Erinnerung in Weiskirchen Weiße Rose, Kerze und Lied zum Gedenken an gefallene Soldaten

Weiskirchen · Wegen Corona gab es in Weiskirchen eine nichtöffentliche Feierstunde zum Volkstrauertag.

 Auf Weiskirchens Ehrenfriedhof fand die traditionelle Volkstrauertags-Gedenkfeier diesmal wegen Corona nichtöffentlich statt.

Auf Weiskirchens Ehrenfriedhof fand die traditionelle Volkstrauertags-Gedenkfeier diesmal wegen Corona nichtöffentlich statt.

Foto: a-n

Vertrocknete Lärchennadeln waren der einzige Schmuck auf der Gedenktafel eines gefallenen, unbekannten Soldaten. Aber nach der nichtöffentlichen Feier dieses wegen Corona etwas anderen Volkstrauertages auf dem Ehrenfriedhof in Weiskirchen schmückten eine weiße Rose, eine Kerze und der Liedtext „Sag mir, wo die Blumen sind“ dieses Grabmal eines Soldaten, dessen Familie bis heute nicht weiß, wie und wo er am Ende des Zweiten Weltkrieges sein Leben verlor. Ganze sechs Soldatengräber auf dem erschreckend großen Gräberfeld dokumentierten mit Blumengestecken, dass ihre Familien diese Kriegsopfer bis heute nicht vergessen haben.

Auch wenn die Pandemie an diesem Volkstrauertag die traditionelle Feier auf dem Ehrenfriedhof in der vertrauten Form nicht zuließ, wollten Bürgermeister Wolfgang Hübschen und Pastoral-Referent Jörg Mang von der Jugendkirche MIA das Gedenken an die Kriegstoten nicht gänzlich den aktuellen Hygieneregeln opfern. So versammelten sich beide mit den Ortsvorstehern aus allen Ortsteilen auf dem Ehrenfriedhof, wo Mang und Hübschen sich einiges hatten einfallen lassen, um der Opfer der Kriege zu gedenken.

Der Bürgermeister zitierte ein paar betroffen machende Zeilen aus dem Heimatbuch mit dem Titel „Von Angst und Krieg – von Frieden und Not“ – Erlebtes aus den 40-er Jahren – des Weiskircher Bürgers und Autors Franz Bierbrauer. Er zog aber auch von den schrecklichen Ereignissen des Zweiten Weltkrieges einen thematischen Spannungsbogen zu den islamistischen Terroranschlägen der Jetztzeit. Schon deshalb dürfe man sich auch an diesem Volkstrauertag des Jahres 2020 nicht nur dem stillen Gedenken hingeben. „Vielmehr müssen wir alle diese schrecklichen Ereignisse – damals wie heute – als Appell verstehen, dass wir beständig nach Konfliktlösungen suchen müssen, um solches menschliche Leid zu vermeiden.“

Nach Hübschen ergriff Mang das Wort: „Wir wollen heute auf diesem von der Herbstsonne beschienenen Ehrenfriedhof insbesondere die Gräber der unbekannten Soldaten nicht aus dem Blick verlieren, deren Familien bis heute nicht wissen, dass ihre Väter, Brüder und Kinder seit Kriegsende hier in Weiskirchen bestattet sind.“ Aber auch der Pastoral-Referent übertrug das stille Gedenken dieses Tages auf aktuelle Entwicklungen: „Wie kann es sein, dass heute Mitbürger, die sich Querdenker nennen, unsere Demokratie in Frage stellen?“

Nach einer Gedenkminute und dem Segen erklang das Lied von Joan Baez: „Sag mir, wo die Blumen sind.“ Die Beteiligten legten vor das Grab eines unbekannten Soldaten eine weiße Rose ab und entzünden ein Licht.

Diese berührende Aktion konnte nur symbolhaft stattfinden, weil die wenigen Anwesenden längst nicht alle Gedenktafeln mit der Aufschrift „Unbekannter Soldat“ aufsuchen konnten. Bevor diese etwas andere Feier anlässlich des Volkstrauertages mit einem gemeinsamen Gebet ausklang, bedankte sich Rathauschef Wolfgang Hübschen noch bei allen Anwesenden für ihre Teilnahme. Dabei dankte er auch der SZ für die Berichterstattung über eine Gedenkfeier, die wegen Corona nur ohne breite Öffentlichkeit stattfinden konnte, deren Visionen und Appelle aber unbedingt in die Öffentlichkeit getragen werden müssten.

Nach dieser nichtöffentlichen Feierstunde besuchten alle Ortsvorsteher die Gedenkstätten in ihren Ort­schaften, wo die Erinnerung an die Kriegsopfer aus ihren Dörfern wachgehalten werden soll. Die SZ begleitete Stefan Schuh zum Denkmal neben Weiskirchens Kirche, wo er einen Kranz niederlegte. Dabei wies er kopfschüttelnd auf ein Schild hin, das Hundehalter darum bittet, dass ihre Vierbeiner an diesem Ort nicht ihre Geschäfte verrichten sollten. Schuh: „Dass solche Hinweise überhaupt nötig sind, kann ich nicht verstehen. So viel Pietät sollte man doch auch von Tierfreunden erwarten dürfen!“

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