Polizei verhindert Handgreiflichkeiten Hunderte demonstrierten in Weiskirchen gegen AfD

Weiskirchen · Eine Veranstaltung von AfD-Bundestagspolitikern in Weiskirchen löste am Freitagabend eine Gegenkundgebung aus.

 Rund 400 Demonstranten protestierten am Freitagabend trotz eisiger Kälte in Weiskirchen gegen die AfD-Veranstaltung in der Hochwaldhalle.

Rund 400 Demonstranten protestierten am Freitagabend trotz eisiger Kälte in Weiskirchen gegen die AfD-Veranstaltung in der Hochwaldhalle.

Foto: a-n

Das war ein brisanter Freitagabend in der sonst so beschaulichen Hochwald-Kurgemeinde Weiskirchen: Die Landesgruppe Rheinland-Pfalz/Saarland der AfD-Bundestagsfraktion hatte am Freittag in die Hochwaldhalle in Weiskirchen eingeladen. Unter dem Motto „Wir schützen Deutschland“ beleuchteten im Saal vor knapp hundert Zuhörern drei prominente AfD-Bundestagsabgeordnete die deutsche Innen- und Verteidigungspolitik aus ihrer Sicht. Deutlich mehr „ungeladene Gäste“ formierten sich allerdings, eingeladen vom Bündnis „Der Hochwald ist bunt“, lautstark vor der Halle. Zur Gegendemo hatten unter anderen die Grüne Jugend, die Jusos, die Linksjugend sowie die JU eingeladen. Aber auch andere Altersklassen wie etwa die Initiative „Omas gegen Rechts“ hielten dort mit ihrer lautstarken Kritik nicht hinterm Berg.

Zwischen beiden „Lagern“ verhinderte ein starkes Aufgebot der Polizei handfeste Auseinandersetzungen. Der Einsatzleiter der Polizei forderte den SZ-Fotografen nicht gerade im freundlichsten Ton auf, sich „gefälligst mal auszuweisen“. Andere Beamte kamen ihrem dienstlichen Auftrag, als Freunde und Helfer die jeweils Andersdenkenden räumlich auseinander zu halten, deutlich eleganter nach. Als der Mitarbeiter sich den Demonstranten mit der Kamera näherte, gab’s erst wüste Beschimpfungen und Pfiffe. Auf den Hinweis „ich komme doch von der SZ“ schlug die Stimmung zum Glück spontan um. Einer entschuldigte sich sogar für das Missverständnis. Und als die Situation einmal zwischen Polizisten und Demonstranten zu eskalieren drohte, ging das Weiskircher Gemeinderatsmitglied Henry Selzer (GAL) dazwischen: „Wir sind Mitveranstalter dieser Gegendemo und wollen hier keine Randale!“

Während der frierende „Chor“ vor der Halle lauthals skandierte „Wir sind mehr als ihr“, ging es innen deutlich leiser zu. Einige muskelbepackte Herren in schwarzen Anzügen schnappten dort immer mal wieder Störer unter den Armen, und sorgten so für deren eher geräuschlosen Abgang. Das stellte immerhin sicher, dass Dr. Christian Wirth als saarländischer AfD-Bundestagsabgeordneter und seine AfD-Kollegen Georg Pazderski sowie Rüdiger Lucasen sich problemlos Gehör verschaffen konnten. Einmal klang in Wirths Referat kurz der parteiinterne Zoff mit Josef Dörr an: „Seine Gruppierung hat ausgerechnet heute zu zwei Mitgliederversammlungen in Saarbrücken und Saarlouis eingeladen, aber wir freuen uns über den trotzdem guten Besuch unserer Veranstaltung hier in Weiskirchen.“

Dabei waren es nicht nur Parteimitglieder, die den Reden des AfD-Spitzentrios mit Interesse folgten. Wir unterhielten uns am Rande beispielsweise mit einem Unternehmer aus dem heilklimatischen Kurort, der einfach mal mit eigenen Ohren hören wollte, mit welchen politischen Inhalten die AfD in der jüngeren Vergangenheit bundesweit so viele Wähler gewinnen konnte. Und als Pazderski sich in seinem Referat darüber mokierte, dass „AKK für eine unabgesprochene Friedenslösung in Syrien von Außenminister Maas im Dialog mit dem türkischen Amtskollegen öffentlich bloßgestellt wurde“, deutete sich bei dem Weiskircher sogar mit einem leichten Kopfnicken eine gewisse Zustimmung an.

Ansonsten verzichteten allerdings alle drei AfD-Repräsentanten auf haarsträubende Zitate von Parteifreunden wie dem „Fliegenschiss der Zeitgeschichte“ oder dem „Denkmal der Schande“. Als Pazderski aber einmal mehr die von den so genannten Altparteien angeblich geschönten Flüchtlingszahlen in der deutschen Kriminalitätsstatistik anprangerte, platzte es aus einem Zuhörer lautstark heraus: „Lügen!“ Diesen Zwischenruf schaffte er allerdings nur zweimal – dann hatten ihn die Herren in den schwarzen Anzügen auch schon aus der Halle herauskomplimentiert. Solche Vorwürfe sind dem AfD-Trio offensichtlich nicht fremd. Betont jovial lud Wirth Andersdenkende ein, zum Schluss der Veranstaltung gerne auch kritische Fragen zu stellen.

 Dr. Christian Wirth (Mitte) als saarländischer AfD-Bundestagsabgeordneter und seine AfD-Kollegen Georg Pazderski (rechts) sowie Rüdiger Lucasen präsentierten in der Hochwaldhalle ihre Sicht der Dinge.

Dr. Christian Wirth (Mitte) als saarländischer AfD-Bundestagsabgeordneter und seine AfD-Kollegen Georg Pazderski (rechts) sowie Rüdiger Lucasen präsentierten in der Hochwaldhalle ihre Sicht der Dinge.

Foto: a-n
 Bis zum Schluss der Veranstaltung blieben viele Tische und Stühle in der Hochwaldhalle verwaist.

Bis zum Schluss der Veranstaltung blieben viele Tische und Stühle in der Hochwaldhalle verwaist.

Foto: a-n
 Auch die Initiative „Omas gegen Rechts“ protestierten in Weiskirchen gegen die AfD-Veranstaltung.

Auch die Initiative „Omas gegen Rechts“ protestierten in Weiskirchen gegen die AfD-Veranstaltung.

Foto: a-n

Von diesem Angebot wurde dann allerdings kaum Gebrauch gemacht. Eine junge Dame erkundigte sich beispielsweise, wie es die AfD mit der Homosexualität halte. „Damit haben wir überhaupt kein Problem“, versicherte Pazderski lächelnd, „ich arbeite schon seit Jahren auch mit Homosexuellen in meinem Büro zusammen.“ Nach einigen eher unkritischen Fragen von Parteifreunden schloss schließlich der saarländische AfD-Bundestagsabgeordnete Wirth diese Veranstaltung. Beim Verlassen der Hochwaldhalle blieb es letztlich ruhig, wohl nicht zuletzt weil die meisten Demonstranten vor der Hochwaldhalle angesichts der Kälte nicht so lange hatten warten wollen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort