Weiskirchen Hero räumt Schreibtisch

Weiskirchen · Seit dem 1. Oktober 2002 repräsentiert Werner Hero (65) als CDU-Bürgermeister die Gemeinde Weiskirchen. Aber heute, am 30. November, räumt er seinen Schreibtisch im Rathaus für seinen Nachfolger, Wolfgang Hübschen.

 Werner Hero verabschiedet sich am heutigen 30. November von seinem Bürgermeisterzimmer in Weiskirchen in den Ruhestand.

Werner Hero verabschiedet sich am heutigen 30. November von seinem Bürgermeisterzimmer in Weiskirchen in den Ruhestand.

Foto: Dieter Ackermann

Im Gespräch mit der SZ zog Hero eine Bilanz seiner langen Amtszeit. Von stattlicher Statur ist er nach wie vor, aber das Haar ist längst silbergrau. Schmunzelnd versichert er: „Das Grauwerden ist dem Alter geschuldet. Die Verantwortung als Bürgermeister hat mir gelegentlich zwar auch Kummer und Sorgen aufgebürdet, aber unter dem Strich verabschiede ich mich jetzt mit dem Gefühl in den Ruhestand, vieles im Interesse der Bürger Weiskirchens und damit richtig gemacht zu haben.“

In seiner Rückschau kommt Hero gleich zu einem der Projekte, die in der Hochwaldgemeinde damals höchst kontrovers diskutiert wurden: der Windpark auf dem Schimmelkopf: „Ich war von Anfang an der Überzeugung, dass unser finanziell nicht gerade auf Rosen gebettetes Weiskirchen von der Windenergie profitieren muss“, resümiert der studierte Diplom-Ingenieur für Maschinenbau und Versorgungstechnik. Viele Bürger sahen dies damals ganz anders. Eine Bürgerinitiative organisierte eine Bürgerbefragung mit dem Resultat, dass eine Mehrheit gegen die Windräder votierte. Der vermeintliche Erfolg erwies sich letztlich als Pyrrhussieg, weil die erforderliche Mindestbeteiligung der Bürger knapp nicht erreicht wurde. Wie ein „Eisbrecher“ musste der damalige Bürgermeister dem Zorn der Betroffenen trotzen, erinnert sich Hero: „Der Staatsschutz schaltete sich damals angesichts der massiven Bedrohungen und Beschimpfungen gegen meine Person ein. Für die Rodung eingesetzte Bagger wurden mit Hakenkreuzen beschmiert – wie zuletzt im Hambacher Forst.“ Das sei zweifellos die schwierigste Phase seiner Amtszeit gewesen. Und trotzdem sei der Windpark letztlich fast mit Dreiviertel-Mehrheit quer durch die Fraktionen vom Gemeinderat abgesegnet worden. „Und seither wehen die vier Windräder jedes Jahr immerhin rund 400 000 Euro in unsere klamme Gemeindekasse.“ Überhaupt zählt Hero die aktuelle Energiebilanz von Weiskirchen zu den Erfolgen, auf die er besonders stolz ist. „Der Windpark (Leistung: 14 Megawatt) und der Solarpark in Weierweiler (10 Megawatt) erwirtschaften mit ihren erneuerbaren Energien mehr Strom, als die Hochwaldgemeinde selbst verbraucht.“

Aber der scheidende Bürgermeister überlässt seinem Nachfolger beileibe nicht nur positive Bilanzen. Schwierig seien die anstehenden Ortskernsanierungen mit der zukünftigen Nutzung des „Hauses des Gastes“ sowie der vielfach erbärmliche Zustand der Straßen. Hero: „Fast alle Infrastrukturprobleme von Weiskirchen resultieren aus der Tatsache, dass unsere hochdefizitäre Gemeinde einen von ihr unverschuldeten Schuldenberg von rund 30 Millionen Euro mit sich herumschleppen muss.“ Dies sei zweifellos die schwerste Hypothek, die er seinem Nachfolger mit auf den Weg geben muss. Nachhaltige Hilfe könne nach Einschätzung von Hero nur vom Saarland (Saarlandkasse) kommen. Ein erster Schritt in eine bessere Richtung sei die zurzeit ruhende Klage gegen die Kreisumlage, die nach seiner Meinung wegen die ungerechten finanziellen Lastenverteilung für den Vereinssport in den kreisangehörigen Gemeinden völlig gerechtfertigt sei. „Erste Grundsatzurteile in dieser Richtung machen uns immerhin Mut.“

Abschließend äußerte sich der verheiratete Vater von zwei Kindern und Großvater von vier Enkeln zur Zeit nach seinem Abschied. „Ich werde mich nicht mehr so in die Kommunalpolitik einmischen wie einst mein Vorgänger – werde ich gefragt, gebe ich Antworten, aber ungebetene Ratschläge wird es von mir nicht geben.“ Sorge um die Zukunft der Gemeinde mache er sich nicht: „Ich habe so viele Jahre vertrauensvoll mit Wolfgang Hübschen zusammengearbeitet, dass ich Weiskirchen bei ihm in den besten Händen weiß. Vor allem wünsche ich ihm für seine Arbeit deutlich mehr finanzielle Beinfreiheit.“

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