Ein Wohnwagen als zweite Heimat

Weiskirchen. Brütende Hitze. Windstille. Vogelzwitschern in den umliegenden Bäumen. Der Hochwald, genauer gesagt der Campingplatz "Schwarzwälder Hochwald", einige Minuten entfernt von Weiskirchen. Von einem Rundweg zweigen links und rechts immer wieder schnurgerade Wege ab. Eine knapp zwei Meter hohe Hecke trennt den Weg von den Mobilheimen und Wohnwagen

 Für Piero Werner und Friedrike Kuhn ist ihr Mobilheim auf dem Campingplatz in Weiskirchen zur zweiten Heimat geworden. Mit Platzwart Willi Schorr (Mitte) sind sie gut befreundet.

Für Piero Werner und Friedrike Kuhn ist ihr Mobilheim auf dem Campingplatz in Weiskirchen zur zweiten Heimat geworden. Mit Platzwart Willi Schorr (Mitte) sind sie gut befreundet.

Weiskirchen. Brütende Hitze. Windstille. Vogelzwitschern in den umliegenden Bäumen. Der Hochwald, genauer gesagt der Campingplatz "Schwarzwälder Hochwald", einige Minuten entfernt von Weiskirchen. Von einem Rundweg zweigen links und rechts immer wieder schnurgerade Wege ab. Eine knapp zwei Meter hohe Hecke trennt den Weg von den Mobilheimen und Wohnwagen. "Es ist hier nicht so, dass jeder seinen Wohnwagen gestalten kann, wie er es gerade möchte", sagt Erich Reidenbach, Landesverbandsvorsitzender und zusammen mit Willi Scholl Leiter des Campingplatzes. Tatsächlich sehen sich die einzelnen Wagen alle ähnlich; farblich beherrschen weiß, grau und ein leichtes Hellbau das Bild. "Natürlich gibt es Möglichkeiten zur Individualisierung", ergänzt Schorr. Diese fallen auch in den Blick, wenn man die Reihen abläuft: Gartenzwerge, unterschiedlich große und ausgerüstete Vorzelte, Dekorationen, die vor, in oder an den Mobilheimen angebracht sind. Diese Mischung aus Gleichheit und Einzigartigkeit ist gewollt, hier auf dem Vier-Sterne-Campingplatz. Diese Wertung gab der Campingführer des Deutschen Camping-Clubs für Europa heraus, es ist die zweitbeste mögliche Wertung."Wir konnten die fünf Sterne nicht erreichen", erklärt Schorr. Für eine so hohe Wertung verlange der Campingführer ein Animationsprogramm. "Dazu braucht es zum Beispiel Wassersport wie am Bostalsee. So etwas gibt es hier nicht", ergänzt der Schatzmeister. Hier setze man auf die Ruhe und Entspannung eines Platzes, der weit ab liegt von Städten, Straßen und sonstigen Lärmverursachern. Linkerhand liegt ein Boule-Feld, eine große, rechteckige Fläche, und Spielplatz, der gerade renoviert wird. Am oberen Ende des leicht abschüssigen Platzes liegt die Zeltwiese. Sie steht Gruppen zur Verfügung, die hier Ausflüge machen. Häufiger Gast ist der Judoclub Quierschied. Neben dem Zeltplatz findet sich ein weiteres unbenutztes Feld. Das sei, so Reidenbach, für Touristen und Spontancamper gedacht. Etwa 40 der über 200 Stellplätze stehen für diese Form der Kundschaft bereit. An diesem Freitagmittag sind etwa 50 Camper auf dem Platz, zum Abend wird es voller, wenn das Wochenende beginnt.Vor den Mobilheimen und in den Vorzelten frühstücken sonnenbadende Camper, viele davon Rentner, die sich hier oft Wochen und Monate aufhalten. Einer von ihnen zimmert sich Holzplatten zurecht, um das Gummi seines Mobilheims vor der Hitze zu schützen. Man kennt sich, man grüßt sich beim Vornamen. Das zugehörige Clubheim ist zum Teil Gaststätte und Veranstaltungsort für die Camper."Wir sind hier eine Gemeinschaft. Wenn sich jemand nicht einfügen kann oder quertreibt, bleibt er nicht lange. Alles ist sehr harmonisch", sagt Reidenbach. Dazu gehöre auch, sich an die Regeln zu halten. Besonders die Mittags- und die Nachtruhe ab 23 Uhr würden konsequent durchgesetzt. Nicht nur Saarländer gehören zu den Gästen des Campingplatzes. "Franzosen, Luxemburger, Holländer und Belgier gehören auch zum Kundenkreis", sagt Schorr. Reidenbach nennt den Platz einen "Ort der Völkerverständigung"."Manche Leute kommen schon seit über 30 Jahren oder mehr in regelmäßigen Abständen hierher. Alle verbindet in erster Linie das Bedürfnis nach Ruhe und Entspannung, Abschalten vom Alltagsstress", erklärt Reidenbach. Ein Großteil der Gäste kommt aus dem Großraum Saarbrücken; von jungen Familien bis zu Rentnern weit jenseits der 80 ist so ziemlich jede Altersklasse vertreten.Geld in ihren Urlaub investieren sie aber alle. Obwohl die jährlich anfallende Stellplatz-Gebühr mit etwa 600 Euro noch verkraftbar ist, sind es die Nebenkosten, die Camping zu einer kostspieligen Angelegenheit machen können. "Ein qualitativ hochwertiges Mobilheim kostet viele Tausend Euro, und der Preis ist nach oben offen", so Reidenbach. Er kenne Camper, die für ihr Heim über eine halbe Million Euro ausgegeben hätten.Alle Dauercamper verbinde ihr Wunsch, Urlaub zu machen, ohne dafür weit reisen zu müssen. Ein Mobilheim erlaube natürlich auch Spontanurlaube. "Außerdem entstehen bis auf eine halbjährliche Stromkostenabrechnung keine zusätzlichen Kosten, wenn man länger bleibt", sagt Schorr. Freiheit und Ruhe sind Gründe für die Entscheidung, Dauercamper zu werden. Und die Sicherheit eines Ortes, zu dem man nach Belieben zurückkehren kann. "Wir sind hier eine Gemeinschaft. Wenn jemand quertreibt, bleibt er nicht lange."Erich Reidenbach, Leiter des Campingplatzes Weiskirchen

 Die Camping-Klause in Weiskirchen. Fotos: Rolf Ruppenthal

Die Camping-Klause in Weiskirchen. Fotos: Rolf Ruppenthal

Auf einen BlickDer Campingplatz in Weiskirchen ist der drittgrößte von 16 Plätzen im Saarland, die größten sind am Bostalsee. 450 Familien sind Mitglied des Saarländischen Camping-Clubs, 90 davon sind Dauercamper.

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