Deutscher Kamerapreis Er zog aus, das Filmgeschäft zu erobern

Weiskirchen/Berlin · Johannes Louis aus Weiskirchen holte mit seinem Porträt über Berlin den Deutschen Kamerapreis.

 Johannes Louis aus Weiskirchen ist Gewinner des Deutschen Kamerapreises 2017.

Johannes Louis aus Weiskirchen ist Gewinner des Deutschen Kamerapreises 2017.

Foto: Pola Beck

Berlin ist ein seltsamer Ort: Weltkriegsbomben fallen einfach so aus dem Himmel ins Jetzt, ein Kind findet einen Schatz im Sandkasten, ein Bär entkommt aus dem Zoo und trifft auf eine junge Frau voller Selbstzweifel. So stellt Regisseur Erik Schmitt die Bundeshauptstadt in seinem Kurzfilm „Berlin Metanoia“ dar. Beteiligt an der Entstehung des Films war auch Kameramann Johannes Louis, der aus Weiskirchen stammt. Für die Art, wie er die skurrilen Geschehnisse des etwas anderen Stadtporträts in Szene gesetzt hat, wurde er kürzlich mit dem deutschen Kamerapreis ausgezeichnet.

Dass der 34-jährige Louis beim Film gelandet ist, bezeichnet er selbst als „eine Mischung aus Zufällen“. Zunächst hat er in Trier Medienwissenschaften studiert, war dort aber nach seinen Worten „nicht so richtig glücklich“. Irgendwann machte er dann ein Praktikum bei einem Filmdreh. „Nach dem ersten Tag war mir klar: Das ist das, was ich machen will“, sagt er. Für seine Eltern, die Inhaber des Café Louis in Weiskirchen, war der Wunsch kein Problem, erinnert er sich: „Mein Vater hat gesagt, seine Kinder sollen selbst herausfinden, was sie machen wollen, und er will sie dabei unterstützen.“ Sein Bruder blieb im Familienbetrieb – und Johannes Louis zog nach Berlin.

Schon während seines Studiums an der Filmuniversität Babelsberg arbeitete er viel mit anderen Studenten zusammen – das sei auch der Schwerpunkt der Ausbildung, sagt er. Später war er international unterwegs und besuchte mehrere Masterclasses. „Es ist total spannend zu sehen, wie in anderen Ländern gearbeitet wird“, beschreibt er beispielsweise seine Erfahrungen in Budapest. „Obwohl Filmsprache so allgemein ist, ist die Arbeit doch ein bisschen anders.“ Wo es ihm am besten gefallen hat, kann er gar nicht sagen – doch wohin es ihn immer wieder zurückzieht, ist ganz klar: nach Berlin.

Die Stadt sei mittlerweile sein „zweites Zuhause nach dem Saarland“ geworden, schwärmt er. Hier habe er ein großes Netzwerk aus Menschen, mit denen er zusammenarbeite, und viele Freunde. Den momentanen Geist von Berlin einzufangen, sei das Ziel des Kurzfilms „Berlin Metanoia“ gewesen. In der Zusammenarbeit mit Regisseur Erik Schmitt habe er viele Kameratechniken anwenden können. „Er hat einen sehr eigenen Regiestil, der es erlaubt, über den normalen Tellerrand hinweg Problemlösungen zu suchen“, sagt Louis. Er habe für den Film unter anderem mit Stop-Tricks und weiteren analogen Effekten gearbeitet.

Ebenfalls spannend findet Louis den Einsatz unterschiedlicher Kameras. Dies mache eins seiner künstlerischen Vorbilder, Anthony Dod Mantle, Kameramann unter anderem bei „Slumdog Millionär“ und „Antichrist“, schon seit einer Weile. „Er sagt, es gebe Kameras in allen Größen, und alle haben Vor- und Nachteile“, erläutert Louis die Philosophie seines Vorbilds. „Er war einer, der ganz früh angefangen hat, das als Chance zu sehen.“ Mit eher ungewöhnlicher Kameratechnik arbeitete Louis beim Dreh des Films „Männer zeigen Filme und Frauen ihre Brüste“, der 2014 beim Filmfestival Max-Ophüls-Preis in Saarbrücken mit gleich zwei Preisen ausgezeichnet wurde. Diesen hat Louis mithilfe eines Fotoapparats gedreht. Dabei hätte er sich mit einer Vielzahl technischer Probleme herumschlagen müssen, aber: „Man kann mehr oder weniger unbeobachtet drehen.“ Denn die Idee hinter dem Film sei gewesen, nur mit drei Schauspielern zu drehen – an echten Orten und mit echten Menschen, ein wenig wie bei einem Dokumentarfilm.

Für Filme, an denen Louis beteiligt war, hat es bereits viele Preise gegeben. Doch über den deutschen Kamerapreis, den er kürzlich erhielt, freut er sich derzeit am meisten – vielleicht, weil es der frischeste ist, lacht er, betont aber: „Es ist ein Preis, der ganz speziell für die Kameraarbeit verliehen wird, also für meinen Teil am Gesamtwerk.“ Andere Preise bezögen sich oft auf den kompletten Film.

Die Arbeit mit der Kamera sei genau sein Ding, meint Louis. Ambitionen, selbst einmal Regie zu führen, hat er keine: „Für mich sind das zwei ganz unterschiedliche Arbeitsfelder und ich bin mit meinem total glücklich.“ Für die Zukunft hofft er, etwas mehr international zu arbeiten – aber auch immer wieder in Deutschland. Hier gebe es viele Chancen aufgrund der zahlreichen Koproduktionen mit anderen Ländern. Derzeit arbeitet er wieder mit Erik Schmitt an dessen Debütfilm zusammen. Was danach ansteht, weiß er noch nicht, aber es gebe bereits Anfragen. Auch ins Saarland würde er gerne für seine Arbeit zurückkehren. Auf ein passendes Projekt wartet er jedoch noch.

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