Noswendel WM-Boliden pflügen sich durch die Naturlandschaft

Noswendel · Bund, Saarwald-Verein und Nabu kritisieren Rallye-Wertungsläufe in Naturschutzgebieten.

(cbe) Die drei staatlich anerkannten Naturschutzvereinigungen Bund, Nabu und Saarwald-Verein haben das saarländische Umweltministerium kritisiert, weil dieses für die ADAC-Deutschland-Rallye im August das Befahren von ausgewiesenen Naturschutzgebieten gestattet – darunter auch das Areal „Noswendeler Bruch“ bei Wadern.

 In einer Erklärung der drei Verbände heißt es: „In Naturschutz- und Natura-2000-Gebieten hat der Schutz von Natur und Landschaft Vorrang vor anderen konkurrierenden Nutzungen, weshalb dort ein nicht privilegiertes Befahren und im Falle rechtskräftig ausgewiesener Natura 2000-Gebiete explizit sogar Motorsportveranstaltungen außerhalb dort vorhandener klassifizierter Straßen grundsätzlich verboten sind.“ Dieses Verbot habe das Ministerium für die vom 16. bis 20 August geplanten Wertungsprüfungen der ADAC Rallye Deutschland, die im Landkreis St. Wendel und im Kreis Merzig-Wadern veranstaltet werden, vorübergehend aufgehoben.

„Offensichtlich genügt es im Land der kurzen Wege bereits, anzuführen, man sei von den naturschutzrechtlichen Gegebenheiten überrascht worden und der enge Zeitrahmen lasse eine Korrektur leider nicht mehr zu, um eine unzumutbare Belastung für den Veranstalter zu begründen“, kritisiert Christoph Hassel, BUND-Landesvorsitzender. „Die Etablierung des Serviceparks der Deutschland-Rallye am Bostalsee, ohne die Eignung der im Umfeld vorgesehenen Wertungsprüfungsstrecken zuvor naturschutzfachlich geprüft zu haben, ist sicherlich kein professionelles Vorgehen“, führt Ulrich Heintz, Vorsitzender des Nabu Saar, weiter aus.

„Im Rahmen der bisher geführten Gespräche mit der Spitze des Umweltministeriums und dem Veranstalter ADAC haben wir den Eindruck gewonnen, dass die Oberste Naturschutzbehörde vom saarländischen Innenministerium erst viel zu spät über die Rallye-Pläne der kommenden Jahre informiert wurde“, ergänzt der Landesvorsitzende des Saarwald-Vereins,  Aribert von Pock. Dennoch werden die drei Naturschutzverbände in diesem Jahr nach eigenem Bekunden vorerst noch keine juristischen Schritte gegen die in ihren Augen „zweifelhafte Befreiungspraxis“ einleiten, zumal in den Bescheiden der Obersten Naturschutzbehörde neben strengen Auflagen von einem „einmaligen Störereignis“ gesprochen wird „und eine Wiederholung dieser speziellen befreiungsbegründenden Situation nicht zu befürchten stehe“. Dies soll nach Auslegung der Verbände im Klartext heißen, „dass ab dem kommenden Jahr von Veranstalterseite ein vorausschauendes Planungskonzept unter Aussparung von Schutzgebieten vorzulegen ist und erneut vorgebrachte Zeitengpässe keine befreiungsbegründende Rolle mehr spielen werden“.

Abschließend bekräftigen die drei Verbände in ihrer gemeinsamen Erklärung: „Trotz dieses dem ADAC gegenüber mehr als fairen Zugeständnisses, um den diesjährigen Rallye-Weltmeisterschaftslauf möglicherweise nicht im letzten Moment noch absagen zu müssen, werden die Verbände im kommenden Jahr nicht zögern, beim erneuten Eintreten einer derart unbefriedigenden Situation unverzüglich Rechtsmittel einzulegen.“

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