Geschichten in Geschichte finden

Weiskirchen. Geschichte ist ihr Ding, neue Leute kennenlernen, ebenso. Über ihren beruflichen Werdegang ist sich die frisch gebackene Abiturientin zwar noch nicht im Klaren. Doch eines weiß Maria Kosny schon jetzt: Im kommenden Jahr will die 18-jährige Polin ins Saarland zurückkehren - um Kriegsgräber zu pflegen, ganz gleich, wo sie ihr Weg hinführen wird

 Jugendliche arbeiten auf dem Weiskirchen Ehrenfriedhof. Foto: Werner Krewer

Jugendliche arbeiten auf dem Weiskirchen Ehrenfriedhof. Foto: Werner Krewer

Weiskirchen. Geschichte ist ihr Ding, neue Leute kennenlernen, ebenso. Über ihren beruflichen Werdegang ist sich die frisch gebackene Abiturientin zwar noch nicht im Klaren. Doch eines weiß Maria Kosny schon jetzt: Im kommenden Jahr will die 18-jährige Polin ins Saarland zurückkehren - um Kriegsgräber zu pflegen, ganz gleich, wo sie ihr Weg hinführen wird. "Es macht einfach Spaß, gemeinsam in einer Gruppe zu arbeiten und etwas Sinnvolles zu tun", sinniert die 18-jährige "Wiederholungstäterin". So säubert sie im zweiten Jahr in Folge mit 22 weiteren Freiwilligen aus Deutschland und Polen Grabsteine, richtete schiefe wieder auf, erneuerte Inschriften, und und, und. Ihre Einsatzorte in diesem Jahr: der Saarbrücker Hauptfriedhof. Für ihn hatte sich der Volksbund Deutscher Kriegsgräberfürsorge, Veranstalter des Workcamps, als Haupteinsatzort entschieden.Der Ehrenfriedhof in Weiskirchen ist die letzte Station von Maria und ihren Mitstreitern zwischen 16 und 24 Jahren, bevor es wieder Richtung Heimat geht. Auf historischem Boden, auf dem vor 1500 Jahren die Franken ihre Toten beerdigten, legte die 79. Infanteriedivision, die die Grenze und des Westwall-Vorgeländes sichern sollten, im Jahr 1939 den Friedhof an. In Geschichtsbücher ist zu entnehmen, dass der idyllisch gelegene Hochwaldort 1939/40 wie auch im Winter 1944/45 Hauptverbandsplatz der Wehrmacht war und Truppe ihre Toten Mitte März 1945. Anfang der 50er Jahre fanden Gefallene, die zunächst im Bliesgau beerdigt waren, auf dem Terrain an der Landstraße, die zur Landesgrenze führt, ihre letzte Ruhestätte. "An solchen Gräbern finden sich Geschichten in Geschichte", meint Christina aus Wanne-Eickel. "Die Biografie der Soldaten kennen wir nicht. Aber auf vielen Bronzetafeln stehen die Namen, Geburts- und Todestage. Die Soldaten waren noch sehr jung, als sie ihr Leben verloren haben", sagt die 21-jährige künftige Beiköchin und blickt über die Tafeln und Sandsteinkreuze. "Es ist eine gute Sache, eine Mahnung zum Frieden", meint Robert Kampa aus Fechingen. "Die Arbeit macht Historie lebendig", nennt Frederike aus Ensheim den Grund für ihr Engagement während der Ferien. Dass die 18-Jährige, die im kommenden Jahr ihr Abitur bestehen will, in Christina eine neue Freundin gefunden hat, macht ihr Glück perfekt. "Beim Bettenmachen im Ökodorf Losheim hat's gefunkt", verraten beide lachend. "Leute, die im Jugendcamp zusammenarbeiten, verlieren sich nie ganz aus den Augen", weiß Camp-Leiterin Bettina Holz aus Heusweiler. Als Tochter eines Mitgliedes der Kriegsgräberfürsorge hat sie schon früh Einblick in die Camps erhalten. "Später habe ich mitgearbeitet", erzählt sie. In einem Camp habe sie ihren späteren Ehemann Edwin kennen gelernt. Jetzt engagieren sich beide für die Kriegsgräberfürsorge und die Versöhnung über Gräber hinweg.

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