Erinnern für die Demokratie

Weiskirchen · Am Mittwoch, 1. Oktober, spricht Karl-Heinz Richter in Weiskirchen über seine Zeit als Stasi-Häftling und Fluchthelfer. Insgesamt half er im Laufe der Jahre 38 Menschen über die deutsch-deutsche Grenze.

 Mit 18 Jahren verhaftete die Stasi Karl-Heinz Richter zum ersten Mal, weil er 17 Freunden die Flucht nach Westdeutschland ermöglicht hatte. Foto: Karl-Heinz Richter

Mit 18 Jahren verhaftete die Stasi Karl-Heinz Richter zum ersten Mal, weil er 17 Freunden die Flucht nach Westdeutschland ermöglicht hatte. Foto: Karl-Heinz Richter

Foto: Karl-Heinz Richter

"Im Umgang mit Superlativen ist Vorsicht geboten; sie nutzen sich leicht ab. Aber heute Abend darf man einen riskieren: Dieser neunte November ist ein historischer Tag." Mit diesen Worten begann Moderator Hanns Joachim Friedrichs die ARD-Tagesthemen am 9. November 1989. An den Tag des Mauerfalls vor 25 Jahren erinnert der CDU-Gemeindeverband Weiskirchen mit einem Vortragsabend am Mittwoch, 1. Oktober, um 18.30 Uhr im Flair Parkhotel in Weiskirchen . Zeitzeuge Karl-Heinz Richter wird von der früheren DDR , von der Entstehung, dem Bau und dem Fall der Mauer berichten und mit den Zuhörern diskutieren. Er wird an das geteilte Deutschland erinnern, für die Demokratie sensibilisieren und seine persönliche Geschichte über die versuchte Republikflucht, seine Unterstützung zur Flucht von Freunden sowie die Zeit seiner Inhaftierung im Stasigefängnis erzählen.

Karl-Heinz Richter wurde 1946 in Schwarzheide im Oberspreewald geboren. Schon während seiner Schulzeit lehnte er sich gegen das SED-Regime auf und wollte sich den Zwängen der kommunistischen Diktatur nicht beugen. Im Januar 1964 plante er, zusammen mit sieben Ostberliner Jugendlichen, aus der DDR zu fliehen. In einem Zeitraum von drei Wochen betraten sie nacheinander das Gleisbett hinter dem Bahnhof Berlin-Friedrichstraße und sprangen auf einen anfahrenden Nachtzug, um von Ost- nach West-Berlin zu gelangen. Richters Flucht scheiterte allerdings, mitten auf dem Todesstreifen.

Aus Angst, von Grenzposten entdeckt zu werden, sprang er eine Mauer hinunter und brach sich dabei beide Beine und den rechten Arm. Er schleppte sich bis zur elterlichen Wohnung und wurde dort wenige Tage später vom Ministerium für Staatssicherheit (MfS) verhaftet. Schwer verletzt wurde er in das Untersuchungsgefängnis des MfS nach Berlin-Pankow gebracht. Seine Verletzungen wurden jedoch nicht ausreichend behandelt. Verurteilt zu acht Monaten wegen "versuchter Republikflucht", wurde er wegen seines schlechten Gesundheitszustandes im Juli 1964 bereits nach einem halben Jahr entlassen. 1975 stellte Richter einen Ausreiseantrag und durfte schließlich mit seiner Ehefrau und seiner Tochter die DDR verlassen. Er erhielt eine ständige Einreisesperre in die DDR , die bis 1989 wirksam war. Trotzdem half er weiter Flüchtlingen aus der DDR . Karl-Heinz Richter lebte lange Zeit im Ausland und kehrte 2004 nach Berlin zurück. Seit 2008 führt er Besuchergruppen durch die Gedenkstätte Hohenschönhausen. Sein Schicksal hat er in dem Buch "Moskau-Paris-Express" verarbeitet.

> Interview mit Karl-Heinz Richter:

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