9000 erlebnisreiche Kilometer in 18 Tagen

Weiskirchen · Diese Tour war der absolute Wahnsinn. Wir Drei haben noch nichts Besseres und Schöneres im bisherigen Leben gemacht", schwärmten Marina Mertes (Waldhölzbach), Jörg Walter (Rappweiler) und Sebastian Barbian (Thailen) einstimmig.

Das Trio hatte als Team Hochwald mit einem BMW 520, Baujahr 1989, ein Auto über 20 Jahre alt war Pflicht, beim Baltic Sea Circle teilgenommen. "The Baltic Sea Circle" ist eine Abenteuer-Rallye, aber auch eine Charity-Rallye mit sozialem Charakter. Hierbei gilt es, Spenden zu sammeln für Hilfsorganisationen. Um es vorweg zu nehmen. Das Team Hochwald hatte insgesamt 3415 Euro für das Kinderprojekt Die Arche sowie die Elterninitiative krebskranker Kinder aufgetrieben. Insgesamt wurde von allen Teilnehmern 205 000 Euro an Spenden gesammelt. Mit vielen tollen Erlebnissen, Erfahrungen und Eindrücken von Ländern, Städten und Menschen ist das Trio nunmehr nach 18 Tagen und knapp 9000 Kilometer mehr auf dem Tacho in den Hochwald zurückgekehrt. "Traumhaft aber etwas anstrengend war für uns, dass im Norden Europas die Sonne sieben Tage lang nicht untergegangen war. Das war gewöhnungsbedürftig, weil man das Zeitgefühl völlig verliert", erzählt Marina weiter.

Für viele traumhafte Augenblicke wurde das Trio aber entschädigt. Die Lofoten sind allemal eine Reise wert, wie eine Karibik oberhalb des Polarkreises, da sollte man mal gewesen sein, ebenso die polnische Ostküste und die kurische Nehrung gesehen haben. "Überall wurden wir herzlich aufgenommen, haben tolle Gastfreundschaften erleben dürfen", zeigt sich Jörg immer noch angetan von den Menschen in Nord- und Osteuropa. So wurde zum Beispiel in Norwegen mit einer Gruppe Lehrer am Lagerfeuer gefeiert, und in Finnland gab es ebenfalls schöne und nette Bekanntschaften. Netter Nebeneffekt, man habe dadurch auch wesentlich weniger Geld ausgegeben als geplant. Überraschend war auch, dass die Grenzübergänge nach Russland kein Problem waren, wenngleich der Straßenverkehr doch sehr gewöhnungsbedürftig war. Auch überraschend und im Gegensatz zur allgemeinen Einschätzung war, dass in keinem Land etwas gestohlen wurde. Schließlich waren die Autos auch auf den Dächern immer voll beladen. Auch in polnischen oder russischen Hinterhöfen ging nichts abhanden. Von daher waren alle Sorgen unbegründet. Ein Highlight war natürlich das Treffen mit "Deutz-Willi", einem Deutschen im Alter von 79 Jahren, der mit seinem Traktor Richtung Nordkap unterwegs war. Einer Husky-Farm in Schweden wurde ebenso ein Besuch abgestattet wie dem Dorf des Weihnachtsmannes in Finnland. Unter dem Strich haben die Drei nur Positives über das Abenteuer zu berichten. "Das war nicht unsere letzte Charity-Rallye, eventuell nehmen wir im nächsten Jahr die Route durch Wales, England und Schottland unter unsere Autoreifen", so der einhellige Wunsch von Marina, Jörg und Sebastian.

Weiskirchen. Das sicherlich nicht alltägliche Abenteuer führte die jungen Leute zunächst zum Start in Hamburg und dann rund um die Ostsee über Dänemark, Schweden, Norwegen (Nordkap), Russland, Estland, Lettland, Litauen und Polen zurück an die Elbe. Autobahnen und GPS waren nicht erlaubt. Insgesamt waren 134 Teams gestartet, 132 Autos und vier Motorräder-Crews mit insgesamt 130 unerschrockenen Abenteurern. Bis auf vier sind alle Teams angekommen. Es gab zwei Totalausfälle mit Motorschaden. Aus dem Saarland war ein weiteres Team aus Homburg mit von der Partie, das trotz Problemen mit der Benzinpumpe ins Ziel kam. Beide saarländische Teams hatten einige Etappen gemeinsam absolviert. "Es war eine einmalige Stimmung unter den Teilnehmern und eine faszinierende Reise durch grandiose Landschaften", erzählen die Drei weiter. Zuweilen war es schon anstrengend, den ganzen Tag im Auto zu sitzen und die Etappenziele zu erreichen. Niemand nahm es den Teilnehmern übel, wenn mal die Verkehrs- und Parkregeln ein bisschen weiter ausgelegt wurden, um pro Tag die gestellten Anforderungen und Aufgaben zu erfüllen.

Die Erledigung musste mit Fotos nachgewiesen werden. Zunächst war im Roadbook gefordert, das eigene Auto neben einem möglichst großen Findling zu fotografieren, oder vor dem Nordkap-Globus, was so normalerweise nicht möglich ist. Weitere Beispiele gefällig? In St. Petersburg mussten die Teilnehmer eine Bar finden, um einen speziellen Aufkleber zu erhalten. Auf den Lofoten musste eine Kiste Bier ungeöffnet von Hamburg transportiert werden. Waren diese Bedingungen noch eher harmlos und angenehm, war es schon weit aus ekliger, eine geöffnete Dose mit Surströmming, also ein in der Dose vergorener Fisch, über 200 Kilometer im Auto zu transportieren. "Dass irgendetwas so schäbig riechen kann, war uns bislang nicht bekannt. Es war fast nicht auszuhalten", sind die Drei um eine Erfahrung reicher. Lustig war die Aufgabe, in Finnland ein Netz Kartoffeln zu kaufen und einen Fremden zu finden, dem man es schenken sollte. Dieser sollte die Drei einladen und, um die neue Freundschaft zu feiern, zusammen Bratkartoffeln machen und Wodka trinken. "Das klang schwierig, war aber überraschend einfach", so das Trio. Eine andere Aufgabe war es, das Auto als Schlitten zu verkleiden und damit den Polarkreis im Dorf des Weihnachtsmannes in Rovaniemi zu überqueren. Daneben gab es auch auf den ersten Blick auch unlösbare Aufgaben, wie mit einem Bär zu ringen oder auf einem Elch zu reiten, und das alles mit einem Kuchen in der Hand. Doch kreativ wurden diese Dinge gelöst.

Für jede gelöste und dokumentierte Aufgabe gab es Punkte, auch für das Zelten und Übernachten im Wald. "Für uns war aber Durchhalten und Ankommen das Ziel", lautete die Parole der Hochwälder, die sich weder von den Anforderungen noch von ihrem schadhaften Auspuff aufhalten ließen. Dieser war nämlich am dritten Tag in Schweden abgefallen und durfte den Rest der Reise auf dem Autodach mitfahren, was den Klang des Gefährts steigerte. Das Team Hochwald platzierte sich bei der Ankunft im guten Mittelfeld.

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