Fußball war immer seine Nummer 1

Weiskirchen · Die Saarbrücker Zeitung präsentiert wieder die Serie „Ich lebe gerne in. . .“ Eine Woche lang berichten wir jetzt über Menschen aus Weiskirchen. Heute stellen wir den 74-jährigen Walter Ahrends vor.

 Eine weitere Leidenschaft von Walter Ahrends ist sein Mercedes, Baujahr 1983. Foto: Erich Brücker

Eine weitere Leidenschaft von Walter Ahrends ist sein Mercedes, Baujahr 1983. Foto: Erich Brücker

Foto: Erich Brücker

In den Fußballkreisen des Hochwaldraumes und insbesondere innerhalb der Kurgemeinde wird Walter Ahrends, Jahrgang 1941, nur liebevoll "Mäck" gerufen. Viele Zeitgenossen müssen drei Mal überlegen, bis sie auf seinen richtigen Namen kommen. Der 74-Jährige ist im 1926 gegründeten Weiskircher Sportverein ein wahres Urgestein, hat mit Beginn seiner Fußballerzeit Mitte der 50er Jahre Fußballgeschichten geschrieben.

Diese Zeit begann mit 15 Jahren, in der A-Jugend ist er dem runden Leder nachgerannt, andere Jugendmannschaften gab es damals nicht. Kaum hatte er das Aktivenalter erreicht, ist er in der Saison 1959/60 erstmals in der ersten Mannschaft eingesetzt worden. Die Elf des SV Weiskirchen spielte damals in der zweiten Amateurliga, der zweithöchsten Spielklasse des Saarlandes. Tore am Fließband hat er geschossen, etwa 400 Stück in über 750 Spielen. Logisch, dass andere Vereine ihn haben wollten. Aber die Liebe und Vereinstreue zum SV Weiskirchen waren größer, sollten später belohnt werden. Vor wenigen Jahren ist er mit der Gräfin Jutta Medaille in Gold ausgezeichnet worden. Dazu hat er viele Ehrungen durch den Verein (Ehrenmitglied) und den Fußballverband (Ehrennadel Gold, Schiedsrichter-Ehrenbrief) erfahren.

In der Saison 1973/74 war seine Elf unter Trainer Heribert Jakobs Meister geworden und in die höchste Amateurklasse aufgestiegen und konnte dort für weitere Furore sorgen. Zweimal stand sie im DFB-Pokal, hatte 1976 den damaligen Oberligisten FK Pirmasens zugelost bekommen. Das denkwürdige Spiel des SV Weiskirchen fand in Ermangelung eines eigenen Rasenplatzes in Hasborn statt, ging leider 0:1 verloren. Und erstmals war Mäck gar nicht froh beim Fußball, aber nicht wegen der Niederlage. "Wegen einer Verletzung stand ich mit Krücken am Spielfeldrand und konnte nur zusehen", bedauert er heute noch. Die glorreiche SVW-Ära endete mit dem Abstieg 1978.

Walter Ahrends fungierte in den 80er Jahren auch als Trainer im Heimatverein, stellte sich mit seinem Können und seiner Erfahrung stets in den Dienst des Vereins. Seit 1973 ist er im Vorstand in unterschiedlichen Funktionen tätig, heute im Amt des Ehrenamtsbetreuers. Daneben ist er Spartenleiter Alte Herren, Mannschaftsbetreuer der Aktiven, Platzwart des 1999 erbauten Rasenplatzes. Als der Verein Schiedsrichter suchte, ist er auch dort eingesprungen, hat 1988 seine Prüfung abgelegt. Heute zählt er noch als Ehrenschiedsrichter zu dieser Gilde. Wo Not am Mann war, stand er dem Verein stets zur Verfügung. Auch als Fußballer noch auf dem Platz, und das im hohen Alter. "Mädchen für alles", kann man es auch beschreiben.

Ein Meilenstein seiner Vereinsarbeit war auch die Gründung einer Mädchen- und Frauenabteilung. Diese rief er bereits 1970 ins Leben. Spartenleiter, Trainer und Betreuer in Personalunion. Etliche Meisterschaften und Pokalsiege auf Landesebene konnte er mit diesen Mannschaften in allen Jahrgängen einspielen. Berühmteste Spielerin unter seinen Fittichen war Margret Kratz, die es bis zur Verbandssportlehrerin im SFV gebracht hat. Dazu hat er zahlreiche Spielerinnen in die Saarauswahl gebracht. Diese Ära endete 1998. "Ich bereue keinen Tag und keine Stunde beim SV Weiskirchen ", zieht er heute ein rundum zufriedenes Fazit. Neben dem SV Weiskirchen war Ahrends knapp 35 Jahre bei der Feuerwehr aktiv, zählt jetzt zur Altersabteilung. Aber auch im Karnevalsverein hat er sich betätigt, ist Mitglied im Musikverein. Als gelernter Autoschlosser, der seinen Lebensunterhalt später bei der Post als Brief- und Paketzusteller (bis zur Pensionierung 2000) verdiente, hegt und pflegt er seinen Oldtimer, einen Mercedes Benz, Baujahr 1983 mit über 225 000 Kilometern auf dem Buckel. Übrigens, an den berühmten Nagel hat er die Fußballschuhe erst vor zwei Jahren gehängt, ein letztes Spiel bei den Alten Herren absolviert. Leider ging es verloren.

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