Weihnachtsbotschaft in vielen SpielartenVom Volk geliebt, vom Staat verboten

Nach dem Ansturm beim Weihnachtsmarkt und einer nachfolgenden etwas ruhigeren Zeit bekommt die Krippenausstellung im St. Wendeler Missionshaus derzeit wieder besonders viel Besuch. Manchmal sind es auch ganze Gruppen, die den Weg dorthin finden

Nach dem Ansturm beim Weihnachtsmarkt und einer nachfolgenden etwas ruhigeren Zeit bekommt die Krippenausstellung im St. Wendeler Missionshaus derzeit wieder besonders viel Besuch. Manchmal sind es auch ganze Gruppen, die den Weg dorthin finden. "Ich steh' an deiner Krippen hier": Viele Besucher denken sicher an das bekannte Lied des evangelischen Liederdichters Paul Gerhardt, wenn sie die Krippenausstellung im St. Wendeler Missionshaus aufsuchen. Alle diese Krippen vereinen in figürlichen Darstellungen die Personen, die in den beiden doch recht unterschiedlichen Berichten der Evangelisten Lukas und Matthäus von der Geburt und der frühesten Kindheit Jesu erwähnt werden. Die große Bandbreite der Szene im Stall von Bethlehem ist auch deshalb entstanden, weil der Maler und Initiator Karl Heindl und einige Mitstreiter die verschiedensten Materialien beim Bau verwendet haben. Neben vielen Einzelpersonen, die diese große Ausstellung mit über 450 Exponaten besuchen, kommt auch so manche Gruppe dorthin. Kurz vor Weihnachten war es eine Ministrantengruppe aus Urweiler. Sehr aufmerksam gingen die Kinder von einer Krippe zur anderen und schauten sie sich ganz genau an. Bei ihrem Rundgang wollten sie ihre Lieblingskrippe entdecken. Die elfjährige Lena Munkes fand die Handarbeitskrippe aus Stoff, Leder und Wolle am schönsten. Sie ist von einer Missionsschwester angefertigt worden. "Es fällt mir auf, dass Menschen und Tiere besonders große Augen haben", stellte das Kind fest. "Und die drei Könige, die gerade ankommen, waren sicher sehr reich, denn sie sind so vornehm gekleidet." Lena hatte auch entdeckt, dass Ochs und Esel Ohren aus Leder haben. Weil sie so schön glitzert, rückte der zwölfjährige Moritz Schaadt die Krippe in einer Amethyst-Druse aus Mexiko auf den ersten Platz. "Das Glasbild von der Geburt ist von Hand gearbeitet. Keine Maschine hätte es so schön anfertigen können", meinte der Junge. Die kleine Lampe scheint direkt auf das Jesuskind und hebt seine helle Farbe besonders stark hervor. Großartig fand Elisabeth Backes die Indianer-Krippe aus Santa Fe. Die handbemalten Figuren sind aus Porzellan. "Sie sehen alle so süß aus", freute sich das Mädchen beim Betrachten. Elisabeth hat die Szene genau studiert und dabei winzige Details gesehen, zum Beispiel ein Kätzchen und eine Taube. Marie Schaadt, zehn, hätte die fränkische Landschaftskrippe am liebsten mit nach Haus genommen, so gut gefällt sie ihr. "Die Fachwerkhäuser sind wunderschön, und Licht brennt hinter den Fenstern", berichtete sie ganz begeistert. Die Stadt auf dem Berg ist von einer Mauer umgeben, auf der Wachleute stehen. Durch die engen Gassen des Städtchens gehen Menschen. "Und vor dem Stadttor steht der Engel auf einem hohen Baumstumpf", entdeckte Marie. Die größte Krippe ist für die elfjährige Christina Berscheid auch die schönste, nämlich die Panorama-Krippe. "Wenn man hier alles sehen will, muss man schon lange stehen bleiben", sagte die Messdienerin. Nicht allein der Stall mit der Geburt Jesu und die große Unterkunft, die den Hirten gehört, haben Christina beeindruckt. Den Bach mit dem blau schimmernden Wasserlauf fand sie besonders schön. Und eine Menge Tiere sind ihr aufgefallen: Hunde und Ziegen, Gänse und Enten, Pferd und Hund. Eine Hirtenfrau hat Wäsche zum Trocknen aufgehängt. "Und ganz echt sieht der Engel aus, der vom Himmel herabschwebt." Die Krippenausstellung ist noch bis einschließlich 2. Februar täglich von zehn bis zwölf und von 14 bis 18 Uhr geöffnet. In der Heiligen Schrift werden Krippen im Zusammenhang mit der Geburt Jesu erwähnt. Beim Evangelisten Lukas heißt es: "Maria gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen. Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein Platz für sie war." Als Krippe wird auch die ganze figürliche Darstellung der Geburtsszene bezeichnet. Erstmals lassen sich Krippen als eigenständige Abbildung Mitte des 16. Jahrhunderts in Italien und Spanien nachweisen. Bald darauf sind sie auch in Süddeutschland zu sehen. Dort wurde ihre Entwicklung von den Jesuiten gefördert, die sie als Mittel zur Festigung des katholischen Glaubens gegen die Protestanten einsetzten. Eigener KunstbereichNach 1600 verbreitete sich Krippen rasch und wurden auch vom einfachen Volk gebaut und aufgestellt. Es liebte diese szenischen Darstellungen mehr und mehr. In der Zeit der Aufklärung wurden die Krippen vom Staat verboten. Dem heiligen Franz von Assisi wird nachgesagt, dass er 1223 die erste Krippe aufgebaut habe. Die Darstellung des Geschehens nahe der judäischen Stadt Bethlehem ist heute ein kleiner eigener Kunstbereich, in dem sowohl Ausdrucksformen als auch Materialien stark variieren. So sind Krippen in Kirchen, öffentlichen Gebäuden und Ausstellungen oft Nachbildungen heimischer Landschaften und Menschen. Selbstgebastelte Krippen erfreuen sich großer Beliebtheit. Jeder Krippenbauer kann hier seine persönlichen Details einbauen und den Geburtsort Jesu nach eigenen Vorstellungen gestalten. gtr

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