Fragen Der Preis für die Weiskircher Mini-Verwaltung ist zu hoch

FDP-Kandidat Gerrit Oestreich plädiert für eine Fusion mit Wadern – und stellt damit auch die Weiskircher Bürgermeister-Stelle zur Disposition.

 Der FDP-Kandidat für die Bürgermeisterwahl in Weiskirchen, Gerrit Oestreich.

Der FDP-Kandidat für die Bürgermeisterwahl in Weiskirchen, Gerrit Oestreich.

Foto: FDP

Was hat Sie dazu bewogen, sich um das Amt des Bürgermeisters zu bewerben?

Gerrit Oestreich: Aus finanzieller Sicht muss ein grundlegender Strukturwandel innerhalb der Verwaltungen im Saarland erfolgen, und gerade für Weiskirchen mit nur 6500 Einwohnern, 32 Millionen Euro Schulden und einer weiteren jährlichen Neuverschuldung von zwei Millionen Euro möchte ich hier endlich den Anfang machen!

Was qualifiziert Sie aus Ihrer Sicht für diese Aufgabe?

Oestreich: Ich arbeite seit 18 Jahren als Touristiker und Kulturveranstaltungsplaner in einer städtischen Verwaltung. Meine beruflichen Aufgabengebiete tangieren fast alle kommunalen Verwaltungsbereiche und auf der privaten Seite sind wir zudem eine Familie von selbständigen Unternehmern.

Welche Probleme sind Ihrer Meinung nach die größten in Weiskirchen?

Oestreich: Die allgemeine Perspektivlosigkeit durch die stetig wachsende Überschuldung, völlig fehlende finanzielle Handlungsspielräume und wachsende Belastungen durch Sanierungsstaus aufgrund der fehlenden finanziellen Mittel.

Wie wollen Sie den maroden Haushalt in den Griff kriegen?

Oestreich: Ein freiwilliges Zusammenschließen mit anderen Kommunen ist die einzige Möglichkeit, wirklich Kosten einzusparen. Die saarländische Landesregierung hat angekündigt, freiwillige Zusammenschlüsse von Kommunen finanziell  zu fördern.

In Rheinland-Pfalz wird seit 2010 die zweite Gebietsreform erfolgreich umgesetzt und zahlreiche kleinere Gemeinden oder auch größere Verbandsgemeinden werden zusammengelegt und Schulden erlassen.

Meine Vorstellung ist das Zusammenschließen mit der Stadt Wadern, die Ortsteile Rappweiler und Zwalbach könnten aber auch optional für einen Anschluss an die Gemeinde Losheim stimmen.

Das sture Festhalten an kommunaler Eigenständigkeit und einer eigenen Miniverwaltung in Weiskirchen kann nur durch eine immense Steuer- und Abgabenerhöhung zu Lasten der Bürger und andere fragliche Einnahmeverbesserungen (zum Beispiel weitere Windkraftanlagen) finanziert werden.

Nur durch eine grundlegende Veränderung der Verwaltungsstrukturen kann bei den strukturellen Kosten und den Personalkosten wirklich nachhaltig gespart werden. Viele „obere“ Stellen müssten nicht mehr besetzt werden und zumindest in Weiskirchen fällt auch die  Stelle als Bürgermeister weg. Die interkommunale Zusammenarbeit bringt hingegen kaum nennenswerte Einsparungen. Bei vielen freiwilligen Ausgaben muss ein gewisser Kostendeckungsgrad erreicht werden, aber so manche kostenintensive Infrastruktur leider auch aufgegeben werden.

Welche Stärken hat Ihrer Meinung nach die Gemeinde?

Oestreich: Weiskirchen hat eine hohe Wohn- und Freizeitqualität und eine sehr breit aufgestellte touristische Infrastruktur, die auch den Bürgern zum größten Teil zugute kommt. Viele Einrichtungen sind barrierefrei und auch im Alter gut nutzbar.

Zudem schlummert noch viel touristisches Potential im großen Eigenwaldbesitz der Kommune.

Waren Sie vor Ihrer Kandidatur politisch tätig?

Oestreich: Ich bin seit 2009 im Gemeinderat Weiskirchen aktiv, anfangs bei der GAL, nach dem Disput um die Windkraft als freier Mandatsträger. Seit der Kommunalwahl 2014 bin ich für die FDP im Gemeinderat und seit 2017 auch Vorsitzender der FDP Hochwald (Wadern, Weiskirchen, Losheim).

Was würden Sie anders machen als Ihr Vorgänger, wenn Sie Bürgermeister werden?

Oestreich: Bürgermeister Werner Hero hat sich wirklich viel für die Gemeinde Weiskirchen eingesetzt und auch viele Fördergelder an Land gezogen, das muss man bei allen politischen Differenzen anerkennen. Die Kehrseite der Medaille ist aber, dass die Gemeinde für viele dieser Projekte letztendlich weder den Eigenanteil stemmen, noch die Folgekosten tragen kann. Hier würde ich mehr auf Nachhaltigkeit, in der Finanzierung wie der Unterhaltung, achten.

Ich hätte aber nicht die Ausweisung von Windkraftvorranggebieten im Wald so mitgetragen, diese Planung wird Weiskirchen in der Zukunft noch negativ einholen.

Der Tourismus stellt für Weiskirchen das wirtschaftlich und gestalterisch wichtigste Handlungsfeld des Bürgermeisters dar, ich würde das bisherige Leitbild der HTG einerseits konsequenter und zielgruppengerechter in die sportliche Richtung umsetzen und andererseits auch um einen weiteren wichtigen Bereich ergänzen – das Thema Barrierefreiheit im Tourismus. Bei einem Zusammenschluss mit Wadern kann sich Weiskirchen zudem besser touristisch positionieren.

Wenn Sie drei Wünsche für die Gemeinde frei hätten, welche wären dies?

Oestreich: Ich wünsche mir eine große Teilentschuldung von Weiskirchen durch die Landesregierung für einen freiwilligen Zusammenschluss. Dies ist für eine Bereitschaft der Stadt Wadern zu einem Zusammengehen auch zwingend notwendig.

Ein weiterer Wunsch in diesem Zusammengehen wäre die gleichzeitige Zusicherung der mittelfristigen Umsetzung einer Nordsaarlandklinik in der Stadt Wadern – quasi  als „Ausgleich“ für die dann auch in der Stadtverwaltung Wadern notwendigen strukturellen Änderungen zu einer neuen Großkommune.

Der Erhalt des Weiskircher Waldfreibades liegt mir persönlich sehr am Herzen. Dafür würde ich auch einen Teil meines Einkommens in der Position als Bürgermeister dauerhaft zweckgebunden spenden (konkret die Nettodifferenz zwischen dem A 13-Gehalt des Hauptamtleiters und dem A 15-Gehalt des Bürgermeisters abzüglich eines symbolischen Euros).

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