St. Sebastianus in Nunkirchen Wie ältere Menschen durch die Pandemie kamen

Nunkirchen · Im Seniorenheim St. Sebastianus in Nunkirchen wurden während des Corona-Lockdowns die Bewohner digital geschult.

 Das Führungsteam des Seniorenheimes St. Sebastianus Nunkirchen vor der Kapelle (von links): Sabine Lang, Melanie Werron-Lauk und Gabi Britz

Das Führungsteam des Seniorenheimes St. Sebastianus Nunkirchen vor der Kapelle (von links): Sabine Lang, Melanie Werron-Lauk und Gabi Britz

Foto: Ute Keil

Kaum eine Bevölkerungsgruppe wurde von der Corona-Pandemie so gebeutelt wie die Bewohnerinnen von Senioren- und Pflegeheimen und die Menschen, die sich um deren Wohlergehen kümmern. „Vor allem in der Zeit, als überhaupt keine Besuche möglich waren, gab es bei vielen körperliche und kognitive Einbrüche“, erzählt Sabine Lang, die Leiterin des Seniorenheimes St. Sebastianus in Nunkirchen.

Sie und ihre Mitstreiterinnen Melanie Werron-Lauk und Gabi Britz haben gemeinsam mit dem gesamten Pflegeteam alles Menschenmögliche getan, um den Bewohnern und ihren Angehörigen diese schwierige Phase zu erleichtern. Dabei haben sie eine erstaunliche Kreativität entwickelt. Den gesamten Lockdown hindurch gab es regen Telefonkontakt mit Angehörigen und Betreuern. Immer wieder kamen Sorgen und Ängste zur Sprache, Unzufriedenheit mit den Corona-Maßnahmen und Fragen nach dem Befinden ihrer Lieben.

Die Arbeitszeit einer Pflegekraft ist mit den alltäglichen Aufgaben auch ohne Corona schon vollständig ausgefüllt. Jetzt müssen Besucher in Empfang genommen werden, den Nachweis über die 3G-Regel erbringen, ihren Anmeldeschein ausfüllen und sich gegebenenfalls testen lassen. Dafür mussten Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen geschult und auch zusätzlich Personal eingestellt werden. „Immer wieder mussten wir uns – oft auch kurzfristig – an neue Vorschriften und Hygienemaßnahmen anpassen und sie für die Bewohner und ihre Angehörigen transparent machen“, erklärte Werron-Lauk. Die meisten Leute reagieren verständnisvoll und besonnen. Manche lassen aber auch ihren Frust her­aus und dann heißt es ruhig bleiben und zuhören

Erfreulicherweise gab es im Haus St. Sebastianus nur wenige vereinzelte Corona-Fälle, aber trotzdem darf die Aufmerksamkeit nicht erlahmen. „Persönliche Kontakte und körperliche Berührungen sind eigentlich durch nichts zu ersetzen“, meinte Britz, „aber wir haben uns dennoch einiges einfallen lassen.“

Geduldig wurden etliche Bewohner an die sozialen Medien herangeführt, um sich per Video oder WhatsApp Auge in Auge mit ihren Lieben unterhalten zu können. Es wurden Tablets angeschafft – eines mit vorinstalliertem Skype wurde sogar gespendet. Die Angehörigen bekamen regelmäßig Post. Zu Weihnachten wurden eigens Postkarten gedruckt, damit die Verwandten daheim gegrüßt werden konnten.

Es gab Fensterkonzerte mit überwiegend ehrenamtlich auftretenden Musikern. Einmal gelang es sogar, den SR 3 mit „Spaß auf der Gass“ nach Nunkirchen zu holen. Es wurden mehrere Besuchsräume eingerichtet und bei gutem Wetter auch der Außenbereich genutzt und Besuche am Fenster arrangiert.

„All das hätten wir ohne das Riesenengagement unserer Mitarbeiterinnen nie zuwege bringen können“, betonte Lang. Sie haben alles gegeben, um die Ängste und Sorgen der Bewohner aufzufangen. „Was die geleistet haben, kann man gar nicht genug würdigen, da reicht kein öffentliches Händeklatschen.“ Die Leiterin lobte auch den Einsatz der Kirchengemeinde und die Unterstützung durch die fast 20 Ehrenamtlichen, die immer wieder anfragen und einspringen, wenn Hilfe gebraucht wird.

Alle werden froh sein, wenn die Pandemie vorbei ist und wieder so etwas wie Normalität einkehrt. Aber einen Vorteil hat die Krise nach Ansicht der drei Führungskräfte gebracht: Alle, das Team, die Bewohnerinnen und Bewohner, deren Angehörige und die freiwilligen Helferinnen und Helfer, sind in dieser Zeit auf eine Weise zusammengewachsen, die ohne Corona nicht möglich gewesen wäre – jedenfalls nicht in so kurzer Zeit.

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