Kelten und Römer im Saarland Zwei Grabhügel zeugen von Bestattungskultur

Oberlöstern · In Oberlöstern können sich Besucher die Rekonstruktion eines gallo-römischen Gräberfelds aus dem zweiten Jahrhundert ansehen.

 Bei Oberlöstern können Besucher die Rekonstruktion von zwei Hügelgräbern besichtigen. Dies ist der Blick aus Richtung Osten.  

Bei Oberlöstern können Besucher die Rekonstruktion von zwei Hügelgräbern besichtigen. Dies ist der Blick aus Richtung Osten.  

Foto: Timo Lang

Kelten und Römer haben bereits vor über 2000 Jahren an der Saar gelebt. Und wo Menschen leben, sterben sie natürlich auch. Eine Stelle, die Rückschlüsse auf die Bestattungskultur früherer Zeiten zulässt, befindet sich in Oberlöstern. Hier gab es einst ein gallo-römisches Gräberfeld. Die 2000 und 2001 vorgenommene Rekonstruktion der beiden Grabhügel können Besucher heute besichtigen.

Die beiden Grabhügel wurden in Trägerschaft der Kulturstiftung Kreis Merzig-Wadern rekonstruiert. „Es ist nicht bekannt, wie hoch die beiden Grabhügel waren“, erläutert Wolfgang Adler vom Landesdenkmalamt. Genauso wenig sei die genaue Höhe der Einfassungsmauern, welche vor Ort teilweise im Original zu sehen sind, bekannt. Mit einem ist sich der Experte jedoch sicher: „Das sind sehr mächtige Monumente gewesen.“ Grabhügel wie die bei Oberlöstern seien aufgrund ihrer Aufwendigkeit eine eher ungewöhnliche Bestattungsform gewesen. Mit keltischen Traditionen haben diese wohl nichts zu tun, erklärt er weiter. Die Wurzeln dieser Bestattungsform seien vielmehr in Italien zu finden.

„Die Darstellung im Gelände ist sehr eindrucksvoll“, findet Adler. Dass die Rekonstruktion so gut gelungen sei, liege an dem guten Grabungsbefund, der in Oberlöstern gemacht wurde. Mit der wissenschaftlichen Aufarbeitung des Gräberfelds haben sich Sandra Schröer und Timo Lang an der Universität Mainz befasst. Insgesamt freigelegt wurde dabei eine Fläche von etwa 50 mal 23 Metern. Dabei handelt es sich um den Bereich der beiden Grabhügel, bei denen es sich aber nur um einen kleinen Teil des tatsächlichen Bestattungsplatzes handelt. Denn auch circa 180 Meter weiter östlich wurden bei landwirtschaftlichen Arbeiten Aschengruben gefunden.

Eins der Ergebnisse der Aufarbeitung: Zwischen den beiden Grabhügeln befand sich wahrscheinlich ein großes Grabdenkmal von sechs Metern Höhe. Dieses erhob sich auf einer Basisfläche von etwa 2,55 mal zwei Metern. Über einem dreistufigen Unterbau wird ein Sockel mit vierzeiliger Inschrift vermutet. Das Hauptgeschoss zierte ein Hochrelief mit der Darstellung einer Frau und eines Mannes. Die beiden Personen trugen gallische Tracht, die aber auf römische Art mit umfangreichem Faltenwurf dargestellt wurde. Die Frau hielt eine Schale mit Früchten, welche als Fruchtbarkeitssymbol gedeutet werden kann. Der Mann trägt einen „Codex Ansatus“, also zusammengebundene Schrifttäfelchen. Die Geste seiner Finger kann mit einer Betonung der eigenen Person in Verbindung gebracht werden.

Durch die untersuchten Fragmente der Inschrift liegt die Vermutung nahe, dass es sich bei den dargestellten Personen um ein Ehepaar handelt. Die Inschrift des Grabes ist jedoch nur teilweise erhalten, weshalb die Aussagekraft beschränkt ist. Auf dem oberen Gesims befanden sich wohl zwei Köpfe mit so genannten „Phrygischen Mützen“, darüber ein Schuppendach, das von einem korinthischen Kapitell und einem Pinienzapfen bekrönt wurde.

Die Grabhügel selbst hatten quadratische Umfassungsmauern von 18,5 mal 18,5 beziehungsweise 16 mal 16 Metern. Die Grabhügelaufschüttung soll mindestens 2,60 Meter hoch gewesen sein. Für einen der Hügel ist eine Bekrönung nachgewiesen. Diese setzte sich aus einem Stein mit einem aufgesetzten Pinienzapfen zusammen. Die Grabhügel wurden, so zeigen die Bodenfunde, über einem Teil der bereits bestehenden Aschengräber errichtet. Durch Scherben, die unter dem Fundament der Umfassungsmauer gefunden wurde, liegt eine Datierung in die zweite Hälfte des zweiten Jahrhunderts nach Christus nahe. Zwischen den beiden Hügeln befanden sich ein kleiner Altar sowie eine oberirdisch aufgestellte Aschenkiste.

 Ein lebensgroßer Reliefkopf eines Mannes vom Pfeilergrabmal gehört zu den Funden.

Ein lebensgroßer Reliefkopf eines Mannes vom Pfeilergrabmal gehört zu den Funden.

Foto: Timo Lang
 Hier zu sehen ist eines der Brandgräber aus der zweiten Hälfte des ersten Jahrhunderts nach Christus im Ausgrabungszustand.

Hier zu sehen ist eines der Brandgräber aus der zweiten Hälfte des ersten Jahrhunderts nach Christus im Ausgrabungszustand.

Foto: Landesdenkmalamt des Saarlandes
 Ein Bekrönungspfeiler eines der Grabhügel aus der zweiten Hälfte des zweiten Jahrhunderts ist im Waderner Stadtmuseum ausgestellt.

Ein Bekrönungspfeiler eines der Grabhügel aus der zweiten Hälfte des zweiten Jahrhunderts ist im Waderner Stadtmuseum ausgestellt.

Foto: Christina Pluschke

Eine Tafel vor Ort gibt Besuchern einen Überblick über die Lage der Teile der Anlage. Die Monumentalgrabhügel liegen an der Strecke der zehnten Etappe des Saarland-Rundwanderwegs, welche auf 20 Kilometern von Nonnweiler nach Weiskirchen führt.

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