teilnehmern nicht richtig wahrgenommen, weil sie zum Beispiel in den durch Wald führenden Straßenpassagen optisch "verschwinden". Darum habe der Gutachter auch Vorschläge entwickelt, wie die Wahrnehmung der Verkehrszeichen verbessert werden kann. "Wenn das zuständige Umweltministerium es genehmigt, würden wir auf dieser Strecke probehalber eine neue Art der Beschilderung einsetzen", sagt Weins. Die entsprechenden Warnsymbole (gefährliche Kurve, Schleudergefahr, Wildwechsel) sollen vor einem gelben oder weißen Hintergrund erscheinen, damit sie auffälliger hervortreten. Auch bauliche Maßnahmen zur Entschärfung des Unfallrisikos habe es bereits gegeben und werde es noch geben. "Auf dem Abschnitt zwischen Mitlosheim und Rappweiler, früher der unfallträchtigste auf der ganzen Strecke, ist sehr viel gemacht worden: Der Bewuchs am Streckenrand wurde zurückgeschnitten, die Warntafeln in den scharfen Kurven vor dem Ortseingang Mitlosheim wurden verdoppelt und anders angeordnet", sagt Weins. Außerdem solle der Straßenbelag zwischen Losheim und Mitlosheim nach den Planungen des LfS noch in diesem Jahr erneuert werden. Weins' Wunsch: "Wichtig wäre es auch, wenn der dort geplante Radweg kommen würde, das würde rein optisch für eine Aufweitung des Blickfeldes gerade auf den Waldpassagen sorgen." Zusätzliche bauliche Eingriffe in die Straße, um den Verkehr abzubremsen, sieht die Straßenverkehrsbehörde eher skeptisch, erläutert deren Leiterin Susanne Pinter: "Hindernisse auf die Fahrbahn zu bringen, ist eigentlich auf Landes- und Bundesstraßen schon vom Gesetz her nicht zulässig." "Der letzte Versuch dieser Art in unserem Gebiet waren die Bodenschwellen vor Brotdorf, die relativ rasch wieder entfernt wurden." Ein Fahrbahnteiler in Form einer Insel, die umfahren werden muss, setze wiederum eine ausreichend große Fahrbahnbreite voraus, die nicht gegeben sei. cbeMerzig-Wadern. Generell sollten Autofahrer bedenken, dass die Griffigkeit von Straßenasphaltes in Kurven abnehme, weil dort der Abrieb durch die entstehenden Fliehkräfte größer sei, erläutert Norbert Weins. "Man sieht das sehr plastisch am Beispiel der Einmündung Hochwaldstraße an der VSE in Merzig", erklärt Weins. Dort gibt es drei Zebrastreifen, in jeder der möglichen Fahrtrichtungen einen. "Der Zebrastreifen auf der geraden Fahrbahn in Richtung Stadtmitte ist noch am besten erkennbar, obwohl diese Spur stark befahren ist. Hingegen ist der Überweg in der Fahrspur, die von der Südkerntangente her an der Ecke VSE nach rechts in Richtung Brotdorf abbiegt, kaum mehr zu erkennen. Hier macht sich der verstärkte Abrieb am deutlichsten bemerkbar." Auf der weniger stark frequentierten Fahrspur, die nach links in Richtung Innenstadt führt, ist die Markierung des Zebrastreifens zwar beeinträchtigt, aber noch besser erkennbar als auf der benachbarten Spur. cbe "Viele der Verkehrs-schilder auf der L 157 verschwinden optisch." Norbert Weins

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